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Kategorie: Film & Fernsehen

Bildschirmfoto 2025 07 03 um 21.46.37Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Juni 2025, Teil 3

Redaktion 

Madrid (Weltexpresso) – Es gab nie einen Zweifel daran, dass Hot Milk eine Frauengeschichte ist: von der ersten Idee über die Konzeption bis hin zur endgültigen Form. Angefangen bei der Autorin des Romans von 2016, Deborah Levy, über die Filmproduzentinnen Christine Langan und Kate Glover bis hin zur Regisseurin Rebecca Lenkiewicz – der Kern des Projekts musste weiblich sein. Als Ellie Wood (Executive Producer) den Roman empfahl, war Langan besonders vom einzigartigen Erzählton und der Bildgewalt des Romans beeindruckt. „Es ist eine faszinierende und hypnotisierende Lektüre“, sagt die Produzentin, „und sehr frauenzentriert – ich konnte mich mit vielem darin identifizieren. Entscheidend war, Deborah davon zu überzeugen, dass wir den Stoff verstehen und dass er auf der großen Leinwand zu Leben erweckt werden muss. . Es brauchte diese sehr immersive Kinoerfahrung, um die ganze Atmosphäre zu spüren, die Deborah in ihrem Roman heraufbeschwört.“



Langan wandte sich 2018 an die erfahrene Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz, um den Roman als Drehbuch zu adaptieren, nachdem sie ihre Arbeit an den ebenfalls von weiblichen Figuren getragenen Filmen Ungehorsam und Colette abgeschlossen hatte, gefolgt von der #MeToo-Enthüllungsgeschichte She Said aus dem Jahr 2022. Die Produzentin erhielt von Lenkiewicz eine unerwartete, aber letztlich entscheidende Antwort. 

„Rebecca sagte im Grunde: ,Ich kann mir das nicht entgehen lassen'“, erinnert sich Langan an das Treffen mit der Autorin, die noch Größeres vorhatte. Lenkiewicz erinnert sich: „Ich war an einem Punkt in meiner Karriere, an dem ich vom Schreiben und Drehbuchschreiben ziemlich frustriert war, und ich wollte unbedingt Regie führen. Also habe ich gesagt, ich würde es adaptieren, aber nur, wenn ich auch Regie führen könnte.“ Langan sagte Lenkiewicz instinktiv zu, sie auf diesem neuen Weg zu unterstützen. Sie war entschlossen, Lenkiewicz das Sprungbrett zu verschaffen, das sie für ihre Karriere als Regisseurin verdient hatte. „Ich freue mich sehr, die Regiekarriere einer Frau auf den Weg zu bringen, weil ich bereits Erfahrung damit habe und mit einigen unglaublichen weiblichen Talenten zusammengearbeitet habe“, sagt sie. (Langan war leitende Produzentin von Lynne Ramsays We Need To Talk About Kevin, Andrea Arnolds Fish Tank, Jane Campions Bright Star und vielen weiteren Filmen). „Aber Rebecca ist keine blutige Anfängerin – als Drehbuchautorin ist sie in der Filmwelt sehr erfahren und hat auch im Theaterbereich jede Menge Erfahrung. Ich empfand es als großartige Herausforderung. Es fühlte sich mutig und aufregend an.“

Mit Lenkiewicz an Bord wandte sich Langan an Film4 und die Filmemacherin teilte ihre Vision. „Mir war der male gaze in Strand- und Liebesszenen immer sehr bewusst, und ich wollte einfach etwas  Amazonenhaftes machen, etwas Rohes und Chaotisches – nicht wie Baywatch“, so Lenkiewicz. Film4 stimmte zu, dass Hot Milk eine Regisseurin brauchte, und Rebecca überzeugte sie, den Film zu realisieren. „Sie waren die Eckpfeiler des Films und haben uns uneingeschränkt unterstützt“, fügt Langan hinzu. Mit Film4 im Boot wandte sich Langan an Hanway. „Ich wusste, dass sie gut zu uns passen würden, weil sie sehr gute Referenzen mit Autorenfilmer:innen haben“, sagt sie.

„Ich wollte nicht, dass der Film als völlig rohes Debüt oder als frisch von der Filmhochschule abgestempelt wird, weil Rebeccas Erfahrung als Drehbuchautorin so umfangreich ist.“ Langan lud die Produzentin Kate Glover ein, sich dem Film anzuschließen und bei der Realisierung zu helfen. „Ich hatte gerade einen großen Studiofilm abgeschlossen, bei dem es viel zu tun gab, also war es schön, wieder mit Film4 zusammenzuarbeiten, mit denen ich schon viele Filme gemacht habe – und das in einem weiblichen Team“, sagt Glover. „Es war ziemlich schwierig, das Ganze in Gang zu bringen, allein schon wegen des schwierigen Stoffes und weil es um Frauenthemen und einen Frauenfilm geht.“

Nachdem die Finanzierung gesichert war (was Lenkiewicz als „legendäre Leistung“ von Langan und Glover bezeichnet, die sich auch mit Steueranreizen und privatem Beteiligungskapital in ganz Europa, von Griechenland bis Spanien, auseinandersetzen mussten), verschafften der Lockdown und Drehverzögerungen dem Team Zeit, das Drehbuch für eine kinotaugliche filmische Umsetzung von Lenkiewicz zu entwickeln. „Es war sehr aufregend, aber zunächst ein langsamer Prozess, der sich dann zu einer der intensivsten Erfahrungen entwickelte, die ich je gemacht habe“, erinnert sie sich.
 
Im Vorfeld der strapaziösen 25-tägigen Dreharbeiten stellten Langan und Glover eine internationale Crew zusammen. „Wir hatten Leute aus Großbritannien, Australien, einen amerikanischen Kameramann, einen russischen Szenenbildner, eine libanesische Sound-Designerin und schwedische Finanzierung von der Firma, die unsere visuellen Effekte gemacht hat“, sagt Glover. „Die Besetzung kam aus verschiedenen Ländern und wir haben in Griechenland mit einer überwiegend griechischen Crew gearbeitet.“

„Die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Giorgos Karnavas und seiner Firma Heretic in Griechenland war das letzte Puzzleteil. „Giorgos und sein wunderbares Team in Athen haben sich sehr engagiert, um uns zu helfen, diese Geschichte zum Leben zu erwecken“, sagt Langan.


Foto:
©Verleih

Info:
Regie.        Rebecca Lenkiewicz
Buch          Rebecca Lenkiewicz
nach dem gleichnamigen Roman von  Deborah Levy 

Darsteller
Emma Mackey(Sofia)
Fiona Shaw(Rose)
Vicky Krieps(Ingrid)
Vincent Perez(Gomez)
Patsy Ferran(Krankenschwester Julieta)
Yann Gael(Matty)
Vangelis Mourikis(Christos)

Abdruck aus dem Presseheft