Zum Abschluß der 16 Bundesländerbesuche kommt Bundeskanzler Merz in HESSENS METROPOLE , Teil 2Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main Weltexpresso) - Wenn am nächsten Tag in den Zeitungen, oder noch am gleichen Tag in den Fernsehnachrichten Berichte und Bilder von politischem Geschehen, erst recht Treffen von Politkern der verschiedenen Ebenen stattfinden, ahnt keiner der Leser/Leserinnen oder Zuschauerinnen/Zuschauer, welche Vorarbeit geleistet wurde, damit Text-, Ton- und Bild-Journalisten, ja Journalistinnen auch, ihre Arbeit tun können. Beim Besuch eines Bundeskanzlers in Hessen ist dafür die Hessische Staatskanzlei verantwortlich, wo es vor Jahrzehnten drei Mitarbeiter/innen gab und heute 440 Beschäftigte arbeiten. Und obwohl ich mit gehörigem Brass ab 5 Uhr früh auf dem Weg zum Terminal 3 auf dem Flughafen Frankfurt erst einmal strandete, was eindeutig an unzureichendem Kartenmaterial der Staatskanzlei lag, muß ich nach diesem ereignisreichen Tag, der nach 8 Stunden endete, sagen: Prima gemacht, liebe Hessische Staatskanzlei. Danke für Arbeitserleichterung. Und Wohlergehen trotz mühevoller Stunden.
Doch, ich habe mir geschworen, auch das Unangenehme anzusprechen, das am Schluß fast vergessen war. Aber es soll sich ja etwas ändern. Nicht nur auf Ortskarten beim Kanzlerbesuch, sondern auch auf den vielen verschickten Ortsplänen, Treffpunkte u.a. . Auf insgesamt vier Blättern hatte die Staatskanzlei den akkreditierten Journalisten Merkpunkte zusammengestellt. Drei Seiten Text, was man mitzubringen habe, Journalistenausweis, Bundespersonalausweis, daß die Polizei eine Personenkontrolle und Gepäckkontrolle durchführen werde etc., wo der Besuch des Bundeskanzlers beginne, wie man gemeinsam mit dem Bus dann zur Deutschen Bank fahre, vor allem aber: Wo der Treffpunkt am Flughafen sei. Mit Plan. Siehe Foto rechts.Wie immer ärgerte ich mich schon zu Hause darüber, daß die Anreise auch auf dem Plan wieder einmal nur für Autos und ihre Fahrer angegeben worden ist. Dabei lautet jedes zweite Politikerwort, man solle doch den öffentlichen Nahverkehr und ansonsten die Deutsche Bahn nutzen! Aber auch wenn tatsächlich auf diesem Flughafenplan weder der Regionalbahnhof noch der Fernbahnhof überhaupt verzeichnet sind, konnte ich mir aus Erfahrung - die Male, wo ich von dort aufbrach oder wieder landete, kann ich gar nicht zählen und auch nicht die Übernachtungsgäste von früher, die vom Frankfurter Flughafen in ferne Länder aufbrachen oder
ankamen - zusammenreimen, wo der Regionabahnhof auf dem Plan hingehört. Nämlich zum Terminal 1, weil dort des Flughafens Beginn liegt und selbstverständlich Haltepunkt der S-Bahnlinien, die durch Frankfurt Richtung Mainz und Wiesbaden fahren - und umgekehrt. Im übrigen gibt es das Internet. Tatsächlich, da ist ein Terminal 3 schon fertig gebaut, nur noch nicht in Betrieb. Aber es gibt laut Internet eine neue Verkehrsanbindung : die Sky Line-Bahn.
"Wie wird Terminal 3 im Süden an die im Norden des Flughafens liegenden Terminals 1 und 2 angebunden? Immerhin trennen zwei Start- und Landebahnen das neue Terminal 3 vom Rest des Flughafens. Die Lösung ist die neue Sky Line-Bahn. Mit ihr können künftig 4.000 Personen pro Stunde und Richtung zwischen den Terminals 1, 2 und 3 verkehren. Die Fahrzeit liegt bei knapp acht Minuten und die Spitzengeschwindigkeit bei 80 km/h. Die bestehende Sky Line-Bahn fährt weiter zwischen Terminal 1 und 2. Sie richtet sich zukünftig ausschließlich an Transitreisende."
"Für das neue System werden zusätzliche Stationen benötigt. Reisende vom Fern- und Regionalbahnhof steigen bequem an der neuen Haltestelle direkt vor Terminal 1 ein. Umsteigen von der “neuen” in die “alte” Bahn können Reisende am Terminal 2 über eine Erweiterung der bestehenden Station. Nach einem kurzen Halt fährt die neue Sky Line-Bahn vom Terminal 2 entlang der Autobahn A5 direkt zum Terminal 3. Dort wird die neue Station für alle Reisenden, die nicht mit Pkw oder Bus anreisen, gebaut ."
"Die Fahrzeit liegt bei knapp acht Minuten und die Spitzengeschwindigkeit bei 80 km/h."
"Die Sky Line-Bahn am Frankfurter Flughafen fährt sehr häufig, in Stoßzeiten alle 90 bis 150 Sekunden, in schwächeren Zeiten alle 3 bis 5 Minuten, mit der neuen Bahn sogar in 2-Minuten-Takt, um einen schnellen Transport zwischen den Terminals und Bahnhöfen (Terminal 1, 2, 3) zu gewährleisten. Sie fährt 365 Tage im Jahr und ist fahrerlos, was die Kapazität erhöht und einen reibungslosen Ablauf ermöglicht."
Das beruhigte mich doch sehr, denn bei einer Akkreditierungszeit am Terminal 3, die von 6.45 bis 7.15 galt, ist doch meine Ankunft bei solch kurzen Fahrzeiten gewährleistet, wenn ich pünktlich, ach was, überpünktlich an der S-Bahn-Station Flughafen ankomme, was nach Plan, der eingehalten wurde, um 6.30 Uhr mit der Linie 8 geschah. Und außerdem soll es noch einen grünen Shuttlebus geben, der ebenfalls Terminal 3 anfährt. Allerdings waren im Internet keine Abfahrtszeiten angegeben. Überall auf dem Regionalbahnhof, erst an den Gleisen, dann oben auf der Ebene habe ich hin- und hergeschaut, aber kein Hinweis auf die neue Sky Line-Bahn gesehen. Am DB- Schalter standen um diese Zeit schon ca. 12 Personen und aus Erfahrung weiß ich, daß diese Information für die Bahnreisenden zuständig ist, also die Züge, aber nicht für den Flughafen selbst! Aha, dort ein Kundiger mit einer Flughafenschärpe. Nein, eine Sky Line-Bahn gebe es nicht und einen Terminal 3 auch nicht, beschied mir der Erste, dann auch der Zweite. Dann doch besser die Rolltreppen hoch und zum offiziellen Auskunftsrondell in Halle A, das ich von früher her kenne, weil die Damen, es waren ausschließlich Frauen, bei Ablflügen immer die richtigen Schalter angeben konnten. Aber nein, die Sky Line-Bahn gebe es noch nicht, weil ja auch Terminal 3 noch nicht in Funktion sei. Aber ich käme mit dem grünen Shuttlebus hin. Wieder runter und auf der Straße danach schauen. Ja, da standen zwei Busse, aber nicht grün. Nein, sagte der erste Busfahrer, einen grünen Bus kenne er nicht. Nein, sagte der zweite Busfahrer, grüne Busse führen hier nicht. Also wieder hoch zur Auskunftsdame, die mir erst beim zweiten Mal der Nachfrage mitteilte, naja, diese grünen Busse führen nur jede halbe Stunde. Daß sie wiederum eine halbe Stunde bis zum Terminal 3, dort Parkhaus Termnal 3, Einfahrt P11 brauchen, fügte die Auskunftsdame hinzu. Das wäre für mich zu spät, beschied ich ihr und mir, worauf sie erwiderte, ich solle doch ein Taxi nehmen.Richtig! Aber erst mal kommt man überhaupt nicht auf die Idee, ein Taxi zunehmen, wenn man doch schon am Flughafen ist und nur zu einem Terminal will. Also wieder runter auf die Straße und nachdem vier besetzte Taxen vorbeifuhren, schmiß ich mich vor ein fünftes. Selber schuld, im Nachhinein. Denn der türkischstämmige Taxifahrer sagte mir als erstes, er sei zum ersten Mal am Flughafen, Terminal 3 gebe es nicht und als ich den Plan der Staatskanzlei hervorzog, zückte er sein Telefon und rief mehrere Personen an, erst mal vergeblich. Inzwischen fuhr er langsam an, kam an diese Steigung, wo man sich entscheiden muß, im Flughafengelände zu bleiben, rechts, oder links Richtung Autobahnen und Stadt abzubiegen, als ich über mir - begeistert - das Schild TERMINAL 3 - entdeckte und der Fahrer diese Richtung einschlug. Daß wir auf einmal auf der Autobahn waren und ich mich Richtung Darmstadt bewegte, irritierte mich nachdrücklich, aber dann tauchten immer wieder mal Terminal 3-Schilder auf; die Fahrt und die Telefoniereri ging weiter. Auf einmal sah ich einen Pulk von Polizisten vor einem Eingang, die jemanden mit vorgehaltenem Ausweis inspizierten. "Halt" rief ich, zufrieden, es doch geschafft zu haben. Über 20 Euro für eine Fahrt vom Flughafen zum Flughafen kam mir zwar wie eine Narretei vor, aber ich war da. Dachte ich. Und wenn dort nicht die Dame von der Staatskanzlei gestanden hätte, die die Situation sofort erkannte, wäre ich glatt wieder umgekehrt. Richtung Heimat. Denn ich stand nicht am Eingang zum Parkhaus Terminal 3, sondern an einem anderen Eingang. Die Schritte zum ordentlichen Treffpunkt wurde ich also geleitet - und ab da lief alles wie geschmiert.
Die Durchsuchungen kennt man ja, unsereiner weniger aus dem politischen Bereich, na gut, ab und zu bei den Veranstaltungen in der Paulskirche, manchmal auch Römer, vor allem aber beim Besuch von Pressevorführungen (PVs) von Filmen. Denn da sind die Verleiher wild darauf, es denjenigen unmöglich zu machen, die während der Vorführung von neuen Filmen, die erst in Wochen in den deutschen Kinos anlaufen, einfach ein Video mitlaufen zu lassen, das man im Internet zeigen könnte oder teuer verkaufen. Wobei kein Journalist, der schreibt, sich auf so etwas einlassen täte, denke ich, denn er würde beim Auffliegen sich doch um seine beruflichen Möglichkeiten bringen. Also Personenkontrolle, Ausweiskontrolle, Gepäckkontrolle. Und dann ins Zelt, das die Staatskanzlei errichten ließ, wo es Wasser und Kaffe gab und Brezeln auch. Vor allem eine Wärmequelle. Das war eine nette Geste, denn ab jetzt
lief alles zeitlich sehr zäh ab. Es mußten erst einmal die ausgesiebt werden, die auf dem Rollfeld den Kanzlerbesuch und das obligate Händeschütteln ablichten wollten, was mit dem Bus dorthin in Gang kam. Wir anderen wurden in Terminal 3 geleitet, wo sinnvoll angeordnet, die Politikergruppe um die Ecke kam, so daß man die beiden wichtigen Personen Merz und Rhein erst von vorne, dann direkt vor der Linse und dann von hinten vorbeigehen sehen und knipsen konnte. So geschehen. Aber es dauerte lange, sehr lange. Einige hatten sich schon im Journalistenraum versammelt, ich saß mit Buch - zum Lesen habe ich immer eins dabei - noch in der Ankunftshalle. Hätte ich gewußt, was mich dort erwartet, wäre ich früher in den Raum für Journalisten gegangen. So geschah dies erst nach der Fotografiererei, um die Zeit der Kabinettssitzung totzuschlagen. Im Presseraum war ein süßes Büffet aufgebaut und sogar frisches Obst in Mengen, Kaffee und viele Getränke einschließlich. Das verkürzt die Zeit und Süßes hilft den Nerven, die revoltieren, wenn man gebremster Schaum ist. Viele Kollegen, hier ausschließlich die Fotografen, saßen am Boden, das Handy war Spielzeug oder Arbeitsgerät, je nachdem. Ich hatte ja mein Buch, was ich bald vergaß, denn man kommt unter Kollegen und Kolleginnen ins Plaudern, was ja auch gut ist.
Dann flugs zum vorbereiteten Podium, vor dem Stühle standen, so daß man im Sitzen sogar mitschreiben konnte. Hinter einem, ebenfalls auf einer Empore die Fotografen und Filmer. Erst die Statements, dann drei Fragen, die der Sprecher der Landesregierung, Staatssekretär Tobias Rösmann ganz
unabhängig vom zeitlichen Fingerheben zuteilte. Erst eine außerhessische Kollegin, dann der HR, dann die Frankfurter Rundschau. Das war's. Leider. Denn ich hätte an den Bundeskanzler auch eine Frage gehabt, die gewesen wäre, welche bekannte Hessin er kennt. Ich erwartete von Merz erst mal Verblüffung, dann eine Auswahl aus Marika Kilius, Elisabeth Selbert und Bettina von Arnim (Bettine Brentano). Das Bundeskanzleramt sollte auf solche Fragen vorbereitet sein, wenn je meine Weg seine kreuzen.
Schnell vorbei also und genauso schnell aufgebrochen zum Bus, von denen es angesichts der Journalistenschar zwei gab, Ziel: Deutsche Bank, nähe Opernpaltz, die berühmten zwei Türme. Aha, der Fahrer fuhr Richtung NW-Kreuz, dann aber Abfahrt Messe, Platz der Republik und gekonnt auf die linke Straßenseite, denn die war für den allgemeinen Verkehr abgesperrt. Ein Bundeskanzler ist immerhin was. Wenn man seine Arbeit tut, ist man froh, wenn alles so gut klappt. Dankbar auch. Rein in die Deutsche Bank am Eingang ganz rechts, den das Lesepublikum gut kennt, denn dort finden einen Stock höher die Lesungen statt, beispielsweise zum Deutschen Buchpreis, aber auch andere Veranstaltungen. Im Zwischengeschoß war erneut ein Buffet aufgebaut. Kaffe, Tee und Kaltgetränke immer, aber auch belegte Brote und mit Käse gefüllte Laugenstangen sowie reichlich Obst. Es war ja schon fast 12 Uhr und seit fünf Uhr unsereiner unterwegs. Da ist man dankbar und außerdem hilft es die Zeit zu durchstehen, denn oben saßen ja Kanzler und Ministerpräsident inmitten der Finanzmogule. 
Die gute Nachricht war, ein Pulk Journalisten (ganz rechts) durfte hoch in den Konferenzraum, wo einen der Blick über Frankfurt jedesmal begeistert. Die Diskussion ging dort weiter, von der man aber nichts mitgekam, so schnell war man wieder - klick, klick, klick - draußen. Noch ein belegtes Brot? Das war eine Mutprobe, die wir zwei bestanden, der mir unbekannte Kollege und ich. Andere hatten diese Brote links liegen lassen. Aus gutem Grund. Man konnte sie nur mit Mühe essen, ohne links und rechts etwas auf den Teller oder Boden zu befördern. Denkt denn beim Belegen niemand daran, wie man das essen soll: getoastete Scheiben, belegt mit italienischen Vorspeisen, also gedünstete Paprike, Aubergine, Tomate...das schmeckt echt sehr gut, erfordert aber, dies in den Mund zu bekommen, Übung und dann auch noch Mut, dies öffentlich zu tun. Aber, wenn es sonst nichts ist. Und freundlich ist es auf jeden Fall und zuvorkommend auch. 
Das abschließende Statement in der Eingangshalle der Deutschen Bank, in dem sich der Hessische Ministerpräsident Rhein und Bundeskanzler Merz gegenseitig bedankten, gegenseitig lobten und für die Zukunft Gutes verabredeten, gehört dazu, daß dann wirklich Schluß ist. Wie schnell waren alle verschwunden, auch die Mitglieder der Staatskanzlei konnten einpacken und zurückfahren. Sie hatten wirklich alles getan, damit dieser Tag - inzwischen mittags schon 8 Stunden lang Termin - erfolgreich für Journalisten und hessische Politik verlief.
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