Silvesterkonzert in Bad Wildbad
Sabine Zoller
Bad Wildbad (Weltexpresso) - Wien feiert in diesem Jahr den Walzerkönig Johann Strauss und just zum Jahresende bringt ein in Pforzheim geborener Wiener diese festliche Musiktradition am 30. Dezember nach Bad Wildbad. Christoph Angerer und sein Ensemble Concilium Musicum präsentieren einen farbenprächtigen musikalischen Blumenstrauß mit Klängen aus dem kaiserlichen Wien.
Während in Bad Wildbad die Vorfreude auf den Jahreswechsel langsam Fahrt aufnimmt, feiert Wien längst im Rhythmus seiner großen Balltradition, getragen von den Melodien des Walzerkönigs, deren schwungvolle Eleganz die Donaumetropole weltweit berühmt gemacht hat. Und so kann es kaum ein passenderes Datum geben, um in der Kurstadt das Haus zu öffnen, das seit seiner Eröffnung im Jahr 1910 in Anwesenheit des württembergischen Königspaares als elegante Adresse für festliche Anlässe gilt. Mit seinem zeitlosen Charme und der besonderen Aura vergangener Epochen bietet das Kurhaus den idealen Rahmen für ein Konzert, das die reiche musikalische Kultur Österreichs in all ihren Facetten lebendig werden lässt.
Eine Reise durch die klingende Geschichte Wiens
Wenn man durch die musikalische Geschichte Wiens reist, begegnet man einer einzigartigen Entwicklung, die von höfischer Eleganz bis zu glanzvollen Ballnächten reicht. In keiner anderen Stadt Europas haben so viele Komponisten die Tanzmusik geprägt wie in der kaiserlichen Residenz an der Donau. Hier entstand nicht nur der Wiener Walzer, hier entwickelte sich ein musikalisches Lebensgefühl, das bis heute unverwechselbar ist.
Joseph Haydn legte den Grundstein dieser Tradition. Seine Menuette, ursprünglich als höfische Gesellschaftstänze gedacht, spiegeln die kultivierte Welt des Adels wider – klar strukturiert, graziös und von einer feinen, beinahe architektonischen Balance.
Wolfgang Amadeus Mozart führte diese Form weiter, doch seinen Tänzen haftet bereits jene spielerische Leichtigkeit an, die das Wiener Lebensgefühl auf besondere Weise durchdringt. Seine Menuette, Deutschen Tänze und Contredanses erklangen sowohl in den kaiserlichen Gemächern als auch in den eleganten Stadtpalais, in denen die Gesellschaft Wiens ihr Vergnügen suchte.
Ludwig van Beethoven brachte schließlich emotionale Tiefe und unerwartete Klangfarben in die Tanzmusik. Seine Menuette und Ländler, oft temperamentvoll und rhythmisch energisch, fanden schnell ihren Weg in die bürgerlichen Tanzsäle – kraftvoll, frei, manchmal überrascht von einem federnden Humor.
Franz Schubert, der große Poet des Biedermeiers, verlieh den Tänzen schließlich eine innige, fast intime Note. Seine Walzer und Ländler verbinden zarte Melodik mit einer leisen Sehnsucht – wie ein musikalischer Blick in die Seele des alten Wien.
Vom Salon zum Ballsaal, die glanzvolle Blütezeit
Die eigentliche Strahlkraft der Wiener Tanzmusik erreichte ihren Höhepunkt erst im 19. Jahrhundert, mit Johann Strauss Vater, Johann Strauss Sohn und Josef Lanner. Sie machten aus dem Walzer das, was er bis heute ist: ein musikalisches Wahrzeichen Wiens.
Lanners Werke bezaubern durch Eleganz und lyrische Leichtigkeit. Strauss Vater prägte mit energiegeladenen Polkas und rasanten Galopps das musikalische Landschaftsbild der Stadt und verstand es meisterhaft, Tanzmusik mit mitreißendem Schwung und melodischer Eleganz zu verbinden. Johann Strauss Sohn, der unangefochtene „Walzerkönig“, erhob den Wiener Walzer in die Sphäre der Kunst und schuf Klanggemälde, die bis heute das Herz jeder Ballsaison höherschlagen lassen. Seine Musik vereint Eleganz, Lebensfreude, Charme und jene zarte Melancholie, die den Zauber Wiens ausmacht.
Christoph Angerer und die Wiener Tradition
Dass das Konzert in Bad Wildbad von Christoph Angerer geleitet wird, verleiht diesem Abend eine besondere Authentizität. Aus Pforzheim stammend, gründete er gemeinsam mit seinem Vater Paul Angerer im Jahr 1982 das Concilium musicum Wien, ein Ensemble, das sich seit Jahrzehnten mit Hingabe der originalen Klangwelt des 18. und frühen 19. Jahrhunderts widmet, und das mit Originalinstrumenten, historischem Wissen und einem tiefen Gespür für den Geist dieser Epoche.
Für ihn ist die Wiener Tanzmusik nicht nur ein künstlerisches Erbe, sondern Teil seiner eigenen Familiengeschichte. Sein Urgroßvater Carl Denk musizierte selbst im Orchester von Carl Michael Ziehrer, dem berühmten Konkurrenten des Hauses Strauss. Mit Ziehrer reiste er 1891 nach Boston und New York, später stellte er für Franz Lehár das Orchester zusammen. Diese direkte musikalische Linie – von Ziehrer über Lehár bis zu Christoph Angerer – verleiht dem Concilium musicum Wien jene besondere Glaubwürdigkeit, die nur gelebte Tradition hervorbringen kann.
„Tanzmusik aus dem kaiserlichen Wien“ ist weit mehr als ein Konzert: Es ist eine Zeitreise in die Welt der Salons und Ballhäuser, in der Musik und Tanz ein Lebensgefühl formten, das bis heute in Wien fortlebt und an diesem Abend in Bad Wildbad neu erstrahlt.
Foto:
Christoph Angerer, Geiger und Gründer des Concilium musicum Wien ist in Bad Wildbad zu Gast mit seinem Ensemble
©Concilium Musicum
Info:
Tickets ab 39 Euro
https://bad-wildbad.reservix.de/tickets-von-wien-nach-wildbad-silvesterkonzert-des-concilium-musicum-wien-in-bad-wildbad-kurhaus-am-30-12-2025/e2383940