Leonie Kramer läßt in WOLLWUT den Handarbeitsclub ermitteln

Wenn Stricken mit isländischer Wolle die Morde besser aufklären hilft, Teil 1/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zufälle, die soll es doch nicht geben? Oder gilt: das Leben und das Lesen besteht aus lauter Zufällen? Von Seiten des Verlages wurde ich auf diesen Regionalkrimi aus Bayern aufmerksam gemacht, der die beiden Ermittler Ariadne, Motor des Madlfinger Krimi- und Handarbeitsclub(MKHC) und Besitzerin eines Wolladens und Kommissar Tim Wallenstein in den Mittelpunkt stellt, die hier das zweite Mal ermitteln. Ich hatte zwar um den ersten Band gebeten, weil man dann das Geschehen schneller und besser begreift, was auch zugesagt wurde, aber da dies vergessen wurde, kann ich nun bestätigen, daß man auch mit dem zweiten Band direkt einsteigen kann.

Schnell wird klar, daß die beiden ineinander verliebt sind, aber sich das weder selbst, noch einander eingestehen. Sie, Ariadne, kommt aus Island, wo ihr Bruder Hakon Wallenstein als Urlauber aufgenommen hat, mit ihm gefischt und das Meer unsicher gemacht hatte. Tim kommt direkt aus dem dortigen Urlaub beim Bruder, den ihm ja Ariadne empfohlen und der ihm einfach gut getan hatte. Er kommt zurück, fängt in der neuen Dienststelle in Murnau an und ist gewillt, sich Ariadne zu nähern. Doch es kommt erst mal anders.

Die Mitglieder des Handarbeitsclub, Pauline (Kinderbuchautorin), Ottilie (Tierärztin), Irmingard (Messnerin), Sarah, Helga, Camilla, und andere, wollen sich sich im Moorbad Bad Kohlgrub entspannen, aber sie wollen genauso Wellness und Workshops im Färben zu Wollness verbinden.

Manchmal sind sie sehr gewollt, die sprachlichen Bemühungen, wie, daß die Fortbildung in Moorbad ursprünglich BLAUMACHEN FÜR ANFÄNGER UND FORTGESCHRITTENE heißen sollte, jetzt aber WIR TREIBEN’S BUNT lautet, aber insgesamt ist das eine witzige Idee, wie die Autorin die Welt der Farben zu den komischsten Wortspielen führen, die die Leserin gleich mitmacht und miterfindet. Aber wie gesagt, manchmal ist es zuviel. Was in Erinnerung bleibt ist auch die liebevolle Gestaltung des Romans.

Endscheidend ist natürlich die Handlung, wobei man richtig aufpassen muß, den Hauptzug mitzubekommen und die Nebenlinien richtig einzuordnen. Mit dem Blau über Blau getönten Kopf eines Toten in der Moorwanne beginnt die Mordserie. Ja, ist es überhaupt ein Mord oder hat den Übergewichtigen der Schlag getroffen oder ein Infarkt sein Leben beendet? Doch eh die Haupthandlung Fahrt aufnimmt, wird sie abgebremst, aber wiederum auf witzige Weise durch Arne. Das ist der Kollege und Freund aus Köln, woher Tim gerade gekommen ist. Arne will bei ihm Urlaub machen und ist das alternative Männerbild zu Tim: raumgreifend mit Körperkult, leicht anzüglich, aber herzenswarm, anpackend, laut, und besonders Damen gegenüber sehr zuvorkommend. Er mischt die Steife, die Wallenstein um sich verbreitet auf und daß er flugs mit der aus der Bäckerei liiert ist, hätte man sich bei dessen grundsätzlicher WOLLUST denken können. Aber denken Sie dran: der Krimi heißt WOLLWUT und da kommen die beiden sich doch immer wieder ins Gehege, sprich: die Handlung bleibt auf der Strecke, weil die netten Geschichten des literarischen Personals ausufern.

„Was reimt sich auf Stricken?“ Übrigens unendlich viele Wörter, nicht nur das, was Ihnen als Erstes einfällt! Aber das ist eine Schreibmethode, die Leonie Kramer (Pseudonym) wirklich perfekt beherrscht und die immer wieder sprachliche Exzesse bringt, die komisch sind.

Also, wie war das mit der Handlung? Wir schweigen drüber, erzählen aber weiter, daß der Club schnell ermittelt, daß der Tote im Moorbad der heimische Versicherungsvertreters war und jetzt die Suche nach dem Motiv mit voller Pulle losgeht. Die Krimi-Lösung wird gefunden, eine für Arne, damit er hier bleiben kann, auch und für Tim und Ariadne, ha, das ist ein sogenannter Cliffhanger, denn mitten in die gewollte Zweisamkeit wird klar, der nächste Fall liegt auf der Matte.

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