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Kategorie: Messe & Märkte

18. International Bankers Forum in der Main Conference Area der Deutschen Bank in Frankfurt am 19. Februar

 

Heinz Markert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Im Interesse all jener, die zwar ein dauerndes Auge auf das Finanzgeschehen richten, aber doch nicht zum innersten Kreise einer professionell ausgerichteten Branche gehören: ein wenig präsupponiert die Bankenwelt doch, dass wir einschlägig Vertraute und Nutzer so etwas wie Alzheimer haben, dass wir den Finanzcrash von 2008/2009 schon so gut wie abgehakt hätten - was keineswegs der Fall ist.

 

Dabei haben die Akteure doch mit den unglaubwürdigen Finanzkonstrukten und Derivaten, den Verbriefungen und synthetischen CDO den Gesellschaften einen Schlag versetzt, der vielleicht kaum wiedergutzumachen ist und den Betroffenen bleibende Verluste und Ratlosigkeit - was das wohl war - beschert hat. Eine juristische Sühne ist schwerlich möglich, auch weil es in der Rechtskultur unseres Landes weder ein Unternehmensstrafrecht noch geeignete Richter für derartige Verstöße gibt – oder lag gar kein Rechtsverstoß vor, nachdem die Finanzmärkte dereguliert worden waren? Der Bankenwelt scheint eine ernsthafte geschichtliche Aufarbeitung der Vergangenheit fremd zu sein.

 

Zu Beginn der Veranstaltung wurden wir darüber informiert, dass in der Conference Area Hilmar Kopper die 50 Millionen DM Schaden, die vom Baulöwen Jürgen Schneider verursacht worden waren, als 'Peanuts' bezeichnet hatte (die die Deutsche Bank übernehmen werde).

 

Die Konferenz handelte vom „Filialgeschäft der Zukunft – zwischen 0 und 1“, besprach das sehr im Kommen befindliche „Smart Banking – Intelligente Idee?“ und rang um „Ertragreiches Banking in Zeiten von Regulierung und abgeschafften Zinsen“.

 

Vertreten im Diskurs auf dem Podium waren: Deutsche Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank – UniCredit, Helaba, BHF-Bank (Bereich IT), Fidor (eine sog. 'Fintec'), ibi research der Uni Regensburg, BaFin durch Dr. Elke König, Deloitte Frankfurt, UBS Deutschland und das Magazin International Bankers Forum.

 

Erst recht nach den Turbulenzen um den gerade noch zurückgestauten Finanzcrash von 2008 ringt die Branche um ein neues Geschäftsmodell: vom großen Geld zurück zur Kundennähe? Das spekulationsgetriebene Modell der Bundeskanzler Schröder-Jahre konnte als Abfall von einem fairen und seriösen Modell verstanden werden. Auch an diesem Nachmittag der Diskussionen erschienen mögliche Fusionen nicht als sinnvolles Lösungsmodell für entstandene Schwierigkeiten und Grenzen fruchtbaren Handelns. Fusion wäre keine Lösung – wie erkannt wurde - sondern, so schließen wir: ein Ausweichen in aufgeblähte Größenverhältnisse, die kaum jemandem dienen. Sie gehören zum Komplex Aktionismus.

 

In den Zeiten von Niedrigzinsen und der sich alltäglich zum Geschehen in der Welt Fragen stellenden Kunden erscheint es als schwierig, trotz der Möglichkeit, die Digitalisierung als machtvolles Instrument weiterzuentwickeln, die verschiedenen wechselnden Bedarfe, Neigungen, Präferenzen und technischen Verabeitungswege - ein Puzzle also insgesamt -, zu einer korrespondierenden Einheit, auch unter Kostenaspekten, zu formen. Wir denken uns: so etwas wie eine lernende Organisation wäre nicht schlecht. Einen einzigen allgewaltigen Zampano dürfte es kaum geben. Die Diskussion befindet sich im Fluß.

 

Multikanalität und Touchpoints der Filiale: Dienste und Services, auch Callcenter; die Auswertung von Kundenbeziehungen; SpezialistInnen für die schwierigen und anspruchsvollen Fälle; weiter vorne, noch immer sichtbar: die persönliche alltägliche Beratung; Gebrauch der Werkzeuge wie Online-Banking, SB-Online in Filiale, Smartphone-App, 'mobile' am Tablet; auch noch gebräuchliche Belegvorgänge manueller Art. Unter dem Druck des Vertriebs steht die Beratung: Kunden direkt ansprechen oder anrufen, um zu eruieren. Wie kann das alles in Einem zusammenkommen und zusammenstimmen?

 

Zukunft der Filiale – wie zu 'Fintecs' ('attackers') stehen?

 

Zentrales Thema war: die Zukunft der Filiale. Die Filiale ist Stellungsmerkmal der klassischen Bank, die zwar nicht aussterben wird, aber sich stets wandeln muss. Sie ist sehr unter den Druck der 'Fintecs' geraten, die sich das vom klassischen Bankbetrieb Abspaltbare – die publikumsneutralen Verarbeitungsabläufe, vor allem Bezahlsysteme - an sich reißen und durch ihre reduktionistischen Prozeduren ersetzen. Persönlichere Kundenbeziehung fallen hier der Gleichgültigkeit anheim, dafür ist eine gesonderte Anlageberatung à la quirion (GB) zu gründen. 'Alibaba Investment Fond' - wer vermag sich daran zu binden, wer will darauf setzen? Der Fond bleibt angelsächsisch – zunächst noch. Marktgängig und in aller Munde sind PayPal und Ebay – dieser ein 'Gigant'. Sicherheit, Datensicherheit steht weniger hoch im Kurs. Geschwindigkeit und Preis haben Vorrang.

 

Auch 'Appel Pay' (auf Kreditkarte aufgesetzt) greift an, es müsste PayPal preislich unterbieten, um reinzukommen. Ripple (Financial Services realtime) und Bitcoin wurden gestreift. Möglichkeiten mit Twitter-Adresse, Email, Mobilfunk, Fingerprint wurden kurz erwähnt. Die Bank ist bei all der aufkommenden radikal-ökonomischen und radikal-digitalen Konkurrenz schon ein wenig zu bedauern, aber welche interessanten Kunden liefern sich entschlossen an einen an der privaten Rechtssphäre rüttelnden Anbieter aus?

 

In den heutigen Umbruchszeiten besteht die Chance für eine Bank darin, ohne unablässigen Druck ihren Kunden in kürzeren Zeitabständen die Welt im Hinblick auf haushaltliche Finanzentscheidungen zu erklären, denn das – wenn auch nicht allein – ist ExpertInnensache, die können 'gehört werden'. Auch wer sich täglich informiert, hat nicht alles unablässig im Fixierblick, der auch mikroskopischer Betrachtungen bedarf.

 

Die Zinsen werden niedrig bleiben. Was kann/müsste die Filiale sein – welches ihre Rolle? Das Geschäftsmodell Bank ist unsicher geworden. Werden Smartphone und Filiale dereinst eins werden? Bedeutet der Kredit in 60 Sekunden mit 'Fidor', dem Fintec die Zukunft des Kredits? Ist Bezahlen nicht doch mehr als es selbst? Banken haben ein gewachsenes Umfeld von Kundinnen und Kunden als ihre 'Tecs', so wurde gesagt. Zu den faktisch abgeschafften Zinsen kommt noch hinzu: Regulierung durch EZB und BaFin.

 

Thema Regulierung (Mühe und Kosten)

 

Trotz bestandenem Stresstest ist Unterkapitalisierung ein Thema. Frau Dr. Elke König (BaFin) sieht wesentliche Schritte zur Regulierung als getan an oder 'on drain', was ihre Auswirkungen angeht. Nun steht die Implementierung bis 2016 an. Erhöhte Meldepflicht steht als Bedingung. Zu berücksichtigen sind aber:

 

SSM (Security Scoring Method) und SRM (Security Risk Management) werden mit Datenhunger verbunden sein. Digitalisierung bewältigt die Masse.

 

Es gebe keinen Beweis, dass die Trennbank sicherer sei als die Abspaltung des Investments vom Einlagen- bzw. Firmenkundengeschäft. Lehman war 'Retail'! Abwickelbarkeit ist wichtiger als das Trennbankprinzip. Rendite und Risiko müssen abgewogen sein. Übersichtlichkeit gehört zum guten Modell. OTC ('over the counter') ist regulatorisch zu verfolgen. Die Kapitalmarktunion bekommt eine regulatorische Seite.

 

'Banken denken zu wenig quer', hieß es. Die Fintecs, die Attacker gegen die klassische Bank, testen Neuerungen unmittelbar sofort am Kunden. Die Bank prüft lange. Neue Wettbewerber sind erstmal weniger kostenbedrückt. 'Bei den Leuten': Fintec 'Fidor' (Mnch) gilt als hip, Frankfurter Bank als langweilig. Wie also ginge Innovation? Etwa auch als Fusion von Fintec und Bank? Wohl nicht - muss nicht sein: sich selbst Finden der Bank wäre die vorzuziehende Alternative. Skandale (wie vielfach gemeldet) sollten künftig unterbleiben, z.B. mit 'Dividendenstripping', Zinsmanipulation oder Umsatzsteuerkarusell.

 

Foto: (c) Heinz Markert

 

INFO:

International Bankers Forum (18.) 'Bank der Zukunft' – 19.02.2015 in der Main Conference Area der Deutschen Bank, Frankfurt am Main, Taunusanlage 12