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Kategorie: Film & Fernsehen

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Januar 2017,    Teil 10

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Die Erwartungen sind hoch, wenn sich ein Regie-Altmeister und ein berühmter Schriftsteller zusammentun. Zumal, wenn sie als ein eingespieltes Team antreten wie die langjährigen Weggefährten Wim Wenders und Peter Handke,  die sich seit den Anfängen des Filmemachers in den frühen siebziger Jahren künstlerisch verbunden sind und mit „Der Himmel über Berlin“ 1987 Kinogeschichte schrieben.

Nach diesem Erfolg sollten fast 30 Jahre bis zu ihrem jüngsten Gemeinschaftsprojekt vergehen.


Um das aber gleich zu sagen: Ein großer Wurf ist „Die schönen Tage von Aranjuez“, ursprünglich ein Theaterstück,  mitnichten, wie überhaupt Wenders in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwar einige viel beachtete Dokumentarfilme (Buena Vista Social Club, Pina, Das Salz der Erde), aber keinen herausragenden Spielfilm mehr zustande brachte.


Diesmal beginnen die Probleme schon bei der unergiebigen Vorlage: Ein Mann (Reda Kateb) und eine Frau (Sophie Semin) sitzen im Garten eines Hauses in den Hügeln unweit von Paris und reden. Er stellt Fragen, sie antwortet.  Leider kommen in diesem Gespräch aber keine so anregenden Ansichten und Lebensweisheiten herum wie in den poetischen Filmen eines Eric Rohmer, der zu Liebe und Sex weit mehr zu sagen hatte.


Handkes Einakter wartet nur mit pseudo-intellektuellem Geschwafel zu weiblicher Emanzipation und Geschlechterkampf auf, eine öde Durststrecke zur Genesis grenzt geradezu ans Unzumutbare. Und wiewohl die Protagonisten vermutlich mal ein Paar waren, bleibt Er ganz cool, als Sie sich anschickt, sich an ihre freizügige, wilde Vergangenheit und zahlreiche Liebesaffären zu erinnern und wechselt ohne Umschweife das Thema, ergeht sich in Betrachtungen über die Natur, über die aus den königlichen Küchenbeeten von Aranjuez entfleuchte Saat.


Männer und Frauen passen nicht zusammen, auf diese banale Erkenntnis läuft alles hinaus. Dafür brauchen die Autoren eine gefühlte Ewigkeit. Und eine unnötige zusätzliche Figur: Jens Harzer, in der Wiener Uraufführung des Kammerspiels der Mann, ist hier Handkes Alter Ego. An der Schreibmaschine scheint er den Figuren ihren Text zu soufflieren, lässt sich dabei inspirieren von den traurigen Gesängen eines Lou Reed oder Nick Cave. In einer solchen Ästhetik ist Wenders unverkennbar, aber warum er mangels jedweden Mehrwerts das 3D Format gewählt hat, erschließt sich nicht.


Ein Film über die Dinge des Lebens sollte es wohl werden. Aber die wurden vor allem im französischen Kino schon tiefgründiger und spannender umkreist.

 

Foto: Mann (Reda Kateb) und Frau (Sophie Semin) sitzen vor der Kulisse und reden und reden (c) Verleih