TV-Tipp für Montag, 16. Juni 2025 bei 3SAT
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt (Weltexpresso) – Die Dunkle Europäische Honigbiene (Apis mellifera mellifera) ist eine natürlich entstandene Unterart der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera). Sie ist die einzige auf der Alpennordseite ursprünglich einheimische Honigbiene und der Urtyp aller Honigbienen. Sie war über Jahrtausende die Honiglieferantin für die Menschen, da sie perfekt an Flora und Klima in Mitteleuropa angepasst war.
Ihre Verdrängung durch Zuchtformen sowie ihre Bekämpfung, um Kreuzungen zu verhindern, haben dazu geführt, dass die Dunkle Biene, die als einzige endemische Honigbiene, in zahlreichen europäischen Waldgebieten von Frankreich bis Sibirien vorkam, seit den 1970er Jahren aus Deutschland verschwunden ist. Jetzt gilt sie nicht nur in Deutschland, sondern in weiten Teilen Europas beinahe als ausgestorben.
Die Naturdokumentation zeigt das Leben wild lebender Honigbienen, die seit Urzeiten ohne Imker in den Wäldern ausgekommen sind. Es ist ein Leben in enger Verbindung mit Vögeln, Fledermäusen, anderen Insekten, Bäumen, Blütenpflanzen und vielen weiteren Lebewesen.
Die ″normalen″ Bienen-Varietäten, denen man im Frühling z.B. in den Obstbäumen beim Bestäuben der Blüten zusehen kann, sind ganz unterschiedlich gefärbt. Manche Arbeiterinnen sind grau, andere tragen orangefarbene Flecken, wieder andere haben einen gelben Hinterleib. Nur eine der unterschiedlichen Honigbienen-Varietäten ist in Deutschland nicht mehr zu sehen: eine große, dunkel gefärbte Biene mit schmalen Filzbinden auf dem Hinterleib. Das ist die Dunkle Europäische Honigbiene.
Die Dunkle Biene war im Gegensatz zu ihren Schwestern, der gelbgefärbten Italienischen Biene, der grauen Krainer Biene, der gelbgescheckten Buckfastbiene und all den anderen Kreuzungen perfekt an die Pflanzen und an das Klima in Mitteleuropa angepasst.
Die Bienenvölker der Dunklen Europäischen Honigbiene sind frei lebend und haben sich auf eine besondere Nische im Lebensraum Wald spezialisiert. Die Bienenvölker sind dabei auf Spechte und deren Höhlen angewiesen. Von der Biene profitiert wiederum eine Reihe anderer Waldbewohner. So kämpft sie gegen Wespen und räuberische Schmetterlinge, fällt aber selbst auch allerhand Räubern zum Opfer. Die wilden Honigbienen bestäuben also nicht nur Millionen von Blüten, sondern werden auch zu Millionen gefressen. Die Dunkle Honigbiene nimmt damit eine Schlüsselrolle in der Ökologie der Wälder ein. Dennoch verschwand sie fast vollständig aus Mitteleuropa.
Es gibt aber auch noch andere Waldbewohner, die die verlassenen Höhlen der Spechte nutzten wie Fledermäuse oder andere Vogelarten wie Tauben, Kleiber oder Meisen.
Auch nachdem ein frei lebendes Bienenvolk verstorben ist, gibt es Mäuse, Wachsmotten und andere Tiere, die die Hinterlassenschaften der Bienenvölker noch verwerten können…
Der Naturfilmer und Regisseur Jan Haft, der auch für das Drehbuch und die Kamera verantwortlich ist, begibt sich auf eine spannende Suche nach der Dunklen Honigbiene. Die Naturdokumentation zeigt das Leben wild lebender Honigbienen, wie sie seit Urzeiten ohne Imker in den Wäldern auskommen, wie ihre Verbindung zu anderen Tieren und Pflanzen des Waldes ist und verdeutlicht dadurch ihre bedeutende Rolle in der Natur. Dabei wurden aber hauptsächlich verwilderte ″normale″ Bienenvölker gefilmt, da immer wieder schwärmende Völker nicht vom Imker eingefangen werden können, sie dann z.B. in einer ehemaligen Sprechhöhle in einer Buche ihre Waben bauen und die Dunkle Biene doch nur noch extrem selten freilebend gefilmt werden kann.
Der Filmemacher führt mit seiner bildstarken und einfühlsamen Dokumentation vor Augen, was gewonnen wird, wenn den wilden Honigbienen wieder ein Platz in den Wäldern eingeräumt würde. Dabei zeigt er in teils noch nie gefilmten Szenen, wie es in einem wilden Bienenstock zugeht und wie die Dunkle Honigbiene einst als das Wildtier in den heimischen Wäldern lebte, bevor Imker begannen, daraus das kleinste Haustier der Welt zu machen.Bei den meist wunderschönen Bildern der KameraleuteJonas Blaha, Jan Haft, Alexandra Sailer, Steffen Sailer, Jonathan Wirth, Kay Ziesenhenne, Fabian Fischer und Maximilian Kölbl wurde aber immer auch Wert darauf gelegt, etwas über die Bedeutung der Honigbiene für die Umwelt zu zeigen und damit deutlich zu machen, was die beinahe Ausrottung dieser Unterart für den natürlichen Kreislauf der Natur bedeutet und was gewonnen würde, wenn den wilden Honigbienen wieder ein Platz in den Wäldern eingeräumt wird.
Insgesamt ist "Ziemlich wilde Bienen" eine ausgespochen spannend gemachte Naturdokumentation. Da der Film auch für Laien sehenswert ist, lohnt es, sich ihn am Montag Abend im Fernsehen anzusehen.
Foto 1: Flugkünstler: Eine Arbeiterin der Dunklen Biene © ZDF / NDR / nautilusfilm GmbH / Jan Haft
Foto 2: Ein Buntspecht schlägt eine Wohnhöhle in eine Buche © ZDF / NDR / nautilusfilm GmbH / Jan Haft
Foto 3: Speisekammer Wald: Anfang des Jahres sind Frühblüher wie das Buschwindröschen eine wichtige Nahrungsquelle für die wilden Honigbienen © ZDF / NDR / nautilusfilm GmbH / Jan Haft
Info:
Ziemlich wilde Bienen (2021)
Genre: Dokumentation, Natur & Tierwelt
Filmlänge: ca. 52 Min.
Regie: Jan Haft
Drehbuch: Jan Haft
Sprecher: Sebastian Winkler
FSK: ab 0 Jahren
″Ziemlich wilde Bienen″ wird am Mo. 16.06.2025 um 20:15 Uhr bei 3SAT gezeigt und dort am Di. 17.06.2025 um 15:45 Uhr wiederholt.