– eine weltberühmte antifaschistische Schriftstellerin FIR
Berlin (Weltexpresso) - Bildende Kunst, Musik und Literatur sind für den antifaschistischen Kampf von großer Bedeutung. Sie dienen nicht nur der emotionalen Verbundenheit, sondern bewahren auch die Erfahrungen und Vermächtnisse der Frauen und Männer aus Widerstand und Verfolgung. Eine weltberühmte Schriftstellerin in diesem Sinne war Anna Seghers, deren 125. Geburtstag im November 2025 zu feiern ist.
Ihr wohl bekanntestes Werk war der Roman „Das siebte Kreuz“. Geschrieben im mexikanischen Exil, erschien er bereits 1942 in den USA und wurde 1944 vom Oskar-Regisseur Fred Zinnemann verfilmt. Der Roman schildert die Haltung und Gefühlslage im faschistischen Deutschland in den 1930er Jahren. Aus dem Lager Westhofen, für das das frühe KZ Osthofen das historische Vorbild lieferte, entfliehen sieben politische Häftlinge. Der Kommandant ergreift alle Maßnahmen, um diese Häftlinge wieder zu fassen und auf dem Appellplatz – zur Abschreckung der Mithäftlinge – ans Kreuz zu binden. Sechs werden nach einiger Zeit gefasst, das siebte Kreuz bleibt leer, auch deshalb, weil es Menschen ganz unterschiedlicher politischer Überzeugung und gesellschaftlicher Stellung gab, die dem Flüchtenden geholfen haben. Damit drückte der Roman literarisch das aus, was im politischen Konzept einer antifaschistischen Volksfront mündete.
Geboren am 19. November 1900 als Annette Reiling in Mainz, studierte sie in Köln und Heidelberg, wo sie 1924 mit einer Dissertation über „Jude und Judentum im Werk Rembrandts“ promovierte. 1925 heiratete sie den ungarischen Soziologen László Radványi, mit dem sie zwei Kinder hatte. Schon 1924 wurde ihre erste Erzählung veröffentlicht. Dennoch hatte sie es als Schriftstellerin in der Weimarer Zeit schwer, Anerkennung zu finden. 1928 erhielt sie den Kleist-Preis, die damals höchste deutsche literarische Auszeichnung. Als Begründung lobte die Jury ihre „kraftvolle, männliche Sprache“.
Schon in der Weimarer Zeit gehörte sie zum Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller und engagierte sich gegen den Vormarsch der Nazis. Wenige Wochen nach der Machtübertragung floh sie über die Schweiz ins französische Exil, wo sie in Paris für die „Neuen Deutschen Blätter“ arbeitete und 1935 Mitbegründerinnen des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller war. 1937 sprach sie auf dem „Zweiten Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur“ in Madrid.
Eigentlich alle Texte von Anna Seghers beschäftigten sich mit dem Faschismus und seinen Auswirkungen auf das Handeln und Denken der Menschen. 1934 veröffentlichte sie in Prag die Erzählung „Der letzte Weg des Koloman Wallisch“, 1935 erschien in Paris der Roman „Der Weg durch den Februar“. Darin schildert sie den Kampf der österreichischen Antifaschisten gegen den Austro-Faschismus und die Dollfuß-Diktatur. In verschiedenen Texten würdigte sie auch die Rolle der Frauen im antifaschistischen Kampf wie in der Erzählung: „Aufstellen eines Maschinengewehrs im Wohnzimmer der Frau Kamptschik“. Die Bedingungen des Exils verarbeitete sie kongenial in dem 1944 veröffentlichten Roman „Transit“. Sie schildert, wie in der Atmosphäre der Stadt Marseille im damals noch unbesetzten Frankreich Flüchtlinge mit der Hoffnung auf ein Transitvisum mit Menschen, die durch den faschistischen Krieg entwurzelt wurden, aufeinanderstießen.
Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil ging sie in die SBZ bzw. DDR, die sie als ihre politische Heimat verstand. Dort setzte sie ihre antifaschistische Arbeit fort. 1949 erschien der Roman „Die Toten bleiben jung“, der die proletarische, die kleinbürgerliche und die großbürgerliche Perspektive auf die deutsche Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schilderte. Als Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR von 1952 bis 1978 übernahm sie auch gesellschaftliche Verantwortung. Während sie in der DDR und weltweit geehrt wurde, erhielt sie von ihrer Geburtsstadt Mainz erst 1981 die Ehrenbürgerschaft. Eine Antifaschistin zu ehren war damals in der BRD politisch nicht einfach.
Anna Seghers starb am 1. Juni 1983 in Berlin/DDR. Ihr literarisches Werk und ihre antifaschistische Überzeugung leben fort. Dies zeigt sich auch in verschiedenen Veranstaltungen anlässlich ihres 125. Geburtstages.
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©uni-heidelberg.de
Info:
Quelle: FIR Newsletter 2025-46 dt.
FIR: Fédération Internationale des Résistants, internationale Dachorganisation von Verbänden antifaschistischer Widerstandskämpfer