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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2025 07 11 um 23.39.20Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Juli 2025, Teil 5

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Bayerische Staatsbank (heute Heimatministerium), Nürnberg 1950/51

Nürnbergs Altstadt war nach dem Krieg zu 90 Prozent zerstört. Auch das Stammhaus der Bayerischen Staatsbank, am Lorenzer Platz, gegenüber der St. Lorenz Kirche war bis auf das Untergeschoss mit den Tresorräumen zerstört. Ruf gewann den 1950 ausgeschriebenen Wettbewerb und schuf mit  dem  Wiederaufbau des Gebäudes ein wegweisendes Zeichen, wie moderne Architektur in einem historischen  Kontext eingepasst werden kann. 


Wie bei der neuen Maxburg konzipiert er zwar ein modernes Gebäude, jedoch keinen artfremden Solitär. Er passt sein Gebäude dem historischen Umfeld an. Hier verwendet er den Sandstein der St. Lorenz. Ansonsten schafft er im Inneren, als Kernstück, eine weiträumige, unter einer Glasdecke lichtdurchflutete 30 mal 40 Meter große Schalterhalle. Die Fassade klar strukturiert und aufgeschlitzt mit langen Fensterbändern.

Die Neue Maxburg, München, 1952 – 57

Bildschirmfoto 2025 07 12 um 02.06.21Die an der Stelle, der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Herzog-Max-Burg errichtete Neue Maxburg ist eines der herausragenden Gebäude des Wiederaufbaus in Deutschland. Im Gegensatz zur ehemals in sich abgeschlossenen Anlage der Wittelsbacher aus dem 16. Jahrhundert mit Innenhöfen schufen Sep Ruf und Theo Pabst nach gewonnenem Wettbewerb eine offene Anlage für die Bürgerinnen und Bürger. Die Verbindung eines modernen, großzügigen Geschäfts- und Verwaltungsneubaus mit dem erhaltenen Turm der alten Herzog-Max-Burg aus der Spätrenaissance ist ein Musterbeispiel für eine harmonische Verbindung von Alt und Neu und für eine ebenso eigenständige wie auch kontextuelle moderne Architektur. Den Rhythmus der neuen Fassade entwickelten die Architekten aus den Proportionen des erhaltenen Turms. Im Westen akzentuierten sie die Anlage durch den rundum verglasten BMW-Ausstellungspavillon, im Osten bildet das Verwaltungsgebäude des Erzbischöflichen Ordinariats mit der wiederaufgebauten profanierten Karmeliterkirche den Abschluss der Neuen Maxburg.

 

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, 1953 – 1976

Bildschirmfoto 2025 07 12 um 02.08.39Etwa zeitgleich zur Maxburg, erhielt Sep Ruf den Auftrag zum Wiederaufbau des Germanisches Nationalmuseum, eine Mamut Aufgabe, die ihn über 20 Jahre beschäftigt. Ein weiteres Mal wusste er sich mit kriegszerstörten Gebäuden auseinandersetzen. Insgesamt waren es 14 Bauabschnitte. Man kann Ruf hier nicht isoliert betrachten, das Ensemble besteht aus vier Epochen. Ältester Bestandteil ist das Kartäuserkloster aus dem späten 14ten Jahrhundert, gefolgt von den Gebäuden des 19ten Jahrhunderts, zwischen 1860 und 1920, die weitgehend vom Krieg zerstört wurden und von Ruf wieder aufgebaut wurden - die dritte Epoche. Ruf musste sich mit den Gebäuden seines Lehrers German Bestelmeyer auseinandersetzen. Bestelmeyer baute massiv, hohe Decken, dicke Wände. Ruf hat das komplett umgekehrt, Decken zum Greifen nahe, helle, lichtdurchflutete Räume, wie die Bibliothek, die bis heute eines der schönsten Gebäude Nürnbergs ist und nachts die hellerleuchtete Glasfassade zur Altstadt hinzeigt. Ähnlich der Südbau, mit der aufgeglasten Fassade, die zum großen Innenhof zeigt. Die großen Fensterscheiben waren seinerzeit ein Novum und haben weltweit für Aufsehen gesorgt, weil sie tatsächlich nur an der Betondecke hängen und über die runden Pfeiler davor abgelastet werden. Die Stahl Elemente an der Fassade halten die Scheiben nur in der Horizontalen.

 

Deutscher Pavillon auf der Weltausstellung (mit Egon Eiermann), Brüssel, 1958, mit Ende der Weltausstellung abgetragen

Bildschirmfoto 2025 07 12 um 02.09.32Die Pavillons in Brüssel sind der erste Auftritt der jungen Bundes-republik nach dem zweiten Weltkrieg. Die beiden herausragenden Architekten des Wiederaufbaus Ruf und Eiermann haben ihn zusammen geplant. Das Konzept der Pavillons ist eindeutig von Ruf und nimmt Bezug zu den Bauten der Akademie in Nürnberg – Reihen von unterschiedlich großen Pavillons, verbunden mit offenen Stegen, angelegt wie eine Perlenkette. An Filigranität kaum zu übertreffen, scheinen die Gebäude zu schweben, wirken mit Transparenz und Leichtigkeit. Nach Albert Speers Gebäude zur Weltausstellung in Paris, im Jahr 1937, mit der Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis, stellten die Brüsseler Pavillons das Gegenteil da und nahmen Bezug zu Mies van der Rohes Pavillon von 1929 in Barcelona. Es ist für beide Architekten der Höhepunkt ihrer Karriere. International hochgelobt, werden die Gebäude in Deutschland in der Presse zuerst einmal kritisiert. Aber das Blatt wendet sich und kurz danach werden sie auch „zuhause“ als Meisterwerk wahrgenommen.

 

Kanzlerbungalow, Bonn, (heute Stiftung HdG Bonn), 1963/64

Bildschirmfoto 2025 07 12 um 02.10.22Durch seinen Kontakt zu Ludwig Erhard wurde Sep Ruf mit dem Bau eines neuen Wohn- und Amtssitzes für den Bundeskanzler beauftragt und das bereits vor Erhards anstehender Kanzlerschaft. Ruf plante zwei zueinander versetzte Atriumhäuser, mit den Funktionen „Wohnen“ und „Begegnen“. Der etwas größere und auch höhere Gebäudetrakt war für politische Empfänge konzipiert, der etwas Kleinere war der Wohnsitz des Kanzlers. Auch hier sind die Übergänge von Innen nach Außen durch die großen Glasfronten fließend und über den großen Park zum Wasser hingerichtet. Bis zum Regierungsumzug nach Berlin, blieb der Bungalow der Amts- und Repräsentationsitz des Kanzlers. Helmut Kohl war der letzte von fünf Bundeskanzlern, die den Bungalow bewohnten. Konrad Adenauer bezeichnete den Bungalow als „ein Haus, in dem niemand wohnen könne, er wisse nicht welcher Architekt den Bungalow gebaut hat, aber er verdiene zehn Jahre“. Ludwig Erhard sagte über seinen Bungalow, „wenn Sie mich und meine Politik besser verstehen wollen, dann schauen Sie sich dieses Gebäude an, es erzählt mehr über meine politische Gesinnung, als wenn sie mich eine politische Rede halten hören.“



Bürosiedlung Tucherpark, Am Tucherpark, München, 1968 – 85

Bildschirmfoto 2025 07 12 um 02.11.15Wo sich einst die Tivoli-Kunstmühle befand, entstand im Auftrag der Bayerischen Vereinsbank am Rande des Englischen Gartens ab 1968 die Bürosiedlung Tucherpark, benannt nach dem damaligen Vorstandssprecher Hans Christoph Freiherr von Tucher. Sep Ruf übernahm die Gesamtplanung für das durchgrünte Gelände, durch das der Eisbach fließt. Im Süden errichtete er das Technische Zentrum und das Verwaltungsgebäude Ost der Bayerischen Vereinsbank, im Norden das IBM-Gebäude und dazwischen das 15-stöckige Hilton-Hotel (mit Curtis and Davis, New Orleans). Auf der gegenüberliegenden Seite des Eisbachs sah Ruf weitere Pavillonbauten vor. Uwe Kiessler schuf hier in den Jahren 1971 bis 1976 den Verwaltungsbau für die Bayerische Rückversicherung, der sich aus drei zusammenhängenden, kreisförmigen Stahlbetonskelettbauten und einem freistehenden Rundbau zusammensetzt (1988–90 aufgestockt). Die Anlage wird von Kunstwerken geschmückt, darunter die Bronzeplastik „Zeichen 74“ von Bernhard Heiliger, die auf einer Plattform über dem Eisbach zu schweben scheint, und die „Zwillingsplastik“ von Isamu Noguchi beim Technischen Zentrum.






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Info:
SEP RUF
Architekt der Moderne
Ein Film von Johann Betz
Koproduzenten German Kral und Max Plettau
Technische Daten
Produktionsland
Deutschland
Jahr
2025
Filmlänge
96 Minuten
Format
1:1,85

Regie, Drehbuch, Produzent.    Johann Betz

Abdruck aus dem Presseheft