Wiedergesehen, Wiedergelesen, Wiedergehört, Teil 7
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Doch, es sind ab irgendwann fünf Frauen, denn zuerst nimmt man in Ruhe vier wahr. Sie werden uns nämlich Frau für Frau serviert, so daß man sie erst einmal einzeln kennenlernt. Das beginnt mit Anna (Korinna Krauss), die in einem großen Fahrzeug anrollt, gefahren von ihrem Mann, bei ihr läuft alles immer so, wie sie es plant. Passiert etwas Ungeplantes, ist sie ganz schön hilflos. Darauf kommen wir noch zurück!
Nora (Kaya Marie Möller) fährt selber und Ginette (Julia Dietze) geht zu Fuß, ach was, sie kommt von oben und umfängt mit ausgebreiteten Armen auf’s Haus zulaufend die ganze Welt. Die wird auch die sein, die Gelegenheiten, Liebe zu machen, nutzt, aber nicht so ganz diesseits ist und leicht verschwindet. Da hat man sich seitens des Drehbuchs wirklich Mühe gegeben mit der Anreise der Frauen, denn Stephanie (Julia Dietze) hat einen guten Grund erst später, am nächsten Tag zu kommen, im sie im Auto, aber sie lenkt und als ihr Freund John (Mickey Hardt) ihr dumm kommt, stoppt sie dramatisch den Wagenund wirft ihn unterwegs aus selbigen. Wir wissen da noch nichts, aber der gute John wahrscheinlich schon, denn er hatte mit Nora eine Affäre, an die Stephanie nicht gerne erinnert wird. Fehlt noch die Gastgeberin Marie (Anna König), zu deren Haus, bzw. dem Haus ihrer Eltern in Südfrankreich alle unterwegs sind, wie jedes Jahr, wo sie, die Kindheitsfreundinnen, ein Wochenende gemeinsam verbringen.
Wäre auch für Stephanie sinnvoller gewesen, rechtzeitig da zu sein, denn am ersten Tag gehen die Hämmer schon los. Ginette hat es mit den wahnerzeugenden Pilzen, die im Salat nicht weiter auffallen, aber diejenigen fallen auf, die sie gegessen haben. Ob es ohne die Pilze anders weitergegangen wäre. Mit Sicherheit. So aber geht die überraschende Anwesenheit eines Mannes ins Haus, den Marie entdeckt, übel aus, denn Nora und Anna fühlen sich aufgrund der Pilze bärenstark und bringen den Eindringling einfach um. Sicher hat die Fülle dessen, was sich ereignet damit zu tun, daß es sich um das Debüt des Regisseurs Olaf Kraemer handelt, der sich mit der Geschichte von mehreren Frauen, die dennoch um Männer kreist, viel Mühe geben hat. Zu viel Mühe, was das Gegenteil von Leichtigkeit ist, die aber angestrebt wird.
Schon kommt der nächste Mann (Stefano Cassetti) ins Refugium der Frauen, der dort nichts zu suchen hat. Aber er sucht selber. Er sucht seinen Bruder, der das Haus erkunden wollte, aber nicht wiederkam. Zudem ist er stumm, weshalb er sich zusätzlich sorgt. Spätestens hier stockt man, denn das ist doch an den Haaren herbeigezogen, daß einer seinen stummen Bruder losschickt, was herauszubekommen. Eigentlich hatte man aber schon mehrmals den Atem angehalten, weil einem das Geschehen weniger Südfranzösisch als Spanisch vorkommt: das mit dem Mord im Rausch der beiden Frauen, die im bürgerlichen Leben eine Anwältin und eine Ärztin darstellen.
Doch, doch, es gibt für alles eine Erklärung. Auf jeden Fall hat die Hausherrin Marie allen Grund, auf Männer sauer zu sein, sich vor ihnen zu fürchten. Erst jetzt kommt heraus, daß sie vergewaltigt worden war und allen Grund hat, Männer zu meiden, sich zu fürchten und sich zu rächen.
Doch dann gibt es noch ein unterschwelliges Problem. Die so einfachen wie starken Kindheitsfreundschaften der heute ausgewachsenen Frauen bestehen nicht mehr. Die Entwicklung der fünf Frauen ist zu unterschiedliche verlaufen. Es gibt eigenständige Frauen, aber auch die, die sich an Männer anlehnen müssen. Nichts ist mehr rund und das äußere Geschehen mit Mord kommt einem eher vor wie die Abrechnung der Frauen untereinander. Da hat man noch eine ganze Menge damit zu tun, diese Geschichte für sich zu sortieren und ihr einen Sinn zu geben, den man wirklich erst mal suchen muß, aber nicht unbedingt findet.
Foto:
Umschlagabbildung
Info:l
5 Frauen
Startdatum als Film am 4.05.2017
FSK12
Regie
Olaf Kraemer
Darsteller
Anna König Kaya Marie Möller Odine Johne Korinna Krauss Julia Dietze Stefano Cassetti
Genre: Thriller
Als DVD
FSK-Einstufung: 2
Studio: Universum Film UFA
Veröffentlichungsdatum: 10.11.2017