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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2019 08 26 um 07.53.50EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER 57. VIENNALE 24. OKTOBER – 6. NOVEMBER 2019, Teil 1/2

Anna von Stillmark

Wien (Weltexpresso) - "Sehr geehrte Damen und Herren! Wir dürfen Sie heute über den aktuellen Stand der Vorbereitungen für die Viennale 2019 informieren.," so  begann die Pressekonferenz der diesjährigen Viennale. Das Festival findet in diesem Jahr von 24. Oktober bis 6. November statt. Die Pressekonferenz bringt nicht nur die ersten Filme als feststehende Programmpunkte der Viennale an die Öffentlichkeit, sondern  gibt auch die ersten Plakatsujets.bekannt, die das jeweilige Thema visualisieren.

Im Festival gibt es Schwerpunkte und die jeweilige Retrospektive. Natürlich wird der gegenwärtige Stand an Filmen, die laufen werden, durch  ständige aktualisierte Informationen auf der Website www.viennale.at,  ergänzt.Die Programm-Pressekonferenz findet am 15. Oktober um 18 Uhr im Stadtkino statt. Der Ticket-Vorverkauf startet am 19. Oktober um 10 Uhr.

Hier die Plakatintentionen: VIENNALE 2019, Selbstbeschreibung

Eine Viennale, die sich ändert und verjüngt: Das ist eine der Assoziationen, die das diesjährige Festival-Sujet nahelegt. Die Schlange, die sich erneuern kann, indem sie ihre alte Haut abwirft, wird seit der griechischen Antike mit heilenden Kräften assoziiert und ist daher im Äskulapstab als Symbol der Arzneikunde erhalten geblieben. Wir sehen in ihr die ehrwürdige Sehnsucht nach Wissen und Gelehrsamkeit symbolisiert, derentwegen sie oftmals in die Rolle eines unbequemen Antagonisten gedrängt worden ist, und wir befreien sie von dem Image der Heimtücke und Boshaftigkeit, das sich an sie geheftet hat. In diesem Sinne beschwört die Schlange der Viennale ein Kino der Ofenheit, das sich nach Entdeckungen sehnt: Ein Kino, das von den Manipulationen der Medien heilt.

Dieses Kino ist mitreißend und faszinierend und hat die Fähigkeit, Sinne und Augen zu öfnen; vergleichbar der Schlange, die ihre Augen niemals schließt. Die Schlange lässt auch in ihrer Form und ihrer Art der Bewegung an das Kino denken, mühelos assoziiert man sie mit dem abrollenden Filmstreifen. Mit ihrer Geschmeidigkeit, Wandelbarkeit und Unberechenbarkeit ist sie ein Subjekt in ständiger Verwandlung, und in der Lage, sich der Umgebung anzupassen, sich auf die Umwelt einzustellen. In seiner grafischen Gestaltung und an der Oberfläche spielt das Sujet zudem mit unterschiedlichen Bewegungen, die sich in verschiedene Richtungen ausdehnen. Ein weiteres Leitmotiv: gegen die Ränder-Drängen, Räume-Erweitern, sich gegen jede Katalogisierung-Wehren. Diesen Spannungsimpuls auf jenes richtend, das außen, fern vom Zentrum und jenseits der Grenzen steht, haben wir ein Programm zusammengestellt, das unkonventionelle Intentionen erforscht, und das, um möglichst vielen Dingen auf den Grund gehen zu können, auf ausgewogene Weise sowohl etablierte als auch vielversprechende neue Autoren und Autorinnen und Filme aus verschiedenen ökonomischen Kontexten einschließt.

Ein Still aus dem Film NUSJA DHE SHTETRRETHIMI (THE BRIDE AND THE CURFEW) von Kristaq Mitro und Ibrahim Muçaj – 1978 in einem Teil des kommunistischen Jugoslawien gedreht, der heute zu Albanien gehört – dient als Plakatmotiv der diesjährigen, in Kollaboration von Viennale und Filmmuseum entstandenen Retrospektive. Die Auswahl von etwa fünfzig Titeln aus ganz Europa ist einem Genre gewidmet, das nach dem Zweiten Weltkrieg als Resultat geopolitischer Spannungen jahrelang die nationale Kinoproduktion bestimmter Länder repräsentierte. Diese Retrospektive hat also einen grundlegenden Teil unserer Geschichte zum Inhalt, und sie erzählt davon vermittels von Ideologien, aber auch mit Hilfe politischer Ideen: Ideen, die im Gegensatz zu jenen stehen, die das herrschende System erlaubt, Ideen, die den Geist des Antifaschismus feiern.

O Partigiano! Pan-European Partisan Film präsentiert Filme – 35mm-Kopien aus den wichtigsten europäischen Film archiven –, die sich im Ton und in der Absicht unterscheiden, die aber heute mehr denn je der Notwendigkeit von Widerstand und Widerspruch neue Dringlichkeit verleihen können. Wer sich den Details des Programms widmet, wird feststellen, dass sich die Filme gegenseitig wachrufen: Als Stimmen aus unterschiedlichen Teilen der Welt, die über die Auswahl ihrer Themen und in ihrer Suche nach dem Stil miteinander verbunden sind. Als Dialoge zwischen verschiedenen Gegenden und zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Als Filme, die Reisen sind auf der Suche nach den Wurzeln, nach der Geschichte, nach der Identität von Gesellschaften und Individuen. Filme, die sich in tierischer oder pflanzlicher Natur spiegeln, um etwas wiederzufinden, was verloren gegangen ist. Filme, die von der Notwendigkeit erzählen, einander anzuerkennen, einander zu verstehen und jeweilige Verschiedenheiten zu würdigen. Es ist ein Programm, das in der Vielfalt der abgebildeten Stile explizit auch ein Bewusstsein ofenbaren will: für das Kino als Übung und Mittel der Politik. Ein Kino, das in seinem Wesen Erinnerung und Widerstand sein will, heute mehr denn je.

Foto:
Plakat

Info:

Auswahl aus dem Hauptprogramm A DOG CALLED MONEY AMAZING GRACE AND THEN WE DANCED ANG HUPA ASÍ HABLÓ EL CAMBISTA CHUN NUAN HUA KAI DIE DOHNAL DIESER FILM IST EIN GESCHENK HONEYLAND ICH WAR ZUHAUSE, ABER ... IL TRADITORE IT MUST BE HEAVEN LA MISÉRICORDE DE LA JUNGLE LE JEUNE AHMED LITTLE JOE LONGA NOITE MIDNIGHT FAMILY OLANDA RÉPERTOIRE DES VILLES DISPARUES SERPENTÁRIO SPACE DOGS SYNONYMES VARDA PAR AGNÈS VENDRÁ LA MUERTE Y TENDRÁ TUS OJOS VITALINA VARELA Seamus Murphy, IRL/GB 2019 Alan Elliott, Sydney Pollack, USA 2019 Levan Akin, S/Georgien/F 2019 Lav Diaz, Philippinen 2019 Federico Veiroj, Uruguay/Argentinien 2019 Ivan Markovic´, Wu Linfeng, D/China/SRB 2019 Sabine Derflinger, A 2019 Anja Salomonowitz, A 2019 Ljubomir Stefanov, Tamara Kotevska, MK 2019 Angela Schanelec, D/SRB 2019 Marco Bellocchio, I/F/D/Brasilien 2019 Elia Suleiman, F/Katar/D/Kanada/Türkei 2019 Joël Karekezi, B/F 2019 Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne, B/F 2019 Jessica Hausner, A/GB/D 2019 Eloy Enciso, E 2019 Luke Lorentzen, Mexiko/USA 2019 Bernd Schoch, D 2019 Denis Côté, Kanada 2018 Carlos Conceição, Angola/P 2019 Elsa Kremser, Levin Peter, A/D 2019 Nadav Lapid, F/Israel/D 2019 Agnès Varda, F 2018 José Luis Torres Leiva, Chile 2019 Pedro Costa, P 2019
Viennale vom 24. Oktober bis 6. November
www.viennale.at