 Zwei Biografien zum Reformationstag am Freitag, 31. Oktober 2025 bei 3SAT
Zwei Biografien zum Reformationstag am Freitag, 31. Oktober 2025 bei 3SAT
 
 Margarete Ohly-Wüst
 Frankfurt am Main (Weltexpresso)
1. Zwingli - Der Reformator
 Zürich im Jahr 1519: Die junge Witwe Anna Reinhart (Sarah Sophia Meyer) lebt ein karges Leben zwischen Furcht vor der Kirche und Sorgen um die Zukunft ihrer drei Kinder, als die Ankunft eines Mannes in der Stadt für Aufruhr sorgt: Der 35jährige Priester Huldrych (Ulrich) Zwingli (Max Simonischek) tritt seine neue Stelle am Zürcher Grossmünster an und entfacht mit seinen flammenden Predigten heftige Diskussionen.
 Zwingli ist überzeugt, dass sich die Welt verändert, wenn alle Menschen die Bibel selbst lesen könnten, statt Anweisungen von der Kanzel zu hören. Also macht er sich zusammen mit seinem alten Studienkollegen Leo Jud (Anatole Taubman) und weiteren Freunden daran, die Bibel aus dem Griechischen ins Deutsche zu übersetzten. Gleichzeitig werden auch seine Predigten gedruckt. Damit sie auch vom einfachen Volk gelesen werden können, sollen alle Züricher Lesen und Schreiben lernen, so auch Anna Reinhards Sohn Gernold (Emilio Marchisella), der dann später seiner Mutter hilft, lesen zu lernen.
 Zwinglis revolutionäre Gedanken machen Anna Angst. Aber als sie beobachtet, wie Zwingli Nächstenliebe lebt und nicht nur predigt, gerät sie mehr und mehr in seinen Bann. Als aus gegenseitiger Sympathie Liebe wird, realisiert Zwingli, dass es nicht reicht, nur die Kirche zu erneuern: Die ganze Gesellschaft muss verändert werden, damit er seine Liebe leben kann. Schließlich wird die Heirat zwischen Anna und Zwingli zur ersten großen Provokation und die Abschaffung des Zölibats zu einem wichtigen Pfeiler seines Reformprojekts.
 Die Ideen des Reformators haben innerhalb weniger Jahren durchschlagenden Erfolg, entflammen jedoch beinahe einen Bürgerkrieg. Gleichzeitig entbrennt im inneren Zirkel der Bewegung ein Kampf um Macht und Deutungshoheit. Als sich die katholischen Kräfte international zu formieren beginnen, wird die Beziehung von Zwingli und Anna auf eine harte Probe gestellt…
  "Zwingli - Der Reformator" ist ein Spielfilm, der sich mit der Reformation in der deutschsprachigen Schweiz auseinander setzt und der erstmals zu 500 Jahre Reformation in die Kinos kam.
"Zwingli - Der Reformator" ist ein Spielfilm, der sich mit der Reformation in der deutschsprachigen Schweiz auseinander setzt und der erstmals zu 500 Jahre Reformation in die Kinos kam.
 Ulrich (oder auch Huldrych) Zwingli (1484 - 1531) war neben Martin Luther einer der wichtigsten ersten Reformatoren der christlichen Kirche. Er gilt als der Begründer der reformierten Kirche vor allem in der Schweiz. Johannes Calvin, der als Urheber des Calvinismus gilt, ist ein Reformator der zweiten Generation ebenso wie Martin Bucer in Straßburg, Johannes Oekolampad in Basel oder Zwinglis Nachfolger Heinrich Bullinger in Zürich, deren Thesen aber alle auf Zwinglis Religionsverständnis aufbauen.
 Regisseur Stefan Haupt und Drehbuchautorin Simone Schmid haben in dem Film versucht, die Geschichte Zwinglis und den Ablauf der Reformation in Zürich so akkurat wie möglich darzustellen, ohne dass es allzu langweilig wird. Denn Zwingli selbst hat sich während seines Lebens immer hinter seine Tätigkeiten und seine Schriften zurückgenommen.
 Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet, da nicht nur ein faszinierendes Porträt eines charismatischen Visionärs, sondern auch ein genau recherchiertes historisches Drama über ein Stück Schweizer Geschichte entstanden ist.
 Die Hauptdarsteller Max Simonischek und Sarah Sophia Meyer waren 2019 für den Schweizer Filmpreis nominiert. Max Simonischek, der als Ulrich Zwingli den Film trägt, stellt den Reformator als einen Menschen mit fesselnder aber auch jovialer Ausstrahlung dar. Daneben muss vor allem die Darstellung von Sarah Sophia Meyer als Anna Reinhart genannt werden. Denn hier kann exemplarisch der Weg von einer verängstigten, um das Seelenheil ihres verstorbenen Mannes besorgten und von der Kirche ausgebeuteten Witwe hin zu einer auch religiös selbstbewussten Frau aufgezeigt werden, die sich lesen und schreiben beibringt und die letztendlich ihrem zweiten Ehemann gegenüber eine kritisch denkende Partnerin wird.
 Da Zwinglis Ideen einer sozialen Gesellschaft, die sich um die Armen und Kranken kümmert und die Rechte von Frauen und Kindern schützt, heute noch genauso aktuell wie im 16. Jahrhundert sind, ist "Zwingli - Der Reformator" am Reformationstag im Fernsehen unbedingt sehenswert, auch wenn der Film kleinere inhaltliche Mängel aufweist und an einigen Stellen zugegeben etwas zu lang geraten ist.
Foto 1: Verbotene Liebe: Max Simonischek als Ulrich Zwingli und Sarah Sophia Meyer als Anna Reinhart © ZDF / SRF / C-Films
Foto 2: Zwingli findet in seinem Studienfreund einen Vertrauten: Max Simonischeck als Ulrich Zwingli und Anatole Taubmann als Leo Jud © ZDF / SRF / C-Films
Info:
 Zwingli - Der Reformator (Schweiz, Deutschland 2018)
 Originaltitel: Zwingli
 Genre: Biopic, Drama, Historienfilm, Reformation
 Filmlänge: ca. 120 Min.
 Regie: Stefan Haupt
 Drehbuch: Simone Schmid
 Darsteller: Maximilian (Max) Simonischek, Anatole Taubman, Sarah Sophia Meyer, Charlotte Schwab, Ueli Jäggi, Stefan Kurt, Patrick Rapold, Michael Finger u.a.
 FSK: ab 12 Jahren
 3SAT zeigt "Zwingli - Der Reformator" am Reformationstag, Freitag, den 31.10.2025 um 20:15 Uhr.
2. Luther
  Deutschland 1505: Während eines schweren Unwetters entrinnt der junge Martin Luther (Joseph Fiennes) nur knapp dem Tod. Aus Dankbarkeit zu Gott gibt er sein Studium der Rechtswissenschaften auf und wird gegen den Willen seines Vaters Mönch im Erfurter Augustinerkloster. Sehr schnell zeigt sich, dass der junge Mann ein eigenwilliger und kritischer Geist ist. Denn schon während seines Theologiestudiums beginnt er, offen gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche anzugehen. In seinen mitreißenden Predigten versucht er zugleich, den Menschen ihre Angst vor den Sündenstrafen zu nehmen. Damit aber zieht sich der ebenso streitbare wie charismatische Theologe den Zorn der Kirchenoberhäupter zu, die ihre lukrative Geldquelle in Gefahr sehen.
Deutschland 1505: Während eines schweren Unwetters entrinnt der junge Martin Luther (Joseph Fiennes) nur knapp dem Tod. Aus Dankbarkeit zu Gott gibt er sein Studium der Rechtswissenschaften auf und wird gegen den Willen seines Vaters Mönch im Erfurter Augustinerkloster. Sehr schnell zeigt sich, dass der junge Mann ein eigenwilliger und kritischer Geist ist. Denn schon während seines Theologiestudiums beginnt er, offen gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche anzugehen. In seinen mitreißenden Predigten versucht er zugleich, den Menschen ihre Angst vor den Sündenstrafen zu nehmen. Damit aber zieht sich der ebenso streitbare wie charismatische Theologe den Zorn der Kirchenoberhäupter zu, die ihre lukrative Geldquelle in Gefahr sehen.
 Als Luther am Tag vor Allerheiligen, dem 31.10.1517 seine berühmten 95 Thesen gegen den päpstlichen Ablasshandel an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelt, kommt es zum Eklat. Von Papst Leo X. (Uwe Ochsenknecht) exkommuniziert, muss er sich nun auch vor Kaiser Karl V. (Torben Liebrecht), dem mächtigsten Herrscher seiner Zeit, verantworten. Als er sich weiterhin weigert, seine Thesen zu widerrufen, wird er zum Ketzer erklärt. Damit ist Luther vogelfrei und schwebt in höchster Gefahr. In einer dramatischen Aktion lässt daher Friedrich der Weise (Peter Ustinov) seinen Freund zu dessen eigenem Schutz entführen. Auf der Wartburg findet Luther ein sicheres Versteck. Doch die steigende Popularität seiner Thesen hat einen hohen Preis: Aus dem Unmut im Volk erwachsen blutige Bauernaufstände, die von den Landesfürsten mit aller Macht niedergeschlagen werden - zu Tausenden lassen sie die Aufständischen niedermetzeln.
 Der idealistische Luther ist zutiefst verzweifelt über diese Auswirkungen seiner Lehren. Trost und Zuspruch findet er bei der entflohenen Nonne Katharina von Bora (Claire Cox), zu der er eine intensive Beziehung entwickelt und die schließlich seine Frau wird. Unterdessen beordert Karl V. die deutschen Kurfürsten nach Augsburg, wo sie sich von den Thesen des Reformators lossagen sollen. In dieser dramatischen Situation trotzt der geächtete Luther den tödlichen Gefahren für sein Leben, verlässt sein Versteck und beschwört die Landesherren während eines geheimen Treffens, ihrem Glauben treu zu bleiben. Denn eines weiß Luther genau: Sollten die Landesherren sich in dieser Frage Papst und König unterwerfen, sind seine Reformationsbemühungen unwiderruflich zum Scheitern verurteilt…
  Der Spielfilm von Regisseur Eric Till erzählt nach einem Drehbuch von Camille Thomasson und Bart Gavigan die Lebensgeschichte des kirchenkritischen Theologen Martin Luther, der im 16. Jahrhunderts mit der Verbreitung seiner Thesen die katholische Kirche in Aufruhr versetzte. Vom Papst exkommuniziert und vom Kaiser geächtet, wird Luther zum Ketzer erklärt. Im Volk finden seine Thesen derweil immer mehr Zuspruch. Dann erwächst entgegen Luthers Interessen ein blutiger Bauernaufstand. Gedreht wurde zum Teil an Originalschauplätzen in Deutschland, wie beispielsweise auf der Wartburg, aber auch in Tschechien und Italien. Außenaufnahmen wurden auch in der historischen Altstadt und vor der Stadtmauer von Seßlach gedreht.
Der Spielfilm von Regisseur Eric Till erzählt nach einem Drehbuch von Camille Thomasson und Bart Gavigan die Lebensgeschichte des kirchenkritischen Theologen Martin Luther, der im 16. Jahrhunderts mit der Verbreitung seiner Thesen die katholische Kirche in Aufruhr versetzte. Vom Papst exkommuniziert und vom Kaiser geächtet, wird Luther zum Ketzer erklärt. Im Volk finden seine Thesen derweil immer mehr Zuspruch. Dann erwächst entgegen Luthers Interessen ein blutiger Bauernaufstand. Gedreht wurde zum Teil an Originalschauplätzen in Deutschland, wie beispielsweise auf der Wartburg, aber auch in Tschechien und Italien. Außenaufnahmen wurden auch in der historischen Altstadt und vor der Stadtmauer von Seßlach gedreht.
 ″Luther″ wurde in der Kinosaison 2003/2004 zu einem der großen Überraschungserfolge in den deutschen Filmtheatern. Über drei Millionen Besucher wollten die preisgekrönte, von der Kritik gelobte Filmbiografie des wegweisenden Theologen sehen. Neben dem exzellenten Drehbuch und einer mitreißenden Inszenierung profitiert der Film vor allem von seinem Darsteller-Ensemble: Mit Joseph Fiennes als Martin Luther, Sir Peter Ustinov in seiner letzten Rolle als Friedrich der Weise, Alfred Molina als Johann Tetzel, Bruno Ganz als Johann von Staupitz und Claire Cox als Katharina von Bora konnte der Film eine internationale Starbesetzung vorweisen.
 Insgesamt ist mit ″Luther″ ein stimmungsvoller, weitgehend differenzierter Film entstanden mit einem Blick auf die gesellschaftlichen Aufbrüche, die sich in den Lehren Luthers manifestieren. Es lohnt nach ″Zwingli – Der Reformator″ sich auch noch diesem Film anzusehen.
Foto 1: Martin Luther (Joseph Fiennes, r.) wird von seinem väterlichen Freund und Mentor Johan von Staupitz (Bruno Ganz) vor dem Zorn des Papstes gewarnt © ZDF / ARD Degeto
Foto 2: Bei dem freigeistigen Friedrich dem Weisen (Sir Peter Ustinov, r.) findet Luther (Joseph Fiennes) Zuflucht und Fürsprache © ZDF / ARD Degeto
Info:
 Luther (Deutschland, USA 2003)
 Originaltitel: Luther
 Genre: Biopic, Drama, Historienfilm, Reformation
 Filmlänge: ca. 111 Min.
 Regie: Eric Till
 Drehbuch: Camille Thomasson, Bart Gavigan
 Darsteller: Joseph Fiennes, Alfred Molina, Sir Peter Ustinov, Bruno Ganz, Claire Cox, Jonathan Firth, Uwe Ochsenknecht, Benjamin Sadler u.a.
 FSK: ab 12 Jahren
 3SAT zeigt "Luther" am Reformationstag, Freitag, den 31.10.2025 um 22:15 Uhr. Der Film ist noch vom 31.10.2025 bis zum 07.11.2025 im Stream abrufbar.