S EschbornRad-Rennen Eschborn-Frankfurt 2019

Notker Blechner

Eschborn/ Frankfurt/ Main (Weltexpresso) - Der Bann ist gebrochen: Nach acht Jahren konnte erstmals wieder ein deutscher Fahrer den Rad-Klassiker Eschborn-Frankfurt (früher Rund um den Henninger Turm) gewinnen. 500.000 Zuschauer verfolgten das spannende Rennen. Selbst die ARD berichtete zeitweise live.

Wie ein Lückenfüller wirkt Pascal Ackermann eigentlich nicht. In Frankfurt fand der 25-jährige Pfälzer aber im entscheidenden Moment die richtige Lücke, um als Erster über die Ziellinie vor der Alten Oper zu rollen. An der Bande sei es ziemlich eng geworden, sagte Ackermann nach seinem historischen Triumph. "Ich war froh, dass ich noch durchgepasst habe", erklärte er mit einem verschmitzten Lächeln. Sein Motto lautet nicht umsonst: Lieber sterben als vorne nix erben!


Überraschungssieger aus der Pfalz

Mit dieser Devise könnte es der neue deutsche Sprinter-Held noch weit bringen. Nach seinem Titel als Deutscher Straßen-Meister ist der Sieg des Klassikers Eschborn - Frankfurt der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere. Dabei war er wenige Tage vor dem Rennen noch schwer gestürzt bei der Tour of the Alps. Er hatte Glück im Unglück. Der befürchtete Handbruch erwies sich nur als großer Bluterguss. "Zum Glück braucht man keine Hand zum Radfahren", scherzt Ackermann.

Des einen Glück, des anderen Leid: Knapp geschlagen als Zweiter trudelte Lokalmatador John Degenkolb ein. Der Frankfurter verpasste erneut das Ziel, seinen zweiten Triumph nach 2011 einzufahren. "Ich bin etwas zwiegespalten", gab er zu. "Auf der einen Seite das Engelchen, auf der anderen Seite das Teufelchen, das sagt, es hätte auch Platz Eins werden können."


Degenkolb von Krämpfen ausgebremst

Gehandicapt wurde Degenkolb von ständigen Krämpfen. "Die waren zeitweise richtig krass", erklärte er nach dem Rennen. "Als wir das letzte Mal durch Königstein fuhren, bekam ich Krämpfe." Jedes Mal wenn er aufgehört zu habe zu treten, hätten sich die Muskeln zugezogen und verkrampft.

Immerhin gelang so erstmals seit 1994 wieder ein Deutscher Doppeltriumph. Damals, als das Rennen noch "Rund um den Henninger Turm" hieß, gewann Olaf Ludwig vor Andreas Kappes.


Kristoff verpasst den Super-Rekord

Das Duo Ackermann und Degenkolb verhinderte den fünften Sieg in Folge des Top-Favoriten Alexander Kristoff. Der Norweger wurde diesmal "nur" Dritter. Mit einem Sieg wäre er der erste Fahrer gewesen, der ein World-Tour-Rennen fünf Mal hintereinander gewonnen hätte. Der Norweger nahm's gelassen hin. "Pascal (Ackermann) und John (Degenkolb) waren heute einfach schneller als ich", gestand er. Er sei schon das ganze Jahr nicht so gut in Form, fügte er hinzu. Und ein dritter Platz wäre doch auch echt gut. Ja, klar!


Über mehrere Anstiege durch den Taunus

Eine Ausreißer-Gruppe hatte lange Zeit die Hauptgruppe mit den Top-Sprintern auf Trab gehalten. Erst kurz vor dem Ziel wurde sie eingeholt. Die Organisatoren hatten versucht, das Rennen noch anspruchsvoller und damit spannender zu machen. Die Strecke wurde zwar auf 187,5 Kilometer verkürzt, aber mit mehr Kletter-Passagen ergänzt. Alleine der Mammolshainer Strich musste vier Mal überquert werden.

Letztlich war es ein schöner Mai-Feiertag - mit dem ersten deutschen Doppelsieg seit Jahren, Kaiserwetter an der Strecke, 500.000 Besuchern und sogar einer zweistündigen Live-Übertragung in der ARD. Zur Krönung des historischen Tages ertönte die deutsche Nationalhymne vor der Alten Oper. Mitgesungen hat kaum jemand.
 
 
Foto:
Die Sieger
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Info:
Eschborn - Frankfurt
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