Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. Mai 2015, Teil 2
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Andreas (Nikolaj Coster-Waldau) ist Polizeikommissar. Er ist verheiratet mit Anna (Maria Bonnevie), hat einen wenige Wochen alten Sohn namens Alexander und lebt in einem geräumigen Haus am Meer. Sein Freund und Partner Simon (Ulrich Thomsen) hat gerade eine Scheidung hinter sich und muss von Andreas das eine oder andere Mal betrunken aus Stripclubs geholt werden.
Andreas und Anna haben ein paar Probleme mit ihrem Sohn, der häufig nachts schreit. Er wird dann von Andreas im Auto herumgefahren bis er einschläft.
Während eines Einsatzes werden die beiden Polizisten wegen Ruhestörung zu dem Junkie-Pärchen Tristan (Nikolaj Lie Kaas) und Sanne (May Andersen) gerufen. Tristan ist gerade auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden. Er ist den beiden Polizisten als Schläger und Dealer bekannt. In einem Schrank in der unordentlichen Wohnung entdeckt Andreas einen völlig verdreckten, wenige Wochen alten Jungen, Sofus. Da das Kind nicht unterernährt oder krank ist und bei Sanne der Drogentest negativ ausgefallen ist, gibt das Jugendamt den Jungen wieder an seine Eltern zurück. Andreas kann diese Entscheidung nicht verstehen.
Überraschend stirbt Alexander in einer Nacht. Andreas will den Notarzt holen und das Kind ins Krankenhaus bringen, wird aber von der hysterischen Anna, mit der Drohung sich umzubringen, davon abgehalten. In der gleichen Nacht fasst Andreas den Entschluss, den toten Alexander gegen einen schon wieder völlig verdreckten Sofus auszutauschen, was die völlig bekifften Eltern nicht merken.
Tristan entdeckt den toten Säugling am nächsten Morgen. Da er fürchtet wieder ins Gefängnis zu kommen, will er durch eine Kindesentführung den Tod des Kindes vertuschen, während Sanne behauptet, dass dies nicht ihr Kind sei. Andreas sorgt dafür, dass er und Simon die Ermittlungen übernehmen. Auf dem Revier bricht Sanne zusammen und behauptet weiterhin, dass das verschwundene Kind nicht Sofus sei. Sie wird zur Behandlung in eine Klinik gebracht.
Andreas hat den Jungen zu Anna gebracht, die ihn nur langsam und widerwillig akzeptiert. Andreas glaubt, das Richtige getan zu haben, da er durch das Vertauschen der Kinder sowohl den Jungen als auch seine Frau gerettet habe. Eines Nachts, während Andreas schläft, legt Anna das Kind in einen Kinderwagen und macht, wie früher auch mit dem schreienden Alexander, eine Nachtspaziergang. Diesmal hält sie auf einer Brücke einen Lastwagen an, gibt ihm den Jungen und springt von der Brücke. Simon, dessen Situation sich langsam bessert, möchte Andreas zur Seite stehen, wird aber von ihm zurückgewiesen. Ebenso ist Andreas nicht bereit, die Ermittlungen um das "entführte" Kind in andere Hände zu geben, obwohl inzwischen sowohl seine Mutter als auch die Eltern von Anna vor der Tür stehen und die Beerdigung vorbereitet werden muss.
Während der weiteren Untersuchungen hat sich Andreas mehrfach nicht im Griff, so bedroht er z.B. Tristan während eines Verhörs. Nach und nach gelingt es Andreas und Simon die Wahrheit über das Verschwinden des Kindes zu erfahren: Tristan hat das Baby in eine Tragetasche gesteckt und im Wald vergraben. Mit seiner Hilfe wird die Leiche entdeckt und das Baby wird obduziert. Andreas ist der Erste, der nach der Obduktion mit der Ärztin spricht. Das Ergebnis ist anders als erwartet und für ihn ein Schock, denn es lässt ihn seine häusliche Situation in einem ganz anderen Licht erscheinen. Er wird daraufhin eine mutige Entscheidung treffen, die mehreren Personen eine zweite Chance eröffnen wird.....
Susanne Biers Film ist mit Nikolaj Coster-Waldau, Ulrich Thomsen oder Nikolaj Lie Kaas hervorragend besetzt. Nikolaj Coster-Waldau ist durch seine Rolle des Jaime Lannister in der TV-Serie Game of Thrones inzwischen zum Weltstar geworden. Ulrich Thomsen und Nikolaj Lie Kaas gehören zu den bekanntesten dänischen Schauspielern.
Der Untertitel des Filmes lautet "Wie weit würdest du gehen?" und genau diese Frage sollte sich der Besucher auch am Ende des Filmes stellen. Ist ungesetzliches Handeln legitim, wenn mit geltenden Regeln nicht geholfen werden kann? Hat eine Unterschichtmutter am Rande zur Illegalität das Recht auf ein Baby, dem sie selbst keinen Schaden zufügt, das vermutlich aber kaum Chancen auf ein normales Leben hat?
Susanne Bier zwingt ihre Protagonisten in Situationen, die fatale Folgen haben aber auch eine Zukunft bieten können - nicht nur für Andreas, sondern auch für Sanne, Sofus oder Simon. Dabei kommt die Geschichte der drogensüchtigen Ex-Prostituierten Sanne, die versucht an ihren Sohn alles richtig zu machen, leider etwas zu kurz.
Auch wenn in der Inszenierung an einigen Stellen etwas übertreibt und zu sehr auf Schwarz/Weiß setzt, ist es doch ein Film, der nach einem Kinobesuch nicht einfach vergessen wird, sondern noch lange im Gedächtnis bleibt. Deshalb: Unbedingt ansehen.
Info
Zweite Chance (Dänemark, 2014)
Originaltitel: En chance til
Länge: 104 Minuten
Regie: Susanne Bier
Drehbuch: Anders Thomas Jensen
Darsteller: Nikolaj Coster-Waldau, Maria Bonnevie, Ulrich Thomsen, Nikolaj Lie Kaas, May Andersen
Filmverleih: Prokino Filmverleih
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 14.05.2015
Andreas (Nikolaj Coster-Waldau) hat sich entschlossen, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. © PROKINO Filmverleih