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Kategorie: Kulturbetrieb
heideerhält die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Filmwissenschaftlerin und Mitgründerin der Kinothek Asta Nielsen, Heide Schlüpmann, wurde am Dienstag, 16. September, im Kaisersaal des Römers mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet. Die Ehrung wurde von Stadträtin Ina Hauck überreicht.
 
Stadträtin Hartwig würdigt Schlüpmanns herausragendes Engagement

Die zuständige Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig sagt über die Geehrte: „Heide Schlüpmann hat wie nur wenige das filmkulturelle Leben Frankfurts geprägt – als Kino- und Filmwissenschaftlerin, Kuratorin, leidenschaftliche Verteidigerin des Kinos und passionierte Kinogängerin. Sie war die erste Professorin für Filmwissenschaft an der Goethe-Universität in Frankfurt und hat Generationen von Studierenden geprägt. Mit der Gründung der Kinothek Asta Nielsen hat sie gemeinsam mit Karola Gramann einen einzigartigen Ort geschaffen, der Filmgeschichte lebendig hält und weibliche Filmkultur sichtbar macht. Mit großer Leidenschaft hat sie Frankfurt als Filmstadt entscheidend mitgestaltet, dafür danken wir ihr herzlich.“

 
Ein Leben für das Kino

Geboren 1943 in Betzdorf an der Sieg, studierte Schlüpmann Philosophie in Heidelberg, Kiel, Tübingen und Frankfurt, unter anderem bei Ernst Bloch, Hans-Georg Gadamer und Theodor W. Adorno. 1975 promovierte sie über Friedrich Nietzsche. Ende der 1960er-Jahre entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Kino und wandte sich der Film- und Kinowissenschaft zu.

In den 1970er-Jahren brachte sie feministische Perspektiven in Forschung und Lehre ein und war Teil der Redaktion der Zeitschrift Frauen und Film. 1990 habilitierte sie sich mit der bahnbrechenden Studie „Die Unheimlichkeit des Blicks“, die zeigte, wie eng Kinematografie und Frauenemanzipation verbunden sind. Damit hat sie die deutsche Filmgeschichtsschreibung nachhaltig verändert.

1991 wurde sie als erste Professorin für Filmwissenschaft an die Goethe-Universität Frankfurt berufen. Bis zu ihrer Emeritierung 2008 setzte sie sich für eine Kinowissenschaft ein, die Film nur im Zusammenhang mit dem Kino als Erfahrungsraum versteht. Sie richtete ein eigenes Filmarchiv für die Universität ein und machte die gemeinsame Kinoerfahrung zur Grundlage des theoretischen Unterrichts.

 
Kinothek Asta Nielsen und internationales Ansehen

1999 gründete Schlüpmann gemeinsam mit Karola Gramann den Verein Kinothek Asta Nielsen, der sich bis heute als einzigartiger Ort der Filmkultur in Frankfurt etabliert hat. Die Kinothek widmet sich insbesondere der Sichtbarmachung weiblicher Filmarbeit, restauriert vergessene Werke und organisiert Retrospektiven. Seit 2018 richtet sie das Festival „Remake – Frankfurter Frauen Film Tage“ aus, das Geschichte und Gegenwart in einen produktiven Dialog bringt.
 
Schlüpmanns Wirken fand früh internationale Anerkennung. Weltweit vernetzt lehrte sie unter anderem am Dartmouth College in den USA und arbeitete mit namhaften Filmtheoretikerinnen wie Laura Mulvey, Teresa de Lauretis und Mary Ann Doane zusammen. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2017 mit dem Binding-Kulturpreis für die Kinothek Asta Nielsen.

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