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Volker Klüpfel und Michael Kobr lassen nun an der Côte d'Azur ermitteln

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das war wirklich das letzte Mal, daß ich mich auf Klüpfel und Kobr eingelassen habe, weil ich den vielen, die ihre Bücher kaufen und die tollsten Kommentare dazu schreiben, geglaubt hatte. Wie kann man derart beliebt sein und solches vorhersehbares Zeug schreiben, das als Grundlage eine Ansammlung von ziemlich primitiven Vorurteilen jeglicher Art: nationaler, geschlechtlicher, beruflicher etc. hat.

 

Das Autorengespann ist Kult für die, die mit Kommissar Kluftinger im Allgäu Mörder und andere Verbrecher zur Strecke bringen, was schon elfmal der Fall war. Kein Wunder, daß sich die Autoren eine Auszeit davon nehmen und nun im genauso beschaulichen Frankreich mit Guillaume Lipaire, wie sich der Deutsche Wilhelm Liebherr, der hier hängenblieb, nennt. Dabei wird jedem Einheimischen klar, daß er aus Deutschland stammt, nicht nur des Akzentes wegen, sondern auch wegen seiner unangenehmen Eigenschaft: er ist extrem pünktlich und erwartet das von jedermann. Was ständig Thema wird, denn er hat als Beaufsichtiger einer Siedlung von Ferienhäusern einen Termin nach dem anderen.

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Er ist sowohl zuständig für die Belegung der Häuser, die unterschiedlichen Privatleuten gehören, denen gegenüber er Rechenschaft ablegen muß und er muß auch dafür sorgen, daß Dinge, die kaputt gehen, wie Birnen in den Lampen oder eine tropfende Wasserleitung, noch schlimmer eine Verstopfung in der Toilette, von ihm behoben werden oder er die richtigen und billigen Handwerker umgehend besorgt. Was nicht zu seinen Aufgaben gehört, ist, unter der Hand entweder die Häuser selber zu bewohnen oder solche Leute einzuquartieren, von denen die Besitzer nichts wissen. Der Witz daran ist, daß dieser deutsche Wilhelm Liebherr sich Guillaume Lipaire nennt. Alles klar?

Auf diesem Niveau, einer oberflächlichen nationalen Zuschreibung geht es mit den anderen Personen weiter. Aber genauso oberflächlich sind die innerfranzösischen Konfliktlinien. Da geht es gegen den Adel, der zu oft identisch ist mit den Besitzenden, den richtig Reichen, die wie im Feudalismus eine Ausbeutergesellschaft betreiben. Das Schlimme daran ist, daß dies ja durchaus stimmt, die alte Geldschicht ist in Frankreich mit dem neuen Geld eng verschwistert, aber das geht doch nicht so primitiv ab, wie hier zusammenphantasiert.

Die Geschichte? Ehrlich gesagt ist die im Krimi eher Nebensache. Und albern dazu. Also, Guillaume hatte wieder einmal das Haus der reichen Adelsdynastie zweckentfremdet, die sich ankündigen, also will er rasch saubermachen, findet dort aber eine Leiche, die nun schnell entsorgt werden muß. Das Beste an der Geschichte sind seine Helfershelfer, die witzig sind und auf der er angewiesen ist. Das ist dann erst mal ein running gag, die Leiche, die in einen Teppich eingewickelt erst am Ufer – ach so, wir sind in Port Grimaud, wo rundherum nur Wasser ist – deponiert, wo sie aber auffällt, also weiter weg versteckt wird. Daß sie irgendwann auftaucht, weiß auch der Krimiunerfahrendste. Doch die eigentliche Geschichte ist dann ein Rätsel, hinter dem sich ein großer Schatz verbirgt, dem im Wettbewerb der reiche Adel mit den Kleinganoven hinterherhechtet.

Das soll eine neue Reihe werden. Dann allerdings bitte bessere Geschichten und nicht so läppische nationale Vorurteilsstrukturen.

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Umschlagabbildung

Info:
Klüpfel, Kobr, Die Unverbesserlichen. Der große Coup des Monsieur Lipaire, Seitenzahl 496, Ullstein Verlag 2022
ISBN: 978 3 550 20144 8
Preis: 24,99 €