Drucken
Kategorie: Film & Fernsehen
mediSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Dezember 2025, Teil 2

Redaktion

München (Weltexpresso) - Eine Reise, drei Abenteuer: Produzent Wolf Bauer Ein Produzent mit einer Mission
Als auf Betreiben von Wolf Bauer 2008 UFA Cinema gestartet wurde, erste Projekte eingebracht und priorisiert wurden, stand für den Produzenten immer noch DER MEDICUS ganz oben auf der Liste. Im kreativen Schulterschluss mit Regisseur Philipp Stölzl entstand ein Film, der nach seinem Start am 25. Dezember 2013 zum damals zweiterfolgreichsten deutschen Film des Jahres werden konnte mit 3,6 Millionen verkauften Kinotickets. Auch im europäischen Ausland, insbesondere Spanien, erzielte der Film exzellente Zahlen.Eine Fortsetzung lag nahe, wie Wolf Bauer bestätigt: „Nach dem sensationellen Erfolg habe ich natürlich umgehend den Wunsch entwickelt, diese Geschichte weiterzuerzählen. Mich hat besonders die Epoche des 11. Jahrhunderts interessiert“, merkt Wolf Bauer an, „diese Phase sozusagen, in der das Wissen der Welt noch sehr dünn ausgesehen hat, vor allem im christlich dominierten, dunklen Mittelalter, wo Wissen im Grunde verpönt war, wenn es sich außerhalb der Koordinaten des christlichen Glaubens, der christlichen Erzählung bewegt hat.“

„Das Faszinosum blieb immer bei mir“, sagt der Produzent, dem es dann gelang, das Recht zu erwerben, tatsächlich die Geschichte weiterzuführen, die in DER MEDICUS erzählt wurde.
„Unser erster Film endet mit der Rückkehr nach London“, merkt Bauer an und führt aus, es werde damit ein Versprechen abgegeben, dass es möglicherweise weitergehen könnte. Für
DER MEDICUS 2 griffen die Filmemacher genau die Stelle auf, an der Rob und seine Gefolgschaft Kurs auf London nehmen. „Von dort aus haben wir die Geschichte weitererzählt, sind wir weitergesprungen“, berichtet er, „vielleicht mit dem Vorteil, dass wir bei der zweiten Erzählung nicht in das Kapitelhafte gehen mussten, sondern in unserer eigenen Entwicklung der Geschichte einen großen Erzählbogen spannen konnten.“ In diesem Rahmen konnte man auch eine Reihe von neuen Charakteren entwickeln und ein, wie Bauer sagt, „fast schon ein
Shakesspeare-haftes Drama“ entfalten. „Diese Möglichkeiten haben wir intensiv genutzt.“


Eigentlich waren die Filmemacher bereits vor ein paar Jahren so weit gewesen, die Verfilmung anzugreifen. „Wir waren schon Ende 2019, Anfang 2020 finanziert. Ich hatte damals einen
Partner, der einen All-Rights-Deal mit uns hatte. Corona zwang diesen Partner aber, seine Strategie zu überdenken, womit wir im Grunde wieder am Anfang standen.“ Einen Vorteil hatte
die Verzögerung indes: „Für mich war er unschätzbar, ich will ihn ganz besonders preisen. Philipp Stölzl wäre in dieser ersten Phase von DER MEDICUS 2 nicht zur Verfügung gestanden. Er hätte keine Zeit gehabt. Wir hätten den Film ohne ihn machen müssen, ohne die treibende kreative Kraft des ersten Films“ Durch das unfreiwillige Warten ergab es sich, dass ein anderes Projekt für den Filmemacher in dieser Zeit ausfiel. „So konnte er wieder mit Feuer und Flamme bei DER MEDICUS 2 einsteigen“, erinnert sich Wolf Bauer. „Er sagte, es sei wie ein Coming Home, in diese Welt, in diese Figuren wieder einzusteigen und die Geschichte weiter zu erzählen. Er war immer mein gewünschter Partner gewesen. Von Anfang an wollte ich mit ihm auch den zweiten Teil machen.“ Und noch einen Vorteil hatte die unerwartete Verzögerung: „Wir hatten mehr Zeit für die Drehbuchentwicklung. Ich glaube, dass wir das Drehbuch sehr viel reifer gemacht haben, in sich stimmig, in sich schlüssig.“

Mit Stölzl wieder als treibende Kreativkraft an Bord und einem überarbeiteten Drehbuch gewappnet, machte sich Wolf Bauer daran, die Finanzierung wieder neu zusammenzubauen.
„Wenn Sie in Deutschland Budgets dieser Größenordnung auf die Beine stellen wollen, ist das eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Dafür ist auch unser Fördersystem nicht ausgerichtet.“ Wenn man einen Arthouse-Film zwischen dreieinhalb und fünf Millionen machen wolle, dann ginge das mit dem bestehenden Fördersystem gut, auch bei dem einen oder anderen  Ausreißer nach oben. „Bei einem Projekt wie DER MEDICUS 2 ist das eine andere Sache“, meint Bauer. „Schon bei DER MEDICUS mussten wir uns sehr recken, aber vor 15 Jahren ging es noch einfacher als heute, es war in den vorhandenen Strukturen möglich. Aber heute ist es eigentlich eine Unmöglichkeit, für mich war es eine echte Herausforderung. Oder um es ganz klar zu sagen: Das war ein wirklich dickes Brett.“ 

Stück um Stück gelang es dann, auf dem ersten Blick eigentlich unvereinbare Partner zusammenzubringen – unvereinbar, was ihre Zielsetzungen und auch ihre Auswertungsfenster und Praktiken angeht. Im Rahmen der Berlinale vor drei Jahren gab es das erste Gespräch, bei dem es Bauer gelang, das ZDF und Amazon zusammenzuführen. „Mit beiden Partnern hatte ich schon gute Arbeiten zusammen gemacht, es bestanden vertrauensvolle Beziehungen“, erklärt Bauer. „Im ersten Moment haben sie noch gesagt, es sei eigentlich unmöglich, sie seien doch Wettbewerber, das könne man gar nicht machen. Im nächsten Moment räumten sie aber ein, bei diesem Projekt eine Ausnahme machen zu wollen. Es war für alle Beteiligten ein Herzensprojekt.“ Dennoch zogen sich die Verhandlungen fast über eineinhalb Jahre hin, bis man es geschafft hatte. „Meistens ging es um Zeitfenster“, erinnert sich der ehemalige UFA-Chef. „Ab wann darf der Sender ausstrahlen? Ab wann darf die Plattform streamen? Wie behandeln wir davor die von Constantin Film zu vertreibenden physischen DVD-Rechte? Da mussten wir einfach über den Schatten der Vergangenheit springen und haben in diesem Zug ein innovatives Finanzierungsmodell geschaffen, das einmalig ist bisher, das aber, wenn es jetzt für alle Partner gut ausgeht, ein Modell sein kann, aus Deutschland heraus Projekte dieser Größenordnung zu stemmen.“


An einem weiteren engen Moment, bei dem das Projekt noch einmal auf der Kippe stand, als die Option für die Rechte an der Marke auszulaufen drohten, musste Bauer selbst in das
Investitionsrisiko gehen und zudem kam noch Beta Cinema als weiterer Partner mit an Bord, die schon bei DER MEDICUS dabei gewesen waren. Im Rahmen dieser Partnerschaft machte
sich Wolf Bauer auf die Suche, eine Tochter der Beta Cinema für die Durchführung der Produktion zu finden. „Bei einem Blick auf die möglichen Firmen stach Zeitsprung Pictures heraus“, berichtet der Produzent. „Mir gefielen die Projekte, die dort gemacht worden waren, wie ,Kleo‘ oder ,Lieber Thomas‘ oder ,Cranko‘. Zeitsprung macht ambitionierte, tolle Projekte,
in denen sich künstlerische Ambition ebenso findet wie auch Mainstream-Attraktivität. Das spricht mich an. Auch ich möchte Millionen von Menschen erreichen mit den Erzählungen, die
ich mache.“ Einen der beiden Geschäftsführer, Michael Souvignier, kannte Wolf Bauer bereits, den anderen, Till Derenbach, lernte er jetzt kennen. Er war es dann auch, der sich um die
Durchführung kümmerte. „Wir hatten eine sehr gute Partnerschaft“, sagt Wolf Bauer. „Auf Zuruf konnten Dinge schnell geregelt werden, und eine sehr komplexe Produktion wurde auf eine Art und Weise bewältigt, wie ich es selten erlebt habe. Es lief in Ungarn ganz herausragend mit meinem hervorragenden international erfahrenen Team mit einem tollen Philipp Stölzl, der sich in der Meisterschaft seiner Regiearbeit, in dem Beherrschen von kreativem Können noch einmal übertroffen hat.“


Trotz großer Schwierigkeiten und manch heiklem Moment wäre es für Wolf Bauer zu keinem Zeitpunkt eine Option gewesen hinzuschmeißen. „Ich will es nicht nur allein meiner  schwäbischen Sturheit zuschreiben“, meint der Produzent. „Ich war in meiner ganzen Laufbahn als Produzent und auch als Geschäftsführer der UFA ein Can-Do-Produzent, ein Mensch, der sich bei Herausforderungen nicht ins Boxhorn jagen lässt. Es ist auch eine Qualität im Unternehmerischen, dass sie, wenn Sie von etwas überzeugt sind, unbedingt dranbleiben. Dann wird's was. Wenn man diese Energie aufbringt und überzeugt ist, das ist ja ein ganz entscheidender Faktor, dann wird es auch gelingen. Ich wusste, dass wir mit DER MEDICUS 2 einen besonderen Stoff haben. Und freue mich jetzt, dass wir den Film jetzt endlich einem großen Publikum zeigen können.“

Foto:
©Verleih

Info:
Besetzung (Auszug)
Rob Cole Tom Payne
Mercia Emily Cox
Ilene Áine Rose Daly
Odwin Owen Teale
Rebecca Emma Rigby
Abu Malick Bauer
Izak Jaouhar Ben Ayed
Duff Harry Redding
Weasel Rosie Boore
Morrigan Sara Kestelman
Rose Evelyn Craven
Harthacnut Leonard Scheicher
Bischof Edgar Máté Haumann
Schwester Mary Finty Williams
Leofric Francis Fulton-Smith
Aemma Anne Ratte-Polle
Knute Liam Cunningham
Hunne Aidan Gillen
u.v.a.

Stab (Auszug)
Regie Philipp Stölzl
Drehbuch Stewart Harcourt
Caroline Bruckner
Philipp Stölzl
Jan Berger
Marc O. Seng
Nach einer Geschichte von Jan Berger
Philipp Stölzl

Abdruck aus dem Presseheft