TV-Tipp für den Kultklassiker am Montag, 8. Dezember 2025 bei ARTE
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Im tief verschneiten Winter des Jahres 1987 arbeitet der erfolglose Autohändler Jerry Lundegaard (William H. Macy) in Minneapolis als Verkaufsleiter im Autohaus seines dominanten Schwiegervaters Wade Gustafson (Harve Presnell). Allerdings steht er kurz vor dem finanziellen Ruin.
Um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien, hat Jerry einen geschickten Plan ausgetüftelt. Er plant das scheinbar perfekte Verbrechen. Aus diesem Grund fährt er nach Fargo (North Dakota) und heuert dort mit Hilfe des vorbestraften indianischen Werkstattmitarbeiters Shep Proudfoot (Steve Reevis) zwei Kriminelle an, und zwar den schweigsamen Gaear Grimsrud (Peter Stormare) und den nervösen Schwätzer Carl Showalter (Steve Buscemi). Sie sollen seine Ehefrau Jean (Kristin Rudrüd) entführen, um von Jerrys wohlhabenden Schwiegervater ein Lösegeld in Höhe von 80.000 US-Dollar zu erpressen.
Lundegaard stellt den beiden Kriminellen einen neuen Oldsmobile Ciera zur Verfügung und verspricht ihnen die Hälfte des Lösegelds. Tatsächlich will er aber von seinem reichen Schwiegervater nicht nur 80.000 Dollar, sondern gleich eine Million Dollar erpressen.
Er will sich selbst als alleinigen Geldboten bestimmen, den Großteil der Beute einstecken und die beiden angeheuerten Kidnapper vom kleinen Rest auszahlen. In der Theorie klingt das wunderbar einfach, doch wie so oft läuft nicht alles wie geplant.
Die Entführung läuft aus dem Ruder, als Gaear einen Polizisten, der den Fluchtwagen bei einer Routinekontrolle anhält, kurzerhand tötet. Als Carl den blutverschmierten Körper von der Straße schleift, wird er von einem vorbeifahrenden Pärchen gesehen. Gaear liefert sich mit ihnen eine Verfolgungsjagd und erschießt kurz entschlossen auch noch die beiden Zeugen.
Zuständig für die Aufklärung der Morde ist Marge Gunderson, die hochschwangere Chefin der örtlichen Polizei. Sie hat die Spur der Mörder und Entführer aufgenommen und heftet sich unnachgiebig an die Fersen der stümperhaften Bande.
Es gelingt ihr schon bald, zahlreiche Menschen aufzuspüren, die mit den Ganoven in Verbindung stehen. Währenddessen eskaliert die Situation zwischen Jerry und seinem Schwiegervater Wade, der ihm die Geldübergabe nicht zutraut. Als an Jerrys Stelle Wade am vereinbarten Treffpunkt auftaucht, ist Carl Showalter alles andere als begeistert…
″Fargo″ ist eine brutale Tragikomödie der in Minneapolis, Minnesota geborenen und aufgewachsenen Regisseure Joel und Ethan Coen, die zusammen auch das Drehbuch verfasst haben. Der Film spielt im Winter 1987 im verschneiten nördlichen Mittleren Westen der Vereinigten Staaten – der Heimatregion der Brüder.
Die pechschwarzen Komödie lebt vor allem von den schauspielerischen Leistungen der wichtigsten Darsteller, aber auch Kameramann Roger Deakins und Komponist Carter Burwell haben großen Anteil an dem Erfolg des Films.
Frances McDormand erhielt für ihre schauspielerische Glanzleistung als hoch-schwangerer Sheriff Marge Gunderson in diesem pechschwarzen Thriller 1997 den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Neben William H. Macy als Jerry Lundegaard konnte vor allem das kongenial durchgeknallte Duo Infernale Steve Buscemi (wenn auch in einer ähnlichen Rolle wie bereits in Quentin Tarantinos ″Reservoir Dogs″ von 1992) als ewig quasselnder Carl Showalter und der schwedischen Darsteller Peter Stormare als schweigsamer Gaear Grimsrud überzeugen.
Außer Frances McDormand als beste Hauptdarstellerin erhielten 1997 auch ihre Ehemann Joel Coen zusammen mit seinem Bruder Ethel den Oscar für das beste Originaldrehbuch. Weitere Nominierungen gab es für den besten Film, Joel Coen für die beste Regie, William H. Macy als bester Nebendarsteller und Roger Deakins als bester Kameramann. Bei den Golden Globes Awards 1997 erhielt der Film vier Nominierungen und zwar als Bester Film – Musical oder Komödie, Joel Coen als Bester Regisseur, Frances McDormand als Beste Darstellerin – Musical oder Komödie und Joel und Ethan Coen für das Beste Drehbuch. Neben weiteren Nominierungen und Preisen wurde Joel Coen bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1996 auch mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.
Insgesamt ist ″Fargo″ eine der spannendsten, brutalsten, bösesten und schwärzesten Komödien der 1990er Jahre mit perfekt eingesetzten Zutaten des Genres und dem typischen pechschwarzen Humor der Coen-Brüder, aber auch mit viel Gespür für Komik und Absurditäten. Dabei lebt der makabre Kultklassiker auch von den hervorragenden Leistungen der Schauspieler. Es lohnt also, sich den Film zum ersten Mal oder auch noch einmal im Fernsehen anzusehen.
Foto 1: Frances McDormand als Marge Gunderson © Capelight Pictures
Foto 2: William H. Macy als Jerry Lundegaard © Capelight Pictures
Foto 3: Steve Buscemi als Carl Showalter und Peter Stormare als Gaear Grimsrud © Capelight Pictures
Info:
Fargo (Großbritannien / USA 1996)
Originaltitel: Fargo
Genre: Action, Thriller, Tragikomödie, Kultklassiker
Filmlänge: ca. 95 Min.
Regie: Joel Coen, Ethan Coen
Drehbuch: Ethan Coen, Joel Coen
Darsteller: Frances McDormand, William H. Macy, Steve Buscemi, Peter Stormare, Kristin Rudrüd, Harve Presnell, Tony Denman, John Carroll Lynch, Steve Reevis, Larry Brandenburg, Steve Park u.a.
FSK: ab 16 Jahren
″Fargo" wird am Montag, 08.12.2025 um 20:15 Uhr bei ARTE gezeigt und am Di. 23.12.2025 um 21:55 Uhr dort wiederholt. Der Thriller ist auch vom 07.12.2025 bis zum 06.01.2026 online abrufbar.
Im Anschluss an den Thriller zeigt ARTE als Erstausstrahlung die Dokumentation:
Die Coen-Brüder - Eine amerikanische Geschichte
Sie sind ein Rätsel in der grell ausgeleuchteten Welt des großen Kinos: Die US-amerikanischen Filmregisseure, Drehbuchautoren, Filmproduzenten und Filmeditoren Joel David Coen und Ethan Jesse Coen, beide geboren in Minneapolis – bekannt als die Coen-Brüder - haben in sehr eigenwilligen Filmen ein ganz eigenes Genre in der Welt des Kinos geschaffen – ein filmisches Universum mit eigener Moral und eigenen Regeln. Es ist ein Ort, der ihrer Heimat Amerika auf beunruhigende Weise ähnelt, es aber doch nicht ist. Es ist eine Welt, die nur mit einem Wort beschrieben werden kann: Coenesque.
Die Dokumentation folgt der seltsamen, aber brillanten Reise, die die Coens dorthin geführt hat. Dabei fächert sie die Karriere von Joel und Ethan Coen auf und versucht sich an einer Antwort auf die Frage, die so viele gestellt haben: Wie machen sie das?
Ihr Chamäleon-Talent hat jedes Genre – Thriller, Komödien, Tragödien, Western, Musicals, Spionage – neu erfunden und zu ihrem eigenen gemacht. Die Dokumentation zeigt, wie ihre gemeinsame Fantasiewelt aus der Kindheit und die Entfremdung, die sie vom amerikanischen Leben empfanden, diese einzigartige Vision hervorgebracht haben. Wie sie durch das goldene Zeitalter Hollywoods geprägt wurden und selbst ein neues goldenes Zeitalter des unabhängigen Kinos geschaffen haben. Dabei haben sie ihre kauzigen Persönlichkeiten bewahrt, was sie zu den beiden unwahrscheinlichsten Kreativen macht, die jemals Hollywood erobert haben.
Die Dokumentation folgt der seltsamen, aber brillanten Reise, die die Brüder dorthin geführt hat. Eine faszinierende Geschichte über die Zusammenarbeit von zwei Menschen, die manchmal wie eine Person erscheinen. Und eine Geschichte, die so düster-komisch ist wie jeder einzelne ihrer Filme.
Die Dokumentation zeigt eine faszinierende Geschichte über die Zusammenarbeit zweier Brüder, die manchmal wie eine Person erscheinen.
Foto 4: Joel Coen (l.) und Ethan Coen (r.) © ARTE
Info:
Die Coen-Brüder - Eine amerikanische Geschichte (Deutschland, Großbritannien 2025)
Genre: Dokumentation
Filmlänge: ca. 55 Min.
Regie: Sarah Aspinall
Mit: George Clooney, Jeff Bridges, Tilda Swinton, John Malkovich, Tim Blake Nelson und Kathryn Hunter
″Die Coen-Brüder - Eine amerikanische Geschichte" wird am Mo. 08.12.2025 um 21:50 Uhr bei ARTE als TV-Premiere gezeigt. Die Dokumentation ist anschließend vom 08.12.2025 bis zum 07.03.2026 online abrufbar.