Der Schriftsteller Henky Hentschel ist tot

 

Felicitas Schubert

 

Berlin (Weltexpresso) – Auf Kuba lebte er, auf Kuba starb er, schon am 20. August des Jahres, der deutsche Schriftsteller Henky Hentschel, wie erst jetzt bekannt wurde. Er schrieb als Beatnik und er wuselte als Fernsehautor und Journalist durch Kuba, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig von Kuba zu berichten.

 

Literarisch gehört Henky Hentschel zur Beat-Generation. Seine Romane sind von klarer, manchmal brutaler Sprache und schonungsloser Wirklichkeitsdarstellung gekennzeichnet. Sein Stil und seine Themen legten es nahe, daß man ihn mit der schriftstellernden Beat-Legende Charles Bukowski verglich. Er hat in vielen Verlagen veröffentlicht, so z.B. bei Heyne, Hoffmann und Campe, Werner Pieper, Beltz und den Kulturmaschinen, die jetzt von seinem Ableben informierten. Die Kulturmaschinen brachten sein zuletzt erschienenes Werk heraus, den Roman MEXIKANISCHE ROSSKUR – ODER: AM STILLEN OZEAN. Die geplante Fortsetzung muß nun unterbleiben.

 

Henky Hentschel wurde 1940 in Ulm geboren und studierte Soziologie und Ethnologie. Nach dem Studium war er Mitbegründer der Antidrogenkommune RELEASE HEIDELBERG, der ersten in Deutschland. Anschließend lebte er 13 Jahre auf der italienischen Insel Elba, wo er einen ökologischen Bauernhof betrieb. Seit 1990 hielt er sich dauerhaft in seiner Lieblingsgegend, der Karibik auf. Erst in Guadeloupe und Guatemala, seit 1994 in Havanna, wo er auch starb unter Umständen, über die man nichts weiß, und wo er auf dem Cementerio Christóbal Colón begraben wurde.

 

Sein Name war durch journalistische Arbeiten weithin bekannt, er arbeitet für das ZDF, das WDR-Fernsehen, den WDR-Rundfunk, den Süddeutschen Rundfunk, den Stern, Spiegel, Playboy, für Tempo, GEO und Merian, eine durchaus ansehnliche und unterschiedliche Palette. Regelmäßig erschienen auch Beiträge von ihm in der ZEIT, der Süddeutschen Zeitung, Preußische Allgemeine Zeitung und in DIE WOCHE.

 

Seine zahlreichen Bücher brachten unterschiedliche Genres, richteten sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene und fast immer kam seine Faszination für die Karibik zum Ausdruck, aber auch seine Erfahrungen als Glücksspieler und Aussteiger. Insbesondere das Buch SALSA EINER REVOLUTION, mit Fotos von Sven Creutzmann bei Zweitausendundeins und ZOCK:DAS SPIEL. DER KICK. DER ABSTURZ bei Pieper und the Grüne Kraft.

 

Der Fotograf und Journalist Sven Creutzmann schrieb in seinem Nachruf vom 5. September 2012 in der Süddeutschen Zeitung: „Jetzt, Mitte, Ende der Neunziger, ist Hentschel endlich angekommen. Er lebt, vielleicht als einziger Auslandsdeutscher, wirklich unter den Kubanern und beschreibt dies in brillanten Texten in Büchern und Reportagen. (…) Vorletzte Woche nun hat sich Henky Hentschel unter rätselhaften Umständen endgültig aus dem Staub gemacht, ähnlich wie sein Alter Ego am Ende der „Häutung“. Diesmal nicht unterwegs auf eine neue Karibikinsel, sondern irgendwohin, um dort nach neuem Ärger Ausschau zu halten.“



Die Bezeichnung Beatnik wurde übrigens nach dem Zweiten Weltkrieg für die Richtung der amerikanischen Literatur der Beat-Generation erfunden. Er lehnt sich an den von den Russen damals ins Weltall geschossenen Sputnik an. Hentschel aber ist sowohl mehr als auch weniger gewesen. Vielfältiger und schwer einzuordnen.