Serie: Musikmesse und Prolight+Sound 2012 auf dem Frankfurter Messegelände (Teil 3/3)
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Hätten wir noch auf der letzten Musikmesse dafür plädiert, diese beiden Klavierpreise - einmal und schon seit langem verliehen vom Bundesverband Klavier, ein andermal seit letztem Jahr neu vom Internationalen Piano Forum Frankfurt - zusammenzulegen, so sind wir heute froh, daß sie getrennt und von unterschiedlichen Gremien vergeben werden, denn sie erfüllen unterschiedliche Bedürfnisse.
Der Preisträger Dieter Falk, Musikproduzent, Arrangeur, Komponist und Pianist heizte auf dem Preiskonzert während der Musikmesse so richtig ein. Wie er – der gelernte Kirchenmusiker, der Jazz und Schulmusik studiert hatte – am Flügel der Firma Sauter, jährlich wechselnd ein anderes Pianofortefabrikat, als 46jähriger Vater mit seinen beiden Söhnen Max und Paul und einem Mitspieler aus Köln auftrat, das vermittelte derartigen Schwung, daß man am liebsten selbst irgendein Geräuschinstrument in die Hände oder Füße genommen hätte und mitgeswingt, den Rhythmus weitergetragen, einfach gesungen oder sich sonst wie eingebracht hätte.
Das Zuhören hat ja nicht nur Spaß gemacht, Lebensgeister aktiviert, die in einem solchen Messegeschehen gerne auf der Strecke bleiben, sondern auch die ungeheuren gesellschaftlichen Defizite ins Bewußtsein gerückt, die Deutschland, angeblich und im eigenen Verständnis doch ein Kulturland, schon lange in der musikalischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen aufweist. „Warum lernen unsere Kinder in der Schule nicht Musik, wie sie ...lernen?“, fragte der Chef der Berliner Staatskapelle Daniel Barenboim jüngst in der ZEIT. Es gäbe keine Erziehung für die Menschen, die in 20 oder 30 Jahren das Publikum sein sollen.
„Wir müssen doch hören lernen!“, fordert Barenboim, was richtig, aber noch zu wenig ist. Denn vor allem müssen Kinder Instrumente spielen lernen. Das war und ist ein Anliegen für eine allseitig gebildete Persönlichkeit und es ist vor allem tiefe Lust beim Selbermachen, beim Töne Hervorbringen und beim mit anderen Musizieren, die etwas Sinnliches in unsere abstrakte Welt, beherrscht von Computern und Fernsehern bringt. „Daß sich das Musizieren positiv auf das Sozialverhalten und die Intelligenz von Menschen auswirkt, haben inzwischen einschlägige Langzeitstudien bewiesen.“, weiß der Verband und propagiert mit diesem Preis die Ausbreitung des aktiven Musizierens.
Dieter Falk hat sicherlich die gewünscht Vorbildfunktion, die sich der Verband erhofft. Er ist kein Unbekannter, sondern mit fünf ECHO-Nominierungen und über 20 Millionen verkauften CDs als Produzent ein Mitmischer der deutschen Musikszene. „A Tribute to Paul Gerhardt“ war mit 40 000 CDs eines der erfolgreichsten Instrumentalalben und sein Gospel-Pop-Oratorium „Die 10 Gebote“, füllen große Arenen. Zusammen mit seinen Söhnen aufzutreten, vermittelt auch etwas vom musikalischem Familienleben, das die Söhne entspannt und gleichzeitig schon professionell am Keyboard und Percussion einfach vormachen, wozu nicht lange Worte nötig sind. Herrlich der kleine Schlagabtausch des Jüngeren mit dem Vater, der – genetisch ganz eindeutig der Sohn – seinen Vater im Tempo nicht nur einholen will, sondern dabei im Rhythmus den Kopf genauso nach vorne ruckt – witzig, wie ein Vogel – wie es der Vater tut.
Statt langer Belobigungen sollten Sie lieber das neue Album CELEBRATE BACH von Dieter Falk erwerben, wo er mit seinen beiden Söhnen – schauen Sie sich deren Fotos an, beide sind als künftige Pop-Stars äußerst geeignet – loslegt und diese unnachahmliche Mischung zuwege bringt, die in unseren Jugendtagen schon ein Mal en vogue war: das Grenzgebiet zwischen Klassik und Pop auszuloten und auch denen gehörig ihre eigene Musikalität vor Augen zu führen, die gar nicht wußten, daß sie diese haben, mit einem Wort, Lust zum Musizieren zu machen. Zum Zuhören sowieso.
CD: Celebrate Bach, Falk-Sons, Percussion&Drums, Orgel&Keyboard, Klavier&Keyboard