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Kategorie: Film & Fernsehen
hot1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Juni 2025, Teil 5

Redaktion 

Madrid (Weltexpresso) – Lenkiewicz wusste, dass sie ihrem Instinkt folgen musste, als sie sich die Welt von Hot Milk visuell ausmalte, und zeigte ihrem Kameramann Christopher Blauvelt nur einen einzigen Film: Rainer Werner Fassbinders Angst essen Seele auf. „Der Film hat nichts mit Hot Milk zu tun“, betont die Filmemacherin. „Aber die Intensität dieser Liebesbeziehung zwischen einer älteren Frau und einem jüngeren arabischen Mann ist mir immer sehr nahe gegangen. Dieser Film hat mich nie losgelassen. Es waren dieser Film und Elemente aus Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen, die Lenkiewicz als Inspiration dienten, um ihre eigene Welt zu erschaffen. Dabei hatte sie immer Einfachheit im Sinn, nicht zu ausgefeilt zu sein und darauf zu vertrauen, was aus der Zusammenarbeit zwischen ihren Schauspieler:innen und dem Kameramann entstehen würde.

„Ich finde, der Film hat einen sehr ausdrucksstarken und schönen Look, wenn man bedenkt, wie viele Drehtage wir hatten und wie viel Geld uns zur Verfügung stand“, so Langan. Die Produzentin verrät, dass der ursprüngliche Plan war, eine weibliche Kamerafrau zu finden, um der von Frauen geprägten Vision des gesamten Films gerecht zu werden. „Ich habe Rebecca viele, viele Kamerafrauen vorgestellt, weil wir dachten, dass wir eine Frau brauchen. Und am Ende stimmte das nicht. Die Chemie und das Gespür für das Projekt mussten stimmen“, sagt Langan. „Chris ist ein Ausnahmetalent – sehr energisch, erfahren und er verfügt über diese malerische Qualität, nach der [Rebecca] gesucht hat. Ich bin wirklich begeistert davon, was er mit ihr und unseren wunderschönen Drehorten geschaffen hat. Griechenland hat dabei eine große Rolle gespielt: Die Natur und das Licht sind magisch.“



DREHORT UND DREHARBEITEN

In Hot Milk ziehen Sofia und Rose nach Spanien, um einen letzten Versuch zu unternehmen, Rose einem Arzt vorzustellen, der sie endlich von ihrem mysteriösen Leiden heilen soll. Mutter und Tochter lassen sich in Almería nieder, wo die Dreharbeiten ursprünglich stattfinden sollten, bevor Budgetbeschränkungen die Produktion an einen anderen europäischen Hotspot führten.


„Wir waren in Griechenland, was Spanien darstellen sollte“, sagt Lenkiewicz. Die Crew drehte 25 Tage lang in Marathon, einer am Meer gelegenen Arbeiterstadt eine Stunde nördlich von Athen mit sehr wenigen Touristen, und zwei Tage lang in Athen. „Wir wollten auf eine der Inseln, aber da es Sommer war, herrschte dort Chaos“, erinnert sich Glover. Alle Beteiligten erinnern sich auch an die Herausforderungen, die die Dreharbeiten zu Hot Milk mit sich brachten – und die niemand in der Hand hatte.

„An manchen Tagen hatten wir 45 °C und es gab Waldbrände. Unser Produzent in Griechenland meinte: ‚Im Juli und August könnt ihr nicht drehen, das ist Wahnsinn‘“, erinnert sich Lenkiewicz. „Aber wir sagten, wir müssen, weil dann alle Darsteller:innen da sind. Also hieß es: jetzt oder nie. Die Finanzierung war sehr schwierig, weil Independent-Filme heutzutage generell schwer zu realisieren sind. Wir hatten das Gefühl, wenn wir jetzt nicht Druck machen, wird es nie passieren.“

Als es dann soweit war, lief nicht alles glatt: „Es fühlte sich an, als würde man einen Berg besteigen, um zum letzten Tag zu gelangen – ich meine, einer unserer Drehorte ist in Flammen aufgegangen“, lacht Lenkiewicz. „Obwohl es intensiv war, war ich jeden Morgen vor den Dreharbeiten spazieren und schwimmen. Und wenn wir am Strand gedreht haben, sind die meisten Leute mittags ins Wasser gegangen, um sich abzukühlen und zu schwimmen. Es hatte also auch etwas Idyllisches.“

Krieps, die bereits in Griechenland gedreht hatte, wusste, dass die Dreharbeiten zu Hot Milk etwas Besonderes waren. „Die griechischen Crews haben viel Herz“, sagt die Schauspielerin. „Ich drehe schon zum zweiten Mal hier, und als ich wieder zu Hause war, hatte ich das Gefühl, Freunde getroffen zu haben. Leute, die ehrlich und authentisch sind. Es ist so anders als andere Drehorte..“


Auch Lenkiewicz spürte die herzliche Atmosphäre und betont den gemeinschaftlichen Charakter ihrer ersten Erfahrung als Regisseurin an einem Filmset. „Ich bin seit Jahrzehnten im Filmgeschäft, mir war also sehr bewusst, dass ich etwas Besonderes erlebe. Wir hatten eine unglaubliche Crew, die Tag und Nacht unter den verrücktesten Bedingungen gearbeitet hat – sie waren einfach unglaublich. Und eine Besetzung, die enthusiastischer, herzlicher und brillanter nicht sein hätte sein können.“

Die Regisseurin fügt hinzu: „Für einen Film müssen so viele Leute zusammenkommen. Es war sehr berührend zu sehen, wie all diese Menschen aus der ganzen Welt gekommen sind. Man führt nicht nur Regie, es ist ein organischer, kollaborativer Prozess, den man so ruhig und würdevoll wie möglich handhaben muss.“ Lenkiewicz ist sich auch des mangelnden Vertrauens bewusst, das Filmemacherinnen heutzutage entgegengebracht wird – es gibt sie zwar, aber die Möglichkeiten sind noch immer rar gesät.

„Es ist bekannt, wie deprimierend die Statistiken zu Filmemacherinnen sind. Aber daran scheint sich so schnell nichts zu ändern“, sagt sie. „Es gibt seit Jahrzehnten, seit Jahrhunderten großartige
Regisseurinnen, aber wir brauchen einfach mehr.“


ERKENNTNISSE

Hot Milk ist ein Film der Extreme, der mit Sicherheit Debatten auslösen wird, die viele von uns vielleicht jahrelang zu unterdrücken versucht haben. Die Frauen im Zentrum des Films sind sich in einem einig: Sie wollen, dass das Publikum den Film fühlt.

„Die extremen Emotionen im Film werden viele Leute berühren, wenn auch nicht alle“, sagt Lenkiewicz, „es ist nicht gerade ein Wohlfühlfilm, aber ich möchte, dass die Leute mit ihren eigenen Emotionen nach Hause gehen und das Gefühl haben, an einem anderen Ort gewesen zu sein, wo sie diese seltsamen Menschen erlebt haben. Es ist ein generationenübergreifender Film. Es ist ein Film über ältere und jüngere Menschen. Und es ist ein Film über Sex. Und über den Tod. Und über Co-Abhängigkeit und Liebe. Ich glaube, die Leute werden sich mit dem identifizieren, was sie gerade fühlen.“

Für Fiona Shaw trifft Hot Milk den Kern dessen, was ein Drama ausmacht und wie es uns als Menschen definiert. „Dieser Film enthüllt einen Aspekt der menschlichen Natur, der wirkungsvoll ausgedrückt und wunderschön inszeniert ist“, sagt sie. „Dramen handeln von Menschen, die unter enormem Druck stehen, und tragen so zum Diskurs darüber bei, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.“ Auch für ihre Schauspielkollegin Emma Mackey steht diese Frage nach der Menschlichkeit im Mittelpunkt von Hot Milk. „Es ist ein nachdenklicher Film über Menschen, die versuchen, einander zu verstehen und sich selbst zu begreifen“, sagt sie. „Er hat etwas Eindringliches. Es gibt Manipulation, aber auch Humor, Zärtlichkeit und Intimität.“

Langan betont die Tiefe und Komplexität der verschiedenen Beziehungen in Hot Milk: Sofia und Rose, aber auch Sofia und Ingrid. „Es geht wirklich darum, wie tief Beziehungen sein können und wie schwierig es ist, die Spannung und Anziehung elterlicher Liebe in Worte zu fassen“, sagt die Produzentin und fügt hinzu: „Es geht nicht wirklich um die Sexualität von Sofia oder Ingrid. Es geht um Menschen. Es ist ein sehr erfrischender und moderner Film, und ein ganz wesentlicher Aspekt ist, das Gefühl zu vermitteln, sich ganz heftig in jemanden zu verlieben, mit all der Sehnsucht und dem Verlangen.“

Für Glover entscheidet das Ende von Hot Milk, wo das Publikum steht – und was das über einen selbst aussagt. „Das Ende ist ziemlich schockierend. Meine Theorie ist, dass es von der eigenen Beziehung zur Mutter abhängt, wie man es interpretiert. Wenn man eine gute Beziehung zur eigenen Mutter hat, wird man es schockierend finden. Wenn man eine komplizierte Beziehung zur eigenen Mutter hat, macht es absolut Sinn. Ich glaube, das Ende wird die Leute spalten – und das ist gut so.“ Also, wo stehst du?

ERKENNTNISSE

Hot Milk ist ein Film der Extreme, der mit Sicherheit Debatten auslösen wird, die viele von uns vielleicht jahrelang zu unterdrücken versucht haben. Die Frauen im Zentrum des Films sind sich in einem einig: Sie wollen, dass das Publikum den Film fühlt.

„Die extremen Emotionen im Film werden viele Leute berühren, wenn auch nicht alle“, sagt Lenkiewicz, „es ist nicht gerade ein Wohlfühlfilm, aber ich möchte, dass die Leute mit ihren eigenen Emotionen nach Hause gehen und das Gefühl haben, an einem anderen Ort gewesen zu sein, wo sie diese seltsamen Menschen erlebt haben. Es ist ein generationenübergreifender Film. Es ist ein Film über ältere und jüngere Menschen. Und es ist ein Film über Sex. Und über den Tod. Und über Co-Abhängigkeit und Liebe. Ich glaube, die Leute werden sich mit dem identifizieren, was sie gerade fühlen.“

Für Fiona Shaw trifft Hot Milk den Kern dessen, was ein Drama ausmacht und wie es uns als Menschen definiert. „Dieser Film enthüllt einen Aspekt der menschlichen Natur, der wirkungsvoll ausgedrückt und wunderschön inszeniert ist“, sagt sie. „Dramen handeln von Menschen, die unter  enormem Druck stehen, und tragen so zum Diskurs darüber bei, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.“ Auch für ihre Schauspielkollegin Emma Mackey steht diese Frage nach der Menschlichkeit im Mittelpunkt von Hot Milk. „Es ist ein nachdenklicher Film über Menschen, die versuchen, einander zu verstehen und sich selbst zu begreifen“, sagt sie. „Er hat etwas Eindringliches. Es gibt Manipulation, aber auch Humor, Zärtlichkeit und Intimität.“

Langan betont die Tiefe und Komplexität der verschiedenen Beziehungen in Hot Milk: Sofia und Rose, aber auch Sofia und Ingrid. „Es geht wirklich darum, wie tief Beziehungen sein können und wie schwierig es ist, die Spannung und Anziehung elterlicher Liebe in Worte zu fassen“, sagt die Produzentin und fügt hinzu: „Es geht nicht wirklich um die Sexualität von Sofia oder Ingrid. Es geht um Menschen. Es ist ein sehr erfrischender und moderner Film, und ein ganz wesentlicher Aspekt ist, das Gefühl zu vermitteln, sich ganz heftig in jemanden zu verlieben, mit all der Sehnsucht und dem Verlangen.“

Für Glover entscheidet das Ende von Hot Milk, wo das Publikum steht – und was das über einen selbst aussagt. „Das Ende ist ziemlich schockierend. Meine Theorie ist, dass es von der eigenen Beziehung zur Mutter abhängt, wie man es interpretiert. Wenn man eine gute Beziehung zur eigenen Mutter hat, wird man es schockierend finden. Wenn man eine komplizierte Beziehung zur eigenen Mutter hat, macht es absolut Sinn. Ich glaube, das Ende wird die Leute spalten – und das  ist gut so.“ Also, wo stehst du?


Foto:
©Verleih

Info:
Regie.        Rebecca Lenkiewicz
Buch          Rebecca Lenkiewicz
nach dem gleichnamigen Roman von  Deborah Levy 

Darsteller
Emma Mackey(Sofia)
Fiona Shaw(Rose)
Vicky Krieps(Ingrid)
Vincent Perez(Gomez)
Patsy Ferran(Krankenschwester Julieta)
Yann Gael(Matty)
Vangelis Mourikis(Christos)

Abdruck aus dem Presseheft