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Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2021 10 26 um 00.49.44Russland wird Luftoperationen über Syrien nicht behindern.

Jacques Ungar

Moskau (Weltexpresso) - Ein israelischer Offizieller, der am Freitag in Sochi am Schwarzen Meer an den Gesprächen zwischen Premier Bennett und Präsident Putin zugegen war, fasst gemäß Kommentaren in der israelischen Presse das Treffen wie folgt zusammen: Während ihrer über fünfstündigen Unterredung kamen Putin und Bennett überein, dass die beiden Nationen fortfahren würden, den so genannten «konfliktneutralisierenden Mechanismus» in Syrien fortzuführen, der heute schon Zusammenstöße der beiden Nationen in und vor allem über diesem arabischen Land verhindert.

Laut Wohnbauminister Zeev Elkin, der als Übersetzer und Berater an den Unterredungen dabei war, drehten sich die Gespräche, die dem Vernehmen nach in einer guten, zeitweisen sogar herzlichen Atmosphäre geführt wurden, um die Fortsetzung der Kontinuität in den Beziehungen der beiden Staaten auch nach dem Ausscheiden Netanyahus als israelischer Regierungschef. Das schloss, gemäß Elkin, mit ein, dass die beiden Länder weiterhin darum bemüht sein würden, einen Konflikt wegen Syrien zu vermeiden. 

Russland ist ein zentraler Spieler, der die syrische Regierung unterstützt, Israel aber gleichzeitig seit Jahren einen Luftkrieg gegen pro-iranische Kämpfer und die Lieferung militärischen Nachschubs an die Hizbollah im Libanon führt. «Der israelische Premier», so Elkin in einer Verlautbarung, «präsentierte seine Weltanschauung bezüglich der Wege, um Irans nukleare Initiativen und die Festigung der Präsenz dieses Landes in Syrien zu stoppen. Man kam überein, das Vorgehen gegenüber Russland bezüglich der israelischen Luftangriffe gegen Syrien beizubehalten».

Und Bennett doppelte im Anschluss an seine Gespräche mit Putin nach: «Russland ist ein sehr wichtiger Spieler in unserer Region, eine Art von Nachbar für uns im Norden». Israels Beziehungen zu Russland seien, wie Bennett in einer Facebook-Botschaft festhielt, strategischer Natur, würden sich gleichzeitig aber auch auf einer fast alltäglichen Basis abspielen. «Wir müssen», betonte der israelische Premier, «an diesem direkten und intimen Dialog festhalten».

Auf den ersten, und vielleicht auch auf den zweiten Blick darf das Treffen von Sochi als der Erfolg zweier Mächte gewertet werden, die auf kleinstem Raum fähig zu sein scheinen, große Weltpolitik zu zelebrieren, wobei trotzdem jede Seite ihre Partikularinteressen realisiert.


Foto:
Treffen Bennett - Putin: Ob sich die Interessen beider Staatsmänner auch weiterhin decken, ist ungewiss.
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 25. Oktober  2021