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Kategorie: Lust und Leben
Malteser 8224Qualifizierung für die ehrenamtliche Hospizbegleitung


Hanswerner Kruse


Schlüchtern (Weltexpresso) – „Sterben, Tod und Trauer gehören zum Leben!“ Oft ist das leicht gesagt, aber trotz starker Thematisierung in den Medien und besserer Versorgung Sterbender durch Palliativmedizin und Hospize, wird das Thema gesellschaftlich noch weiterhin tabuisiert: Der Tod kommt vielen Menschen nicht ins Haus.

Ganz bestimmt gilt das nicht für die 14 Personen im Bergwinkel, die in den letzten neun Monaten ihre Qualifizierung zur professionellen Sterbebegleitung bei den Maltesern absolvierten. Am letzten Freitag feierten die Ehrenamtlichen den Abschluss als „Hospizbegleitung“ – so die offizielle Bezeichnung – im Schlüchterner Kultur- und Begegnungszentrum (KUBE) . Hoch sind die Anforderungen an die neuen Begleiterinnen, eine der wichtigsten Voraussetzungen: Sie sollen nicht (mehr) selbst trauern, ein möglicher Trauerfall muss mindestens 12 Monate her sein.

Die beiden erfahrenen Anleiterinnen des Malteser-Dienstes schmückten bei den regelmäßigen Treffen immer liebevoll eine „Mitte“ im Unterrichtsraum mit Blumen, Kerzen oder anderen schönen Dingen. Sinnbildlich stand diese „Mitte“ für die Ziele der Gruppenarbeit. In ihr sollten alle Mitglieder einen inneren Zustand der Balance, der Ruhe, der Ausgeglichenheit erleben, um in der professionellen Betreuung ihre eigene „Mitte“ zu finden.

Denn sie dürfen sich nicht vom Leid der zu Betreuenden überwältigen lassen. Zugleich müssen sie mit Ablehnung umgehen und Abschiede aushalten, ihre eigenen Gefühle im Prozess der Begleitung spüren und hinterfragen. Notwendig ist ihre Distanz bei gleichzeitiger Empathie, also die Bewahrung der inneren Mitte. Doch der Umgang damit wurde nicht wie im klassischen Schulunterricht gelernt, sondern während der Qualifizierung konnten die Auszubildenden Erinnerungen einbringen, Selbsterfahrungen machen und reflektieren.

Angeboten wurde von Susanne Kohlhepp (55) und Christiane Hecht (66) eine große abwechslungsreiche Bandbreite von Filmen, Bildern, Gedichten, Musik und Gesprächen im Grundkurs. Später in der Vertiefungsphase folgten tiefer gehende Übungen, Rollenspiele und Eigenerfahrungen (von Scham, Schuldgefühlen oder Wut). Durchgehend wurden Fallbeispiele aus der Praxis vorgestellt und bearbeitet. Auch wenn es bisweilen bei den selbsterfahrungsorientierten Aufgaben Tränen oder Fluchtgefühle gab, haben alle 13 Frauen und der einzige männliche Teilnehmer den Kurs durchgehalten. In schwierigen Situationen waren die Anleiterinnen für die Fortzubildenden einfühlsam da, ließen sie mit deren Erinnerungen und Gefühlen nicht allein.

Zwischenzeitlich gab es einen Praxisteil, in der jede Person eine Betreuung planen und durchführen sollte, dazu aber auch die Beendigung der Begleitung „üben“ musste. Im Kurs konnten die individuellen Erfahrungen reflektiert werden, ebenso in Einzelgesprächen mit den Anleiterinnen. Mit der Zeit wuchs die Gruppe stark zusammen, die Mitglieder entwickelten Vertrauen zueinander, motivierten und unterstützten sich gegenseitig. Sie konnten sich öffnen und wurden in kritischen Situationen von den anderen aufgefangen. Viele äußerten das Gefühl, sie seien im gemeinschaftlichen Prozess gewachsen. Auch nach der Ausbildung bleiben die Anderen wichtig, angeboten werden regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch und zur Supervision.

„Das ging unter die Haut!“ Mehrfach betonte ein Gruppenmitglied in ihrer Dankesrede die intensiven persönlichen Erfahrungen aller in der Gruppe. Man habe viel über das Sterben gelernt, aber auch über sich selbst. 

Aufgaben der Sterbebegleitung

Sterbebegleitung umfasst nicht nur die Betreuung sterbender oder schwerstkranker Menschen, sondern – wenn diese gut versorgt sind – auch die Entlastung ihrer Angehörigen. Dazu gehört, dass Familienmitglieder Zeit für sich bekommen oder Geschwisterkinder die Aufmerksamkeit erhalten, die sie brauchen.

In Deutschland gibt es rund 1.500 ambulante Hospizdienste, 240 stationäre Hospize für Erwachsene und 17 für Kinder. Der Deutsche Hospiz- und Palliativverband zählt etwa 100.000 Begleiterinnen und Begleiter, überwiegend Frauen. Die meisten arbeiten ambulant und besuchen die Betroffenen zu Hause. (Quelle: Malteser)


Foto:

Die neuen Sterbegleiterinnen mit ihren zwei Anleiterinnen, dem Schlüchterner 1. Stadtrat Reinhold Baier
© Hanswerner Kruse

Info und Termine 
Informationen zur nächsten Qualifizierung der Malteser am 21. + 27. Januar 2026 jeweils 18 Uhr im KUBE.
Anmeldung und weitere Infos MALTESER Schlüchtern 
„Kontakt Malteser Fulda/Schlüchtern“