ttt“ über den Umgang des Westens mit dem IS am Sonntag, um 23.05 Uhr

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Bilder vom Islamischen Staat (IS), von schwarzgewandeten jungen Männern, die mordend den Irak und Syrien erobern, halten uns seit Monaten in Atem und drohen nun in der medialen Dauerflut schon wieder ihre Wirkung zu verlieren. Der IS sei eine Terrormiliz aus dem Mittelalter, die man mit Bomben auslöschen müsse, so in etwa lautet die westliche „Analyse“ des Phänomens.

 

Aber stimmt diese Einschätzung? Die italienische Terrorismus-Expertin Loretta Napoleoni widerspricht vehement. In ihrem Buch „Die Rückkehr des Kalifats – Der Islamische Staat und die Neuordnung des Nahen Ostens“ zeichnet die Autorin nicht nur den Weg von IS nach, der zurück gehe bis in die koloniale Aufteilung des Nahen Ostens vor 100 Jahren und seine Geburtsstunde gefunden habe in der verheerenden Irak-Invasion der USA und ihrer Verbündeten 2003. Napoleoni gibt auch völlig neue und geradezu schockierende Antworten auf die Frage: „Wie umgehen mit dem IS?“

 

ttt – titel, thesen, temperamente“ hat Loretta Napoleoni in ihrer Heimatstadt Rom befragt, warum sie den Westen auffordere, „endlich Realpolitik zu machen und sich darauf einzustellen, mit dem IS in Verhandlungen zu treten“. Die Sendung kommt am Sonntag, 1. März, vom Hessischen Rundfunk (hr) und ist um 23.05 Uhr im Ersten zu sehen; es moderiert Evelyn Fischer.

 

Napoleoni, die an der Johns-Hopkins-Universität in den USA Internationale Politik studiert hat, weltweit Regierungen und Think Tanks berät und als Erste den Umfang der globalen Terrorökonomie berechnet hat, behauptet, dass der IS erfolgreich dabei ist, einen Staat zu gründen. Der IS reiße die von der gesamten arabischen Welt als willkürlich und demütigend empfundenen einstigen kolonialen Grenzen nieder und habe durch sein Versprechen, den ausgegrenzten und in Krieg und Chaos lebenden Muslimen in der ganzen Welt einen eigenen Staat zu schaffen, in dem sie selbst über ihr Schicksal bestimmen, eine große Anziehungskraft. Napleoni spricht sich vehement gegen Bombardierungen aus, weil man damit den IS nicht auslöschen, sondern „abermals den Westen zum Feind der arabischen Bevölkerung“ machen werde. Loretta Napoleoni glaubt, dass der Terror des IS nicht das Ziel, sondern „nur“ Mittel zum Zweck sei, einen regulären Staat zu gründen.

 

 

Außerdem bei „ttt“:

 

Als die Soldaten kamen“ – Warum über die Vergewaltigungen am Ende des Zweiten Weltkriegs immer noch geschwiegen wird: „ttt“ hat mit betroffenen Frauen und der Buchautorin Miriam Gebhardt über die Kriegsverbrechen gesprochen, von denen lange niemand etwas hören wollte

 

Das Mädchen Hirut“ – Die Geschichte einer jungen Äthiopierin, die ihren Peiniger erschoss: „ttt“ hat die Dokumentarfilmerin Charlotte Metcalf in London getroffen und nach den realen Hintergründen der Kinogeschichte befragt

 

Das Beste zum Schluss – Rembrandts Spätwerk im Amsterdamer Rijksmuseum: „ttt“ hat sich dieses mediale Großereignis nicht entgehen lassen

 

Superstar der hohen Töne – Warum Countertenor Philippe Jaroussky den Dichter Verlaine besingt: „ttt“ hat Philippe Jaroussky in Paris getroffen.

 

Foto: Loretta Napoleoni, hr/Rotpunktverlag/Peter Hodsoll