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Kategorie: Film & Fernsehen
Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. Dezember 2025, Teil 10

Redaktion

Meran (Weltexpresso) - Südtirol, 1961. Die norditalienische Region wird durch eine Serie von separatistischen Bombenanschlägen erschüttert. Während der junge Bauernsohn Paul der Perspektivlosigkeit seines Dorfes entkommen und Malerei studieren will, kämpft sein älterer Bruder Anton kompromisslos für den Schutz der deutschsprachigen Minderheit – notfalls mit Gewalt. Nachdem Anton als einer der Attentäter enttarnt wird, flieht er und lässt Hof und Familie zurück.

Widerwillig verschiebt Paul seine eigenen Pläne, um Antons Frau Anna und ihren kleinen Sohn zu unterstützen. Während die Lage eskaliert und die italienische Polizei hart durchgreift, beginnt Anna sich zunehmend gegen die patriarchalen Strukturen ihres Umfelds zu wehren. Paul hingegen muss sich entscheiden – zwischen familiärer Loyalität und persönlicher Selbstverwirklichung. In seinem Kinodebüt beleuchtet Regisseur Michael Kofler packend und eindringlich die Ereignisse rund um die „Feuernacht“ in Südtirol. Thomas Prenn (HOCHWALD) und Laurence Rupp (VENI VIDI VICI) überzeugen als gegensätzliches Bruderpaar an der Seite von Aenne Schwarz (LEIBNIZ – CHRONIK EINES VERSCHOLLENEN BILDES) als moderne Vordenkerin.


HISTORISCHER HINTERGRUND

Mit Ende des 1. Weltkriegs fiel das mehrheitlich deutschsprachige Südtirol 1919 an Italien. Unter dem faschistischen Regime Benito Mussolinis wurde die deutschsprachige Bevölkerung einer staatlich gelenkten Italianisierungspolitik ausgesetzt. Durch Verbote der deutschen Sprache und Schulen, sowie die gezielte Ansiedlung italienischsprachiger Bevölkerung aus dem Süden Italiens verfolgte die Regierung das Ziel, die deutsche Sprache und Kultur in der Region zurückzudrängen. Das Pariser Abkommen von 1946 zwischen Österreich und Italien, sollte der deutschsprachigen Bevölkerung in Südtirol Autonomierechte und völkerrechtliche Schutzbestimmungen gewähren, wurde in der Folge aber nur teilweise umgesetzt.¹ Die Forderungen nach Gleichstellung hielten an. Im Jahr 1961, während in Berlin der Bau der Mauer begann und Juri Gagarin das Weltall eroberte, formierte sich in Südtirol organisierter Widerstand gegen die ethnische und wirtschaftliche Diskriminierung. In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni kam es zur sogenannten Feuernacht, bei der Mitglieder der Untergrundorganisation Befreiungsausschusses Südtirol (BAS) dutzende Strommasten sprengten, die der Energieversorgung von italienischen Industriebetrieben dienten. Ziel der Aktion war es, internationale Aufmerksamkeit auf die Südtirolfrage zu lenken.² Die italienischen Behörden reagierten mit umfassenden Polizeimaßnahmen: Es kam zu Massenverhaftungen, Übergriffen auf die Bevölkerung und Menschenrechtsverletzungen. Die folgende Verschärfung des Konflikts, sowie zunehmender internationaler Druck von Seiten der UNO führten zur Wiederaufnahme diplomatischer Verhandlungen zwischen Rom und Wien. Im Jahr 1972 trat trat ein neues Autonomiestatut in Kraft, welches der deutschsprachigen Minderheit seitdem umfassende Schutzmaßnahmen und weitreichende Selbstverwaltungskompetenzen zusichert.³

Foto:
©Verleih

Info:
Zweitland
2025 Deutschland, Italien & Österreich
Genre: Drama
Laufzeit: 112 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Format: 1:1,85
Stab
REGIE & DREHBUCH Michael Kofler
Besetzung
THOMAS PRENN als Paul Passler
AENNE SCHWARZ als Anna Passler
LAURENCE RUPP als Anton Passler
FRANCESCO ACQUAROLI als Maresciallo Lombardo
ANDREA FUORTO als Carabiniere Alessandro

Abdruck aus dem Presseheft