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Kategorie: Lust und Leben

Serie: Das tropischen Pflanzenfestivals 2012 in Kew Gardens im Februar  (Teil 2/2)

 

Claudia Schulmerich

 

London (Weltexpresso) – Wie kommt es, daß die Blüten direkt aus dem Wasser wachsen. Ganz einfach, sehen wir mit detektivischem Blick. Auf Stelzen sind in das Wasser hinein große Kästen gesetzt, in denen die Blumen ganz dicht bepflanzt sind und so wie ein Blumenmeer im Wasser wirken. Manche sind sogar wie Hochhäuser gestaltet.

 

Dann erkennen wir ein anderes Prinzip. Alle Eisenstege – und es gibt eine Menge – und  Säulen und Pfosten in den Hallen sind dick mit einer Art Moos, also mit Grünzeug umwickelt. In diese Unterlage hinein, sind dann die Pflanzen, sogar mit dem Tontopf, hineingesetzt. Das geschieht so dicht, daß man als Oberfläche nur die Pflanzen sieht und denken muß, daß sie aus der Senkrechten herauswachsen.

 

Was Pflanzen alles mit sich machen lassen! Wenn sie sich wohlfühlen, muß man hinzufügen. Denn diese Pflanzen hier, da läßt keiner ein Köpfchen hängen, die blühen um die Wette und auch darum, welche Farbe die schönste sei und welche Blütenform die extravaganteste. Es ist tatsächlich ein echter Wettbewerb, zu dem wir eingeladen sind und uns die Teilnehmer deshalb ganz genau anschauen.

 

Hier sind die Bromelien zu einem großen Beet versammelt. Da war doch was mit der Ananas. Die ist nämlich das bekannteste Bromeliengewächs. Aber die meisten sind Zierpflanzen und sehen  überhaupt auch unterschiedlich aus, denn bei den Pflanzen hat man zwar den Familienbegriff weit gefaßt, aber dann muß man noch einmal zwischen den Gattungen – bei der Bromelie etwa 60 - und den Arten – bei der Bromelie über 3000 - unterscheiden, lesen wir hier auf den Schildern. Denn Menschen wollen sich nicht nur an Farben und Formen berauschen, sondern auch immer gerne etwas lernen über ihre Umwelt.

 

Unsere Blicke werden ständig von neuen Sensationen angezogen. Auf dem Weg in die Höhe, sozusagen den ersten Stock, gehen wir an blumenumgürteten Girlanden vorbei, Rot, Rot, Rot und Orange und Gelb. Da ruht sich das Auge gerne auf einem Bananenbaum aus. Alles tiefgrün, auch die Bananen sind noch unreif. Ein heftiges Zischen läßt uns zusammenfahren. Hier legt sich aber keine Riesenschlange mit uns an, sondern die Befeuchtungsanlage zeigt, wozu sie imstande ist. Unglaublich viel und unglaublich heiße Luft entströmt ihr und durch das Glas des Gewächshauses sehen wir draußen die zugefrorenen Wasserflächen.

 

Dann gibt es Pflanzen, die kennen wir ganz genau, das sind sozusagen stinknormale Begonien. Aber wie? Hier wachsen sie als meterhoher Busch. Und diese grüne Pflanze gibt es in jedem Blumenladen. Nur hat sie dort nicht eineinhalb Meter lange Blätter. Nein, hier müssen wir aufgeben. Diese Pflanzen haben wir zwar schon gesehen, aber die Namen wissen wir nicht, haben uns zwar die lateinischen aufgeschrieben, aber eigentlich geht es hier nicht um die Naturkunde, sondern um die Freude des Menschen an blühenden Blumen.

 

Mit gutem Grund hat Kew Gardens heute am 4. Februar das Festival der tropischen Pflanzen eröffnet und hält diese bis zum 4. März für die Besucher offen. Es soll ein Auftakt mitten im Winter sein und eigentlich in den Frühling übergehen. Höhepunkt der Pflanzengestaltung sind die Twister genannten Blumenampeln, die tatsächlich eine Höhe von 3 Metern und eine Breite von 5 (!) Metern erreichen. Bunt, bunt, bunt dazu. Wir schauen uns auch noch die übrigen Gewächshäuser der Princess of Wales Anlage an, die Kakteen und andere, die nur grün sind, dafür aber wie ewig hier stehen. Und draußen vor dem Haus, also da, wo Winter ist, stehen ebenfalls Agaven und Kakteen und sind nicht erfroren? Diesem Geheimnis gehen wir ein andermal auf die Spur.

 

www.kew.org