Bildschirmfoto 2021 10 27 um 01.07.31Karin Schmidt-Friderichs zur Debatte über die Absage von Autoren und Autorinnen und Alternativen für die Buchmesse

Gerhard Wiedemann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Bei der Mitgliederversammlung des PEN-Zentrums Deutschland in der Frankfurter Paulskirche hat Karin Schmidt-Friderichs (links), Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, heute Stellung genommen zur Debatte um die Absage von Autoren bei der Frankfurter Buchmesse und zum Redebeitrag der Stadtverordneten Mirrianne Mahn während der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels am vergangenen Sonntag.

„Wenn Autor*innen nicht auf die Frankfurter Buchmesse kommen, weil sie sich nicht sicher fühlen, bedrückt mich das sehr. Wir tun alles dafür, dass die Sicherheit aller Messeteilnehmer*innen gewährleistet ist. Wir haben in der Geschichte der Buchmesse für die Sicherheit zahlreicher bedrohter Personen gesorgt. Wenn wir es aber in den vergangenen Tagen nicht geschafft haben, allen das Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, haben auch wir etwas falsch gemacht. Für Gefühle wie Angst sind nicht nur diejenigen verantwortlich, die sie haben, sondern auch die, die diese Gefühle nicht zu nehmen vermochten.

Wenn aber die Frankfurter Stadtverordnete Mirrianne Mahr in der Paulskirche vor zwei Tagen gesagt hat, schwarze Frauen seien auf der Buchmesse nicht willkommen, stimmt das nicht. Das wird nie so sein, dafür verbürge ich mich. Ganz im Gegenteil: Alle Menschen sind auf der Frankfurter Buchmesse willkommen, unabhängig von Hautfarbe und Herkunft, sexueller Orientierung und Identität oder anderem. Wir stehen ein für eine vielfältige und liberale Gesellschaft. Wer sonst sollte sie bieten, wenn nicht wir?

In einem Rechtstaat ist es aber nicht die Aufgabe eines Messeveranstalters zu beurteilen, wer dort ausstellen kann und wer nicht, sondern die der Gerichte. Zumal die Frankfurter Buchmesse als weltgrößte Buchmesse ein Quasi-Monopol hat, das Aussteller, die nicht gegen das Gesetz verstoßen, schon rein rechtlich nicht ausschließen kann.

Wenn diejenigen, die für das Miteinander, für Offenheit und Toleranz stehen, sich zurückziehen, dann ist mir bange um unsere Gesellschaft. Wir brauchen das Gespräch und den Diskurs, wir müssen verhandeln, wie wir leben können. Und die letzten Tage haben gezeigt, dass wir auch weiter über den Umgang mit politisch extremen Meinungen in der Gesellschaft und auf Buchmesse sprechen müssen und auch werden“, sagte Karin Schmidt-Friderichs heute in der Frankfurter Paulskirche.

Kommentar von Weltexpresso
An den  Aussagen der Vorsteherin des Börsenvereins  zum Recht auf Ausstellungsstände auf der Frankfurter Buchmesse  durch Verlage ist nichts zu kritisieren, überhaupt nichts. Unserer Meinung nach, ist der Begriff "Angst" für den Besuch der Buchmesse für niemanden zutreffend. Daß schwarze Menschen in einer weißen Mehrheitsgesellschaft eher auffallen, ist so, genauso, wie ihnen das auffällt. Sicher gibt es einen überkommenen Alltagsrassismus. Aber für Deutschland gilt, anders als in den USA, nicht, daß Schwarze häufiger ermordet werden  und xmal häufiger im Gefängnis sitzen als weiße Bürger. 
Wir befürchten, daß solche Vorwürfe wie Angst vor der Buchmesse, überhaupt erst das Phänomen gebiert und eine bisher nicht existente Angst salonfähig macht. Im Übrigen entnimmt man den Verkaufszahlen von Amazon, daß die Bücher, verlegt von Rowohlt, der Schriftstellerin Jasmina Kuhnke,  die von ihrer Angst wegen der Anwesenheit rechter, auch rechtsradikaler Verlage sprach und deshalb ihre Veranstaltungen auf der Buchmesse absagte, ein Hoch erzielen.

Wir finden also die Reaktion im Kern unangemessen, haben allerdings eine andere Kritik. Es ist bodenlos, daß die Messeleitung einen rechten Verlag an so prominenter Stelle wie in 3.1 direkt im Anschluß an das Blaue Sofa plaziert. Es ist einfach dumm. Falsch auch. Denn das Blaue Sofa ist eine der meistbesuchten Orte auf der Buchmesse. Die legale Anwesenheit von rechten/rechtsradikalen Verlagen auf der Buchmesse kann und muß man anders lösen, ohne groß darüber zu sprechen. 

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