Bildschirmfoto 2022 05 09 um 21.32.40Ein angeblicher Dani Scarpa läßt Paolo Ritter in Italien ermitteln

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – So weit sind wir schon! Die Deutschen lassen noch nicht mal in unseren Ferienländern Italien, Frankreich, sicher auch in Spanien und schon lange in der Türkei nicht mehr die dortige Polizei oder Privatdetektive ermitteln, sondern es müssen gleich deutsche Urgesteine die Morde aufklären, auch wenn es um tote Einheimische geht - und dann sollen noch nationale Pseudonyme verschleiern, daß ein deutscher Autor der Schreiber ist. Allerhand.

Das wird tatsächlich inzwischen zur Unsitte. Aber so lange die Leute es kaufen, wird das Geschäftsmodell weiter gepflegt und der vorliegende Krimi ist nicht von der übelsten Sorte, sondern geht ganz manierlich mit den Umständen um, zu denen Essen und Trinken und Kultur, bevorzugt Musik auf jeden Fall gehören. Von den Umständen gibt es viele und eine war sogar in anderen Umständen, was mit zum Mordmotiv gehört.

Aber, wer ist der Tote und bleibt es bei einem? Letzteres wollen wir nicht verraten, aber der Ermordete ist zu Beginn des Romans der strahlende Held. Jeder, Mann und Frau, muß sich in den gut aussehenden Mann verlieben, weil er mit einem herrlichen Tenor gesegnet ist, der hier immer nur der Allerweltsschnulze, Puccinis NESSUN DORMA! gilt, was halt wirklich ein herrliches Stück Musik ist. Dieser Schönling und Sänger steht an einem Wendekreuz seines Lebens, doppelt: privat und beruflich.

Zum Ärger seines Mentors, Signor Benini, eines Musiklehrers, Gesangslehrers und Förderer von Lysander Caruso – nicht verwandt, nicht verschwägert mit dem Caruso und als junger Sänger durch einen Überfall an den Stimmbändern verletzt -, hat der junge Sänger einem windigen Impressario für eine Million Euro die Zusagen gegeben, dem Pop-Geschäft seine Stimme zu widmen. Nach seinem himmlischen Konzert und einer stürmischen Nacht mit seiner derzeitigen Freundin Chiara - die zum ersten Mal schon länger die seine ist und bleiben wird, blond und langbeinig sind die Damen alle gewesen -, wird er ermordet am Strand, unweit seines Hauses aufgefunden. Die Freundin liegt schlafend und voll Blut im Bett. Im Abfalleiner der Küche wird ein blutiges Messer mit ihren Fingerabdrücken gefunden. Seltsamerweise fehlt ihr Kleid. Aber das kann von einer eindeutigen Täterschaft nicht ablenken. Also wird sie eingebuchtet.

Chiaras beste Freundin ist Lucia und die ist gerade mit dem Deutschen Paolo Ritter dabei, das Hotel Il Cavaliere neuzueröffnen, das er von seinem an Krebs verstorbenen Bruder geerbt hat. Ritter ist mit einem Gedächtnis ausgestattet, das einen zwingt, alles zu behalten, was für die Aufklärung von Taten natürlich passend ist. Diese Tätigkeit übte er bisher für das LKA in München aus. Nun ist Cervia, nahe Rimini, sein neuer Wohn- und Arbeitsort. Zutrauen kann er sich das nur, weil die Italienerin Lucia die gesamte Küche übernimmt, aber auch bei der Renovierung des heruntergekommenen Hotels Regie führt. Natürlich wissen wir Leser von Anfang an, daß wir und Lucia wissen, daß die beiden füreinander bestimmt sind. Aber Männer..., ich sag’s ja, hier wir eine Plattitüde nach der anderen abgearbeitet, aber auf charmante Weise.

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Info:
Sani Scarpa, Tod in Rimini, Paolo Ritter ermittelt, Polaris, Rowohlt Verlag 2022
ISBN 978 3 499 00472 8