Zum 180. Geburtstag von Ludwig II. von Bayern am Samstag, 23. August 2025 beim BR Fernsehen
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – 1864 wird der 18jährige Ludwig II. (Helmut Berger), der älteste Sohn von Kronprinz Maximilian und Kronprinzessin Marie Friederike, zum König der Bayern gekrönt. Als eine seiner ersten Amtshandlungen entschließt sich der feinsinnige Monarch, den Komponisten Richard Wagner (Trevor Howard) zu fördern, dessen Musik ihn schon als Knabe fasziniert hat. Doch Wagner, den Ludwig II. nach München holen und finanziell großzügig entlohnen lässt, erweist sich als hemmungsloser Egoist. Als Ludwig erfährt, dass der Komponist ein Verhältnis mit der verheirateten Cosima von Bülow (Silvana Mangano) eingegangen ist, entzieht er ihm für einige Zeit seine Unterstützung.
Seine Cousine Elisabeth von Österreich-Ungarn (Romy Schneider) hält Ludwig für seine Seelenverwandte. Bei einem Adelstreffen in Bad Ischl reiten sie gemeinsam bei Nacht aus, und es kommt zu einem Kuss. Doch schon bald fühlt sich Ludwig durch Kaiserin Elisabeths hochmütiges Verhalten in seinem Stolz verletzt.
Sowohl von Wagner als auch von Elisabeth enttäuscht, zieht sich Ludwig zunehmend ins Privatleben zurück und gibt sich Träumen hin. Bayern schlägt sich – gegen Ludwigs Wunsch - im Deutschen Krieg von 1866 auf die Seite von Österreich gegen Preußen. Doch der Krieg geht verloren.
Deshalb muss Ludwig 1871 zustimmen, dass Bayern Teil des neugegründeten Deutschen Reichs wird, ein Souveränitätsverlust, der den eigensinnigen Monarchen sich endgültig von der Politik abwenden lässt.
In den folgenden Jahren lässt Ludwig die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee errichten. Ludwig flüchtet sich in eine manische Verschwendungssucht. Der exzessive Hang des Monarchen zum Grandiosen führt dazu, dass die königlichen Finanzen schließlich fast völlig erschöpft sind. Seine "Bauwut", die Weigerung, politische Realitäten anzuerkennen und das "Skandalon" der Freundschaft mit dem umstrittenen Komponisten Richard Wagner führen schließlich dazu, dass er für geisteskrank erklärt, abgesetzt, verhaftet und im Schloss Berg am Starnberger See eingesperrt wird. 48 Stunden später wird seine Leiche zusammen mit der seines Arztes Dr. von Gudden (Heinz Moog) im See geborgen…
Die Verfilmung des Lebens des bayerischen Märchenkönigs von 1972 mit Helmut Berger und Romy Schneider in den Hauptrollen zählt zu den großen Meisterwerken der Filmgeschichte. Regisseur war Luchino Visconti nach einem Drehbuch von Luchino Visconti, Enrico Medioli und Suso Cecchi D’Amico.
In seinem fast vierstündigen Epos beleuchtet der italienische Regisseur das Schicksal eines Menschen, der zunehmend in die Isolation getrieben wird, der dabei den Kontakt zur Wirklichkeit verliert und sich in den Elfenbeinturm seiner Kunst einmauert.
Die visuelle Opulenz von Viscontis Film sucht ihresgleichen in der Filmgeschichte und macht "Ludwig II." neben der Authentizität der Kostüme und Ausstattung zu einem der Meilensteine der Filmgeschichte. Die Außenaufnahmen des Films unter der Leitung von Kameramann Armando Nannuzzi entstanden auf den Schlössern Neuschwanstein, Hohenschwangau, Linderhof, Herrenchiemsee, in der Kaiservilla Bad Ischl, auf der Roseninsel im Starnberger See und im Cuvilliés-Theater in München.
Regisseur Luchino Visconti, der während der Dreharbeiten zu "Ludwig II." schwer erkrankt war, wurde von seinem Produzenten gezwungen, den für eine Länge von viereinhalb Stunden konzipierten Film um ein Drittel zu kürzen. Diese ungeheure Verstümmelung - die Laufzeit der Kurzfassung betrug letztendlich nur noch knapp zweieinhalb Stunden - konnte der Regisseur später per Gerichtsbeschluss unterbinden. Zusätzlich gab es vor allem in Bayern wütende Proteste gegen den Film, so dass in Deutschland auch alle homoerotischen Szenen aus dem Film herausgeschnitten wurden. Auch die enge Seelenverwandtschaft zwischen Ludwig und Elisabeth oder die leidenschaftlichen ästhetischen Erörterungen zwischen Ludwig und Wagner wurden nicht mehr gezeigt.
Nach Viscontis Tod wurde Ende der 1970er Jahre eine Neumontage des Werks von dem für den Filmschnitt verantwortlichen Ruggero Mastroianni und der Drehbuchautorin Suso Cecchi D’Amico zu einer vollständigen Fassung vorgenommen und damit die ursprüngliche Vision des Regisseurs rekonstruiert, die dann 1980 bei den Filmfestspielen in Venedig uraufgeführt wurde.
Das BR Fernsehen zeigt jetzt zu etwas späterer Stunde zum 180. Geburtstags des Königs diese integrale, gut vierstündige Fassung. Es lohnt also, sich diese Lang-Fassung noch einmal oder zum ersten Mal im Fernsehen anzusehen.
Foto 1: v.l.n.r.: Helmut Griem als Graf Dürckheim, Helmut Berger als Ludwig II. und Romy Schneider als Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn © BR Fernsehen
Foto 2: Helmut Berger als Ludwig II. © BR Fernsehen
Foto 3: v.l.n.r.: Trevor Howard als Richard Wagner und Helmut Berger als Ludwig II. © BR Fernsehen
Info:
Ludwig II (Italien / Deutschland / Frankreich 1972)
Originaltitel: Ludwig II
Genre: Drama, Biografie
Filmlänge: ca. 225 Min.
Regie: Luchino Visconti
Drehbuch: Luchino Visconti, Enrico Medioli, Suso Cecchi D’Amico
Darsteller: Helmut Berger, Romy Schneider, Trevor Howard, Silvana Mangano, Gert Fröbe, Helmut Griem, Izabella Teleżyńska, Umberto Orsini, John Moulder-Brown, Sonia Petrova, Folker Bohnet, Heinz Moog, Adriana Asti, Marc Porel, Nora Ricci, Mark Burns, Maurizio Bonuglia u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Ludwig II″ wird zum 180. Geburtstag von Ludwig II. von Bayern am Samstag 23.08.2025 um 21:45 Uhr beim BR Fernsehen gezeigt. Er ist noch bis zum 21.09.2025 in der BR Mediathek abrufbar.