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Kategorie: Unterwegs

Was uns die Internationale Touristenbörse ITB Berlin zu sagen hat

 

Konrad Daniel

 

Berlin (Weltexpresso) - Rasantes Wachstum der Kurzreisen schält sich genauso heraus wie die überdurchschnittliche Zunahme der Asien- und Nordamerikareisen. Währenddessen verliert Europa Marktanteile und ITB Berlin und IPK International analysieren die Reiseströme chinesischer Touristen.

 

Die Reisefreude der Chinesen ist gewaltig. Nach zwei Jahrzehnten rasantem und meist zweistelligem Wachstum stieg China in den vergangenen Jahren zu einem der führenden globalen Herkunftsmärkte für Auslandsreisen auf. Allein 80 Prozent der Auslandsreisen der Chinesen sind heute Urlaubsreisen. Allerdings wurde das starke Wachstum in den vergangenen Jahren ausschließlich von kürzeren Reisen bis zu einer Woche getragen, während die Zahl der längeren Reisen zurückging. Zu diesem Ergebnis kommt eine Sonderauswertung des World Travel Monitors® von IPK International, die im Auftrag der ITB Berlin aktuell durchgeführt wurde.

 

Kein Tourismusmarkt der Welt wächst schneller als der chinesische. Dennoch muß der Outbound-Tourismus aus dem Reich der Mitte differenziert betrachtet werden. Nach offiziellen Statistiken haben die Chinesen im Jahr 2014 105 Millionen Auslandsreisen unternommen. Hierin sind jedoch 41 Millionen Tagesexkursionen und Einkaufsfahrten, vorwiegend aus Südchina nach Macao und Hongkong, enthalten. Von den 64 Millionen Auslandsreisen mit Übernachtung haben 27,4 Millionen ebenfalls Macao und Hongkong zum Ziel. Nach Abzug dieser Reisen verbleibt ein bereinigtes Volumen von 36,6 Millionen Auslandsreisen der Chinesen.

 

Nach Berechnungen des World Travel Monitors® kamen im Jahr 2014 auf diese 36,6 Millionen Auslandsreisen 171 Millionen Übernachtungen. Im Vergleich zu 2007 hat sich die Zahl der Auslandsreisen um 168 Prozent erhöht, was einer mittleren jährlichen Wachstumsrate von 16,5 Prozent entspricht. Allerdings nahm die Zahl der im Ausland verbrachten Nächte im gleichen Zeitraum wegen einer dramatischen Verkürzung der Auslands-Reisedauer nur um 27 Prozent insgesamt, beziehungsweise 3,5 Prozent pro Jahr, zu.

 

 

Aufenthaltsdauer im Ausland fast halbiert

 

Während die Chinesen 2007 im Durchschnitt zehn Nächte im Ausland verbrachten, hat sich die mittlere Auslandsreisedauer auf 5,5 Nächte im Jahr 2014 fast halbiert. Ursache hierfür ist ein explosionsartiges Wachstum der Auslands-Kurzreisen bis zu drei Nächten um 444 Prozent insgesamt, das heißt ein Plus von 27 Prozent pro Jahr. Generell ist das starke Wachstum in den vergangenen sieben Jahren ausschließlich auf die kürzeren Reisen bis zu einer Woche zurückzuführen, zugleich ist die Zahl der längeren Reisen sogar rückläufig.

 

80 Prozent der Auslandsreisen sind Urlaubsreisen. Hauptwachstumsträger waren in den vergangenen sieben Jahren Städteurlaube, Rundreise-Urlaube und Eventbesuche. Ebenso haben Badeurlaube Marktanteile gewonnen. Geschäftsreisen (16 Prozent) nahmen um fünf Prozent pro Jahr zu, während Verwandten- und Bekanntenbesuche bei knapp einer Million Auslandsreisen (vier Prozent) stagnierten.

 

Überdurchschnittlich stark nahmen in den vergangenen sieben Jahren Asien- und Nordamerikareisen zu. Mit 68 Prozent dominiert Asien den chinesischen Auslandstourismus, während 18 Prozent der Chinesen nach Europa, neun Prozent nach Australien/Ozeanien und fünf Prozent in den Rest der Welt reisen. Europa hat als Reiseziel der Chinesen zwar kräftig zugelegt, nämlich plus 7,5 Prozent pro Jahr, verliert aber aufgrund seiner stark unterdurchschnittlichen Wachstumsrate Marktanteile an die anderen Regionen der Welt.

 

Verkehrsmittel Nummer eins ist mit rund 80 Prozent Anteil das Flugzeug. Auffällig ist die extrem hohe Wachstumsrate bei Kreuzfahrten, deren Marktanteil zwar mit gut einem Prozent noch sehr gering ist, aber im Beobachtungszeitraum um ganze 1 300 Prozent zunahm.

 

Das Internet ist die wichtigste Reisebuchungsplattform für Auslandsreisen. Die Zahl der konkreten Internetbuchungen hat in den vergangenen sieben Jahren um fast 1 300 Prozent zugenommen. Vier von fünf Chinesen suchen und buchen im Internet, und zwar mit Abstand am häufigsten Angebote von Reisebüros und Reiseveranstaltern. Auch Direktbuchungen von Unterkünften und Transport haben mit je 17 Prozent beträchtliches Wachstumspotenzial.

 

 

Luxushotels sind erste Wahl

 

Starke Veränderungen sind bei der Wahl der Unterkunft zu beobachten. Der Übernachtungsanteil der First Class Hotellerie nahm um 28 Prozent pro Jahr zu und hat sich zulasten der Budgethotellerie auf 55 Prozent erhöht. Der Anteil der Chinesen mit hoher Bildung und hohem Einkommen stellt einen überdurchschnittlich stark wachsenden Anteil der Kunden für Auslandsreisen dar. Bemerkenswert ist auch die Zunahme der Reisen mit Kindern. Sie haben sich in den vergangenen sieben Jahren verzehnfacht und machen nunmehr ein Drittel aller Auslandsreisen aus.

 

Dr. Martin Buck, Geschäftsbereichsleiter der Messe Berlin, kommentiert: „Auch wenn reiseerfahrene Chinesen zunehmend individuell planen und reisen, bucht das Gros immer noch mit Abstand am häufigsten bei Reiseveranstaltern. Denn Sicherheit ist der wichtigste Faktor, den die Chinesen bei der Planung ihrer Reise beachten, und das bieten Pauschalreisen. Fremde Sprachen und fehlende mehrsprachige Beschilderungen in den Reiseländern bilden immer noch Barrieren, die durch Reiseleiter überwunden werden. Mit attraktiven Pauschalen und speziellem Service punkten die Reiseveranstalter bei den Touristen aus dem Reich der Mitte.“

 

Neben Sonderauswertungen des World Travel Monitors® von IPK International veröffentlicht die ITB Berlin Anfang Dezember die Kerndaten des World Travel Monitor® inklusive der Einschätzungen von 50 Tourismusexperten aus mehr als 20 Ländern im ITB World Travel Trends Report 2015/16. Die Jahresendergebnisse des World Travel Monitor® von IPK International inklusive aktueller Ausblicke für das Jahr 2016 werden auf dem ITB Future Day des ITB Berlin Kongresses von Rolf Freitag, Präsident IPK International, vorgestellt. Der World Travel Monitor® basiert auf bevölkerungsrepräsentativen Interviews von jährlich über 500.000 Menschen in mehr als 60 Reisemärkten weltweit und wird seit über 20 Jahren regelmäßig durchgeführt. Er gilt als größte kontinuierliche Studie zum globalen Reiseverhalten.