Literarische Auszeichnung für Ricarda Junge und Paulus Böhmer in Frankfurt

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „ Der Robert-Gernhardt Preis ist eine Erfolgsgeschichte“, äußerte Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, als er den diesjährigen Preis der Autorin Ricarda Junge und dem Lyriker Paulus Böhmer in Frankfurt übergab.

 

Die mit insgesamt 24.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, die unter dem Dach der Landesbank Hessen-Thüringen das Fördergeschäft des Landes Hessen verantwortet, gestiftet und soll den Preisträgern die Realisierung literarischer Projekte ermöglichen.

 

Das Besondere an den Preisträgern ist, daß beide selbst aufs Engste mit der Literaturförderung in Hessen verbunden sind: Paulus Böhmer war Mitbegründer des Hessischen Literaturforums und dessen langjähriger, profilgebender Leiter. Ricarda Junge, zweimalige Preisträgerin des literarischen Schreibwettbewerbs „Junges Literaturforum Hessen-Thüringen“, war für einige Jahre Mitarbeiterin im Hessischen Literaturforum. Beide Preisträger pflegen bis heute enge Verbindungen zum Hessischen Literaturforum, sei es als Referent, Gast oder auch als Autor für die Literaturzeitschrift „L - Der Literaturbote“, sagte Jung.

 

Er fügte hinzu: „Der Robert Gernhardt Preis ist schon heute eine Erfolgsgeschichte. Die literarischen Projekte der Preisträger der ersten drei Jahre wurden inzwischen vollendet und veröffentlicht – zwei Lyrikbände und vier Romane liegen bereits vor.“ Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, sagte: „Nicht zuletzt spielte für uns bei der Preisbegründung die Überzeugung eine Rolle, daß die hessische Förderbank eine Verantwortung für den Standort Hessen trägt und zwar nicht nur für den Wirtschaftsstandort, sondern auch für das kulturelle Leben in unserem Land.“

 

Die1979 in Wiesbaden geborene Ricarda Junge erhält den Preis für ihr Romanprojekt „Die letzten warmen Tage“, die Geschichte einer Frau, einer Beziehung, eines Kindes. Sie veröffentlichte bisher den Erzählband „Silberfaden“ (2002) und drei Romane „Kein fremdes Land“ (2005), „Eine schöne Geschichte“ (2008) und „Die komische Frau“ (2010). Für ihre Arbeit erhielt sie bereits verschiedene Auszeichnungen. Die Jury begründete ihre Auswahl u.a. mit: „Ricarda Junges Romane erzählen von deutscher Gegenwart und Vergangenheit, ohne einem platten Realismus zu verfallen. Stets ist ihnen ein doppelter Boden eigen.“

 

 

Paulus Böhmer, 1936 in Berlin geboren, schreibt und malt seit 50 Jahren und hat ein großes Lebenswerk geschaffen. Seine bisher letzten Veröffentlichungen sind „Kaddish I – X“, „Kaddish XI – XXI“ (2002/2007), „Fuchsleuchten“ (2004), „21 Briefe an Froilleins“ (2008) und „Am Meer. An Land. Bei mir.“ (2010). Den Robert Gernhardt Preis 2013 erhält er für sein Lyrikprojekt „Zum Wasser will / alles / Wasser will weg“, ein episches Langgedicht zur Geschichte der Welt mit der eingearbeiteten fiktiven Lebensgeschichte eines Einzelnen. Über ihn sagt die Jury: „Paulus Böhmer ist ein sprachmächtiger Solitär in der deutschen Gegenwartslyrik, der seit Jahrzehnten an einem großen Opus arbeitet.“

 

 

Die Preisverleihung wurde musikalisch umrahmt vom „Jürgen Wuchner Trio“. Es spielten die hessischen Jazzpreisträger Bob Degen (Piano), Janusz Maria Stefanski (Drums) und Jürgen Wuchner (Kontrabass und Kompositionen). Die Laudatio auf die Preisträger hielt der Literaturkritiker und Journalist Christoph Schröder. Das ist das eine.

 

 

Das andere ist, daß das absolut gemischte Publikum die Preisverleihung schon immer nutzt, um lange und intensiv miteinander zu reden und zu feiern. Das macht diese auf so wunderbare Weise genutzte Industriehalle leichter als anderswo, nicht nur, weil die Raucher draußen im Freien und Dunklen wie auf einem anderen Stern sind. Tatsächlich ist es rundherum schwarz und nur die weiteren Teile der Naxoshallen ragen aus dem Nachthimmel empor. So nah an der U4 Merianplatz und dennoch so abgeschieden. Auch das ist eines der Geheimnisse von Frankfurt, das sich leider immer mehr herumspricht, weil immer mehr diese einst von Auswärtigen gemiedene Stadt 'gut' finden. Drinnen ist es warum und gemütlich und die anregenden Gespräche beim Wein der Bockwurst und dem Handkäs hören gar nicht auf. Hausherr Willy Praml vorneweg.

 

 

 

INFO:

 

Die erstmals 2009 vergebene Auszeichnung ist nach dem Dichter und Zeichner Robert Gernhardt (1937-2006) benannt. Die bisherigen Preisträger sind Peter Kurzeck, Andreas Maier, Elsemarie Maletzke, Christian Golusda, Thomas Gsella, Mattias Göritz, Andreas Martin Widmann, Pete Smith und Frank Witzel.

 

Der Robert Gernhardt Preis 2014 wird Anfang November 2013 ausgeschrieben.