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Kategorie: Lust und Leben

Bildschirmfoto 2025 04 30 um 15.42.06Queer* Main-Kinzig lädt zum „MKK Pride“

Hanswerner Kruse

Schlüchtern (Weltexpresso) - Einen Monat nach dem Helle Markt ist am 24. Mai im Bergwinkel ein weiteres Stadtfest geplant. Der Verein Queer* Main-Kinzig lädt zum sogenannten „MKK Pride“ (Englisch für „Stolz“) unter dem Motto „Nie wieder still – der MKK ist Bunt“ ein. 

 Auf dem Stadtplatz Schlüchtern erwartet die Menschen eine außergewöhnliche politische Veranstaltung mit einem bunten Programm. Unter anderem treten auf der Bühne „Drag Artists“ auf - künstlerische Menschen, die mit Bildern von Männlichkeit und Weiblichkeit spielen und verschiedensten Darbietungen das Publikum faszinieren. Ebenfalls präsentiert das heimische Ensemble Artodance Choreografien zum Thema. Bands wie „Keine Faxen“, „Weitsicht“ und andere rocken das Publikum. Das Programm moderiert „Pandora Nox“, die Gewinnerin der TV-Sendung Drag Race Germany. In politischen Diskussionen wird über queerpolitische Themen - etwa das Genderverbot in Hessen - debattiert. Außerdem sprechen prominente Vertreter der Politik auf der Bühne.

Drumherum werden Getränke, Fleisch- oder vegane Gerichte sowie Kaffee und Kuchen angeboten. Es gibt auch eine Cocktailbar. Auf der „Infomeile“ informieren verschiedene Gruppen wie „pro Familia“, „Bündnis für Demokratie“ und andere Initiativen über Ihre Aktivitäten. Auch die Grünen und die Jusos laden zu Gesprächen ein. Kinder werden währenddessen unterhaltsam betreut.

Eröffnet wird das Fest durch die bunte Demonstration, die „Pride-Parade“. Sie zieht vom Untertor aus durch Schlüchtern bis zum Stadtplatz, wo dann die Kundgebung stattfindet. Wie auf dem bunten Plakat orientiert sich die Dekoration am ländlichen Leben mit Strohpuppen, sogar Trecker fahren bei der Parade mit. „Denn schließlich sind wir hier auf dem Land“, meint Mitorganisator und Aktivist Steve Euler (47). Queer* Main-Kinzig will mit der Demo deutlich machen, dass Menschen mit anderer sexueller Orientierung oder Identität, selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sind und dazugehören.

„Aber wir wollen auch Nichtqueere ansprechen und Berührungsängste aufheben. Mit vielen anderen Menschen möchten wir einen friedlichen Tag verbringen.“ 


Vor fünf Jahren wurde die Gruppe als gemeinnütziger Verein gegründet. Seine politische Unterstützung ist groß, „nicht nur die Kreisspitze steht hinter uns“, weiß Mitgründer Euler. Die Vereinigung engagiert sich dafür, dass queere Menschen auch im ländlichen Raum sichtbar sind und ohne Angst leben können – gegen Diskriminierung, für Vielfalt und Respekt. Im Gespräch berichtet Euler, die Situation für schwule, lesbische und andere queere Personen habe sich in den letzten Jahrzehnten eigentlich wesentlich gebessert. „Es war eine aufgeklärte Epoche.“ 

Doch inzwischen ist – trotz breiter Unterstützung in Politik und Medien – auch im Main-Kinzig-Kreis ein erheblicher Gegenwind zu spüren. Der Hass auf alles Andersartige wächst wieder. Besonders seit der Ankündigung der Veranstaltung hat Queer* Main-Kinzig diese Feindschaft gespürt: In den sozialen Medien verfluchten bösartige Kommentare die geplante „Ekelparade“ der Gruppe: „Euch braucht kein Mensch“, hieß es, „Schützt euch, wenn es Scheiße regnet“ oder „Ihr seid für‘n Arsch.“ Gerade durch diese Angriffe ist die Notwendigkeit eines stolzen, öffentlichen Auftritts deutlich: „Wir werden nie wieder still sein!“


Steve 3463Drei Fragen an Steve Euler

  1. Was heißt eigentlich „Queer“?

„Queer“ – das Wort hieß früher einfach „seltsam“ oder „schräg“ und wurde lange als Schimpfwort benutzt. Aber irgendwann hat sich die Community das zurückgeholt, ganz bewusst. Heute steht queer für alle, die sagen: Es gibt mehr als nur Mann und Frau, mehr als Hetero. Da gehören lesbische, schwule, bisexuelle, trans, inter oder non-binäre Menschen dazu – oder einfach alle, die sich in den klassischen Schubladen nicht wiederfinden.

  1. Was ist das Ziel von Queer* Main-Kinzig?

Wir möchten, dass queere Menschen gleichberechtigt sind und genauso dazugehören wie alle anderen auch – ob Lesbisch, Schwul, Bi, Trans* oder was auch immer. Es geht darum, Vorurteile abzubauen und dafür zu sorgen, dass Vielfalt im Alltag wirklich gelebt werden kann. Viele outen sich ja immer noch nicht, aus Angst. Deshalb will unser Verein zeigen: Du bist nicht allein. Es gibt einen Ort, an dem du so sein kannst, wie du bist.

  1. Was hat der Verein schon erreicht und wo möchte er noch hin?

Wir konnten den offenen Queeren-Treff sowie die Jugendgruppen in Gelnhausen und Schlüchtern verwirklichen. Außerdem gibt es monatlich die „QueerFilmNacht“ im Kino Gelnhausen sowie eine Wander-Gruppe. Jährlich werden am 17.5. am MKK-Forum, am Rathaus Gelnhausen und künftig auch in Schlüchtern die Regenbogenfahne gehisst. Mit öffentlichen Aktionen und in enger Zusammenarbeit mit der Politik wollen wir weiter an unseren Zielen arbeiten.

Foto 
Steve Euler ©  Hanswerner Kruse

Plakat
© Verein Queer* Main-Kinzig

Weitere Infos
 „MKK Pride“ unter www.queermainkinzig.de oder Instagram und Facebook