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Kategorie: Alltag
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Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Was für eine ereignisreiche Woche: Der Ukraine-Konflikt bestimmte die Nachrichten, Sturmtief "Ylenia" sorgte in Deutschland für Aufregung und natürlich hat auch Corona wieder eine große Rolle gespielt. Sowohl beim Ukraine-Konflikt als auch bei Corona hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine besondere Rolle: Im einen Fall reiste er nach Moskau, um mit Russlands Präsident Putin zu reden, während er in dem anderen Fall das Ende fast aller Maßnahmen verkündete.

Nur bei "Ylenia" hatte er nichts zu tun. Apropos "Ylenia": In Hamburg weiß man jetzt, dass seeschlagfeste Scheiben von Schiffen nicht immer auch wirklich seeschlagfest sind. Zum Glück wurde bei dem Zwischenfall niemand schwer verletzt.


Das Ende (fast) aller Maßnahmen

Im Newsletter der vergangenen Woche hatte ich es schon erwähnt: Der 20. März soll der Stichtag für das Ende der meisten tiefgreifenden Corona-Maßnahmen sein - sofern die Lage im Gesundheitswesen dies zulässt. Die einzelnen Schritte bis dahin können Sie hier nachlesen. Was danach noch bleiben soll: Die Maskenpflicht in Bus und Bahn sowie in Innenräumen. Das Problem daran: Noch gibt es dafür und für eventuelle weitere in der Zukunft notwendige Maßnahmen keine gesetzliche Regelung. Die Bundesregierung hat also noch einiges an Arbeit vor sich.

Wer nun glaubt, dass die Pandemie damit offiziell beendet sei, vergisst jedoch, dass wir in den vergangenen zwei Jahren immer einen ziemlich entspannten Frühling und Sommer hatten und die Zahlen im Herbst wieder deutlich anstiegen. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass das in diesem Jahr nicht viel anders aussehen wird. BioNTech-Gründer Ugur Sahin geht sogar davon aus, dass wir noch die nächsten zehn Jahre mit dem Virus leben müssen. Omikron wird vermutlich nicht die letzte Variante gewesen sein. Man denke nur an den noch schneller übertragbaren Omikron-Subtyp BA.2, der seinen Anteil in Deutschland inzwischen auf 14,9 Prozent steigern konnte. Nach Daten der WHO ist weltweit jede fünfte Corona-Infektion eine BA.2-Infektion.

Warum der für den 20. März häufig verwendete Begriff "Freedom Day" falsch ist, beschreibt übrigens die Kollegin Vera Wolfskämpf auf tagesschau.de.

Und sollte Ihnen in den sozialen Medien irgendwo eine Umfrage der "Corona-Initiative Deutscher Mittelstand" begegnen, mit welcher die Kritik an den Corona-Maßnahmen untermauert werden soll, dann sollten Sie dazu diesen Faktenchecker auf tagesschau.de lesen, in dem beschrieben wird, warum diese Umfrage trotz einer hohen Teilnehmerzahl alles andere als repräsentativ ist. Sie wurde nämlich primär in entsprechenden Telegram-Gruppen verbreitet. Mein Lieblingssatz aus diesem Artikel: "Würde man in einem vollen FC-Bayern-Stadion eine Umfrage dazu machen, welcher Fußballverein der beste sei, käme man wohl auch auf 60.000 Stimmen - bei einem Ergebnis, dass man sich denken könne."
 

Was ist mit der Impfpflicht?

Das Thema Impfpflicht hat derweil keine weiteren Fortschritte gemacht. Die allgemeine Impfpflicht, die man eigentlich für Ende Februar oder Anfang März angepeilt hatte, ist noch immer in weiter Ferne, während bei der einrichtungsbezogenen Impfpflicht zwar immerhin ein Start-Datum steht, ansonsten aber noch viele Fragen offen sind. Am Wochenende gingen in Fulda hunderte Pflegekräfte dagegen auf die Straße.

Für ungeimpfte Pflegekräfte, die auf den Impfstoff von Novavax warten, gibt es eine gute Nachricht: Schon nächste Woche sollen die ersten Novavax-Impfdosen in Deutschland ankommen. Im Kreis Kassel zum Beispiel sind bereits Impfungen mit dem Corona-Impfstoff von Novavax für Pflegekräfte buchbar. Geimpft werden soll am 2. und 23. März.

Wer hingegen darauf gewartet hat, dass der an Omikron angepasste Impfstoff von Biontech oder Moderna auf den Markt kommt, wird noch ein wenig länger warten müssen. Vielleicht sogar sehr viel länger: Der Biontech-Impfstoff verschiebt sich von Ende März auf April oder Mai, während der Moderna-Impfstoff womöglich erst im August verfügbar sein wird. Es könnte allerdings sein, dass es dann auch schon zu spät ist: Die Omikron-Welle ist auch in Deutschland langsam am Abflachen, und ob dieser Impfstoff dann auch für die nächste Variante einen nennenswerten Vorteil bringt, ist offen. Hinzu kommt, dass erste Ergebnisse zeigen, dass ein Booster mit dem Omikron-Impfstoff auch nicht viel besser schützt als ein Booster mit den bereits verfügbaren Impfstoffen.


Zahlen geben Anlass für Optimismus

Und weil ich grad bei sinkenden Zahlen war: Der Abwärts-Trend, der sich vor einer Woche angedeutet hatte, hat sich zum Glück fortgesetzt. So ist die Sieben-Tage-Inzidenz inzwischen auf 1.273 gefallen. Bei Kindern zwischen fünf und vierzehn Jahren, bei denen die Inzidenz vor Kurzem noch über 4.000 lag, ist sie jetzt auf 2.737,66 gesunken. Auch der R-Wert ist weiter am Sinken. Leider gilt der Abwärtstrend auch für die Impfungen: Am 17.2. kamen nur noch 881 Erstimpfungen dazu. Damit sind aktuell 76,4 Prozent der Menschen in Hessen mindestens einmal geimpft.

Und jetzt hätte ich noch kurz diese drei Themen für Sie: Die Landesregierung hat die Regeln zum Umgang mit positiven Coronafällen in Kita-Gruppen neu gefasst. Wie genau der jetzt aussieht, können Sie hier nachlesen.Hessen hat das zweite Corona-Jahr finanziell überraschend gut überstanden und konnte den Haushalt 2021 ohne neue Schulden abschließen. Hoffen wir mal, dass das beim Haushalt 2022 genauso sein wird.Ich habe diese Woche in der Hessenschau zwei Berichte gesehen, die mich sehr beeindruckt haben und die ich Ihnen deswegen hier nahelegen möchte. Im ersten Beitrag geht es um den finanziellen Überlebenskampf eines Frankfurter Club-Betreibers in der Pandemie und im zweiten Beitrag um ein Taxi-Unternehmen in Offenbach. Vielleicht sollte man einfach mal wieder Taxi fahren ...

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