Bildschirmfoto 2022 06 02 um 00.30.28Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen arbeitet Heimatgeschichte auf 

Hanno Lustig

Düsseldorf (Weltexpresso) - Eine neue Podcastfolge blickt zurück auf die Trennung von evangelischen und katholischen Kindern in nordrhein-westfälischen Schulen in den 1950er/1960er Jahren. Die Trennung nach Religion war das eine. Wie in NRW. Die nach Mädchen und Jungen eine andere. Wie in der Nachkriegszeit in Hessen. Interessant ist deshalb, was die jeweiligen Länder für wichtiger hielten. Denn sowohl Trennungen nach Geschlechtern wie nach Religion hätte das Schulsystem so parzelliert, daß es nicht funkionsfähig gewesen wäre.  Schauen wir uns also NRW an. 

Eine zwei Meter hohe Backsteinmauer steht im Zentrum der neuen Folge des Podcasts „Unser Land. Geschichten aus 75 Jahren NRW“. Die im Jahr 1960 im niederrheinischen Ringenberg, heute Ortsteil von Hamminkeln, errichtete Mauer stand auf dem Pausenhof der örtlichen Volksschule und trennte evangelische von katholischen Schülerinnen und Schülern. Was heute undenkbar erscheint, war in den ersten Jahrzehnten der Nachkriegszeit Normalität: die strikte Trennung der Konfessionen. Der Podcast zur Jubiläumsausstellung „UNSER LAND. 75 Jahre Nordrhein-Westfalen“ im Düsseldorfer Behrensbau geht der Geschichte in seiner neuesten Folge auf den Grund. Zu Wort kommen unter anderem Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die von ihrem Schulalltag in den 1960er Jahren erzählen.

Für Frank Wernecke, der als Kind den evangelischen Teil der Ringenberger Volksschule besuchte, gehörte die Trennung der Konfessionen zum Alltag: „Das war nichts Befremdliches, das war normal. Es gab keinen Kontakt zu den katholischen Kindern, weder auf dem Schulweg, noch während der Schulzeit noch hinterher.“ Die getrennte Erziehung evangelischer und katholischer Kinder war in den ersten Nachkriegsjahrzehnten in Nordrhein-Westfalen üblich. Dazu trugen auch die Konfessionsschulen bei, die in der Landesverfassung von 1950 als Regelfall festgeschrieben wurden. Dr. Jürgen Peter Schmied, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen, erklärt: „Eltern besaßen einen rechtlichen Anspruch darauf, dass ihre Kinder eine konfessionell geprägte Schulbildung erhielten. In der christlichen Prägung sah man ein Schutzmittel, um einen Rückfall in die Barbarei des Nationalsozialismus und ähnliche Bedrohungen zu verhindern. Erst unter Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD) wurde bis 1968 die Konfessionsschule als Regelfall abgeschafft.“ So auch in Ringenberg.

Ein Stück dieser Mauer ist nun Teil der Jubiläumsausstellung „UNSER LAND. 75 Jahre Nordrhein-Westfalen“, die noch bis zum 28. August 2022 im Behrensbau am Rheinufer in Düsseldorf zu sehen ist.

Mehr davon erzählt der Podcast „Unser Land. Geschichten aus 75 Jahren NRW“. Er ist kostenfrei abrufbar unter www.unser-land.nrwund verfügbar über alle gängigen Podcast-Plattformen, darunter Podigee und Spotify.

Foto:
Podcast-Titel „Unser Land“ / Behrensbau Mannesmannufer
© Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen/Axel Thünker / Jubiläumsausstellung „UNSER LAND.

Info:
Jubiläumsausstellung „UNSER LAND. 75 Jahre Nordrhein-Westfalen“

Die Mauer aus Ringenberg sowie andere spannende Exponate sind aktuell zu sehen in der Jubiläumsausstellung „UNSER LAND. 75 Jahre Nordrhein-Westfalen“ im Behrensbau am Mannesmannufer 2, 40213 Düsseldorf. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 9 bis 18 Uhr, samstags, sonntags, feiertags 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Kostenlose öffentliche Führungen: mittwochs, 12.30 bis 13.30 Uhr, donnerstags 16.30 bis 18 Uhr, samstags 14.30 bis 16 Uhr, sonntags 11.30 bis 12.30 Uhr / 16 bis 17.30 Uhr. Führungen für Gruppen buchbar unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel. 0211 513 613-33.w
www.unser-land.nrw