Serie: Deutscher Buchpreis 2012 startet mit den 20 durch die Jury ausgewählten Romanen, Teil 1

 

Claudia Schulmerich



Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Alle Jahre wieder! Wir sind mitten drinnen im Geschehen, das dereinst eine alte Tradition genannt werden wird. Mit der ersten öffentlichen Äußerung der Jury zum Deutschen Buchpreis 2012 geht auch der Startschuß zum Bücherherbst, zum Preis selber und damit der Buchmesse in Frankfurt am Main einher. Der Sommer ist, obwohl endlich da, literarisch schon wieder vorbei.

 

Die Hauptarbeit der durch den Börsenverein initiierten Jury liegt hinter ihr. Denn sie mußte die 20 Romane – im Gegensatz zum Schweizer Buchpreis werden in Deutschland nur Romane, also keine Kurzgeschichten oder Essays prämiert – aus immerhin 162 eingesandten Büchern auswählen. Die Vorgaben sind jeweils dieselben. Es müssen Erstveröffentlichungen auf Deutsch sein – also egal, in welchem Land veröffentlicht, so es auf Deutsch geschieht - , die zwischen dem Monat der letzten Buchmesse, dem Oktober 2011 und dem 12. September 2012 erschienen sind oder noch erscheinen. Am 12. September wird dann der nächste Schritt erfolgen, wenn die letzten Sechs ausgewählt sind und die eigentliche Schlacht um den Deutschen Buchpreis stattfindet. In den letzten Jahren waren die Jahrgänge oft sehr dicht beieinander in der Qualität, wobei Literatur zu den Dingen im Leben gehört, die zutiefst den Menschen in Bereichen anspricht, die nicht immer durch Deuten und Qualifizieren durch Argumente einen Konsens in der Beurteilung erreicht. Das ist gut so.


Jurysprecher Andreas Isenschmid (Neue Zürcher Zeitung am Sonntag) führt zur vorgenommenen Auswahl an: „Am verblüffendsten an unserer Longlist ist wohl ihre Welthaltigkeit, kaum eine Dimension, die nicht vorkommt: die große Liebe und der avancierteste Kapitalismus, die Erfahrung des Heiligen so gut wie Schocks der Kälte und Einsamkeit. Unsere zwanzig besten Romane greifen aus: in den Jemen, nach Nordafrika, nach Polen und nach Argentinien, ins gänzlich Imaginierte sowieso. Und überraschend viele versuchen sich an geschichtlichen Bestandsaufnahmen der Bundesrepublik in den 50er, 60er und 70er Jahren. Der Jury fiel es nicht leicht, aus der großen Zahl starker Bücher ihre Auswahl zu treffen". Er fügte hinzu: „Die Jury diskutierte lang, kontrovers – und durchwegs freundschaftlich. Sie einigte sich auf eine Liste, auf der Alte Meister neben noch wenig bekannten, jüngeren Autoren stehen.“                                                     

 

 

Die nominierten Romane (in alphabetischer Reihenfolge):

 

·         Ernst Augustin: Robinsons blaues Haus (C. H. Beck, Januar 2012)

 

·         Bernd Cailloux: Gutgeschriebene Verluste (Suhrkamp, Februar 2012)

 

·         Jenny Erpenbeck: Aller Tage Abend (Knaus, September 2012)

 

·         Milena Michiko Flašar: Ich nannte ihn Krawatte (Wagenbach, Januar 2012)

 

·         Rainald Goetz: Johann Holtrop (Suhrkamp, September 2012)

 

·         Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der Birken liebt (Hanser, Februar 2012)

 

·         Wolfgang Herrndorf: Sand (Rowohlt.Berlin, November 2011)

 

·         Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen (Frankfurter Verlagsanstalt,

September 2012)

 

·         Germán Kratochwil: Scherbengericht (Picus, Februar 2012)

 

·         Ursula Krechel: Landgericht (Jung und Jung, August 2012)

 

·         Dea Loher: Bugatti taucht auf (Wallstein, März 2012)

 

·         Angelika Meier: Heimlich, heimlich mich vergiss (Diaphanes, März 2012)

 

·         Sten Nadolny: Weitlings Sommerfrische (Piper, Mai 2012)

 

·         Christoph Peters: Wir in Kahlenbeck (Luchterhand, August 2012)

 

·         Michael Roes: die Laute (Matthes & Seitz Berlin, September 2012)

 

·         Patrick Roth: Sunrise (Wallstein, März 2012)

 

·         Frank Schulz: Onno Viets und der Irre vom Kiez (Galiani Berlin, Februar 2012)

 

·         Clemens J. Setz: Indigo (Suhrkamp, September 2012)

 

·         Stephan Thome: Fliehkräfte (Suhrkamp, September 2012)

 

·         Ulf Erdmann Ziegler: Nichts Weißes (Suhrkamp, August 2012)

 

 

Auf die Schnelle sieht man im Überblick erst einmal, daß überraschend viele männliche Autoren dabei sind, denn in den letzten Jahren waren es immer wieder Frauen, die die Literatur bewegten. Da gibt es die Älteren, die bekannt sind, aber auch schon bekannte Junge und auf der Sechserliste aufgeführte wie Clemens J.Setz. Das fällt ebenfalls sofort auf, wie häufig Suhrkampautoren dabei sind, gleich fünf Mal. Dagegen ist der Hanser Verlag, ansonsten überaus häufig auf den Auswahllisten; diesmal nur mit Olga Grjasnowas DER RUSSE IST EINER, DER BIRKEN LIEBT vertreten. Das nun wiederum ist ein sehr schönes Buch, ungewöhnlich vom Inhalt her und der Ansprache an den Leser. Wir berichteten darüber im Zusammenhang mit dem Frankfurter Literaturfestival LAKONIE UND LEIDENSCHAFT.

 

Dieses Buch kennen wir deshalb auch am besten, haben in andere hineingeschaut, freuen uns gleich mal, daß auch kleinere Verlage wieder dabei sind wie Jung und Jung, haben aber nun die Aufgabe uns erst einmal schlau zu machen und zu recherchieren, auch, welche Titel eingereicht waren, aber nicht zum Zuge kamen.. Es kommt also noch eine weitere ausführlichere Beschreibung der zwanzig ausgewählten Titel und spätestens dann ab 12. September wie immer die Sechserliste in je eigenen Besprechungen, bis am Montag, 8. Oktober, am Vorabend der Buchmesse der Deutsche Buchpreis im Frankfurter Römer vergeben wird, worüber wir dann das achte Mal berichten werden, denn seit dem Jahr 2005 hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels aus guten Gründen einen solchen Preis ins Leben gerufen, denn er bündelt das Interesse für Literatur, facht es weiter an und hat gegenüber den Übersetzungen ins Ausland durch solche Vorgaben bessere Karten. Wir sind dabei.

 

Info:

 

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2012 gehören neben Andreas Isenschmid an: Silke Grundmann-Schleicher (Buchhandlung Schleichers, Berlin), Oliver Jungen (freier Kritiker), Dirk Knipphals (die tageszeitung), Stephan Lohr (Norddeutscher Rundfunk), Jutta Person (freie Kritikerin) und Christiane Schmidt (freie Lektorin).

 

Von den Titeln der Longlist benennen die Juroren in einem nächsten Schritt sechs Titel für die Shortlist, die am 12. September 2012 veröffentlicht wird. Erst am Abend der Preisverleihung erfahren die sechs Autoren, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht. Der Preisträger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro.

 

Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Partner des Deutschen Buchpreises sind Paschen & Companie, die Stiftung der Frankfurter Sparkasse, die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland. Die Preisverleihung findet am 8. Oktober 2012 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur übertragen die Preisverleihung live im Rahmen von „Dokumente und Debatten“ auf den LW 153 und 177 kHz, der MW 990 kHz, als Livestream im Internet unter www.deutschlandradio.de sowie im Digitalradio DAB+.

 

Anlässlich der Nominierung der Longlist-Titel gibt die MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, eine Wirtschaftstochter des Börsenvereins, das „Lesebuch zur Longlist Deutscher Buchpreis 2012“ heraus. Darin werden Leseproben und Hintergrundinformationen zu den auf der Longlist nominierten Romanen veröffentlicht. Es ist ab kommender Woche in vielen Buchhandlungen erhältlich.

 

www.deutscher-buchpreis.de.