Andreas Mink
New York (Weltexpresso) - Es mag merkwürdig wiegen, dass Saudi Arabien Ende letzter Woche Loujain al-Hathloul nach genau 1001 Tagen in Haft freigelassen hat. Die 31-Jährige gilt als prominenteste Dissidentin im Königreich und hatte international Solidarität gefunden. Doch es brauchte anscheinend den Wahlsieg von Joe Biden, um den Kronprinzen Muhammad bin Salman zu der Entlassung der Aktivistin zu bewegen. Loujain al-Hathloul hatte die Aufhebung des Fahrverbotes für saudische Frauen und die Abschaffung der strikten Vormundschaften männlicher Verwandter über erwachsene Frauen im Königreich eingesetzt.
Sie war im März 2018 von Häschern des Kronprinzen in den Vereinigten Arabischen Emiraten entführt und über zwei Jahre lang ohne Prozess und spezifische Anklage inhaftiert worden. Al-Hathloul soll wiederholt gefoltert und misshandelt worden sein. Im vergangenen Herbst trat sie in einen Hungerstreik, der Rufe europäischer Regierungen und von Menschenrechtsorganisationen nach ihrer Freilassung verstärkt hat. Sie wurde anschliessend wegen «Terrorismus-Verbrechen» zu über fünf Jahren Haft verurteilt. Nun haben ihre Schwestern Bilder publiziert, die sie mit grauen Strähnen und hagerem Gesicht zeigen.
Für US-Präsident Donald Trump und dessen Nahost-Emissär waren die massiven Menschenrechtsverletzungen der Saudis indes kein Thema. Doch seit der Niederlage Trumps wechselt Riad besseren Beziehungen zur Biden-Regierung halber den Kurs. Im Januar wurden einige Dissidenten aus Haft entlassen. Gleichzeitig hob das Königreich die ohnehin fruchtlose Blockade des kleinen Nachbarn Katar auf.
Loujain al-Hathloul wurde jedoch anhin nicht freigesprochen, steht unter permanenter Überwachung durch Sicherheitsbehörden und darf das Königreich nicht verlassen.
Foto:
Loujain al-Hathloul
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16. 2. 2021
Loujain al-Hathloul
©tachles
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16. 2. 2021