Die neue Ausstellung in der KunststationHanswerner Kruse
Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) – Am nächsten Sonntag wird in der Kunststation die Ausstellung „Unsere Welt ist schön?!“ eröffnet. 52 Kunstschaffende setzen sich mit dem Thema in ihren unterschiedlichen Medien auseinander. Ob unsere Welt „schön“ ist, scheint eine kühne Anfrage zu sein, angesichts der aktuellen Ereignisse um uns herum.
Ein Aquarell von Lothar Reichardt bringt diese Situation auf den Punkt: Ein Maler sitzt in der vermüllten Landschaft. Im Hintergrund qualmende Fabriken. Doch unbeirrt pinselt er eine heile, idyllische Welt auf seine Leinwand. „Schöner als sie ist“, wie es im Titel heißt. Verklärt er das Chaos? Geißelt er es? Schafft er (s)eine eigene Wirklichkeit? Bewahrt er den vergehenden Zauber unserer Welt? Die Aussage ist offen, das Bild steht aber exemplarisch für diverse künstlerische Antworten. Gezeigt werden wunderbare Landschaften oder die Natur im Detail, auch in Glaskästen oder Installationen. Angesichts ihrer Bedrohung soll man sie noch bewusster erfahren und genießen. Vieles ist bereits im Übergang, oft schwebt über allem der dramatische Verfall. Saxana Nicole Schötschel wohnte im besetzten Hambacher Forst eine Zeitlang im Baumhaus und bannte ihre Situation – im „Sündenwäldchen“ – mit Öl auf Leinwand. Helge Hommes mit seinem Naturgemälde „eröffnet einen weiten Blick über das Land und lenkt den Blick doch unmittelbar vor die eigenen Füße.“
Ein anderes Objekt, „Wolkenhaus“, verbindet bereits beides, die Ruinen des Hauses mit der Zartheit des Himmels (Foto links). Digitale Kommunikation wird mit einem überdimensionalen kaputten Smartphone infrage gestellt. Eine tönerne Figur zog einen Eimer über den Kopf: „Die kleine Flucht aus der Welt!“
Während des Schreibens an diesem Text wird die Ausstellung noch aufgebaut, größere Installationen werden arrangiert: Soll die sechs Meter lange „Milseburg“ über Eck gehängt werden? Der Lichtkünstler Bernd Schulz überzeugte mit seiner „Weidenkönigin“ (Foto unten) die Jury und arbeitet im Eingang an einem irritierenden Empfang. Etwa 300 Kunstschaffende reichten für diese Schau Konzepte ein. Nach langem Ringen wählte die Jury 52 Teilnehmende aus, doch die gelten nicht als „Gewinner“.
Vielmehr galt es die Vielfalt künstlerischer Techniken sichtbar zu machen: Vom kleinen Aquarell bis zur riesigen Installation, vom großen Wandbild bis zur Skulptur im Raum. Auch alle Themenbereiche sollten erschlossen werden. Die Werke mussten zusammenpassen, denn Kunsthistorikerin Dr. Elisabeth Heil wollte – wie immer – kein beliebiges Sammelsurium anhäufen, sondern angemessen kuratorisch wirken. Die Leiterin der Kunststation, Monika Ebertowski, freute sich, dass so viele Kreative Interesse an dem Projekt zeigten. So sei auch „ein Pool von neuen Kunstschaffenden entstanden“, die hier irgendwann ausstellen können.
Alle Mitwirkende gaben Statements zum Thema ab, teils poetisch, teils kämpferisch. Ihre Worte paraphrasieren häufig die offenen Kunstwerke, ohne elaborierte Belehrungen. Arbeiten und Kommentare lassen dem Publikum viel Raum für eigene Interpretationen und Assoziationen. Von jedem Künstler, jeder Künstlerin ist im 60-seitigen Katalog zur Schau (im Eintrittspreis von 6 Euro enthalten) ein Objekt abgebildet, ihr Statement hinzugefügt – und manchmal ein humorvolles Porträtbild.
Die neue Ausstellung fügt sich in die anstehenden Feiern zum 650-jährigen Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung von Kleinsassen. Sie ist die künstlerische Komplementierung der Feierlichkeiten. Der Begriff der Landschaft, der den Ruf des Malerdorfs Mitte des 19. Jahrhunderts begründete, wird stark ausgeweitet. Daran beteiligt sind auch die Kinder „Junior Ranger“ im Studio. Darüber – und einen Rundgang durch die schöne neue Welt in der Kunststation – werden wir noch berichten.
Fotos
© Kunststation Kleinsassen
Service
Ausstellungsbeginn Sonntag 8. Juni 15 Uhr.
Öffnungszeiten Di. bis So. 13 - 18 Uhr
Weitere Infos
Kunststation Kleinsassen