Bildschirmfoto 2022 06 20 um 23.30.25Der neue Newsletter des Hessischen Rundfunks für Hessen, Nr. 11

hessenschau update, Anna Lisa Lüft

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wie sind Sie heute zur Arbeit gekommen? Ich wage mal eine Prognose: mit dem Auto. Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes ist der Bestand zuletzt nämlich weiter gestiegen. Während 2012 noch 56 Autos auf 100 Einwohnerinnen und Einwohner kamen, waren es Anfang dieses Jahres schon 61. Lässt die Verkehrswende also noch auf sich warten? Das nimmt meine Kollegin Michelle Goddemeier in den nächsten Tagen unter die Lupe. In einer sechsteiligen Reihe blickt sie auf die Maßnahmen, die Hessens Städte ergreifen – und ob sie ausreichen. Wie empfinden Sie die Verkehrssituation in Ihrem Wohnort? Verraten Sie es uns hier!

Hanau-Ausschuss streitet mit Generalbundesanwalt

Wären die Morde von Hanau zu verhindern gewesen, bei denen ein 43-Jähriger neun Menschen aus rassistischen Motiven erschoss? Dieser und weiteren Fragen geht seit einem Jahr ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss im hessischen Landtag nach. Der Vorsitzende Marius Weiß (SPD) zog heute eine Zwischenbilanz und kam zu dem Schluss: "Das ist kein gewöhnlicher Ausschuss." Das schließt Weiß nicht nur aus der enormen Menge an Material, das gesichtet werden muss und an dem öffentlichen Druck, unter dem der Ausschuss steht, sondern auch an Streitigkeiten mit Generalbundesanwalt Peter Frank. Dabei geht es unter anderem um Videomaterial, das den Mitgliedern des Untersuchungsausschusses bisher nicht zur Verfügung gestellt wurde. Notfalls wolle man die Herausgabe einklagen, kündigte Weiß heute an.

Die Trauer nach dem rassistischen Anschlag in Hanau war groß. Bild © Heiko Schneider


Durchsuchungen wegen Hassbotschaften im Netz

Ende Januar sind im rheinland-pfälzischen Kusel zwei Polizeibeamte getötet worden. Im Netz sollen nach der Tat mehrere Personen in Social-Media-Posts auf den Plattformen Facebook, Instagram, Telegram und TikTok die Morde "gefeiert" oder die Verstorbenen öffentlich beleidigt haben. In 15 Bundesländern gab es deshalb heute Durchsuchungen und Vernehmungen. In Hessen gerieten sechs Männer in den Fokus der Ermittlungen. Das ist wohl der Plattform "Hessen gegen Hetze" zu verdanken, über die Bürgerinnen und Bürger Beleidigungen im Internet melden können.


Neuer Antisemitismus-Vorwurf gegen documenta

Seit Anfang des Jahres wird über möglichen Antisemitismus bei der diesjährigen documenta diskutiert. Die Organisatoren der Weltkunstausstellung mahnten dabei immer wieder an, sich die "Problemkunst" doch erst einmal anzusehen, zuletzt Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) bei der Pressekonferenz zur Eröffnung in der vergangenen Woche. Man müsse bei Kunst immer erst genau hinsehen, sagte er.

Nun sind drei von insgesamt 100 Tagen der Weltkunstausstellung vorbei, viele Besucherinnen und Besucher schauten am vergangenen Wochenende sehr genau hin – und entdeckten das: Ein großformatiges Banner des Künstlerkollektivs Taring Padi, das auf dem Friedrichsplatz in Kassel zu sehen ist, reproduziert jahrhundertealte antisemitische Stereotype. Nicht nur Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt – der sich bislang hinter die Schau gestellt hatte – sah darin antisemitische Hetze. Auch Claudia Roth (Grüne), Kulturstaatsministerin der Bundesregierung, und die hessische Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) sahen darin eine "antisemitische Bildsprache". Roth forderte die documenta-Leitung auf, die "notwendigen Konsequenzen" zu ziehen.


Eintracht-Profi Hinteregger irritiert erneut

Und auch diese Debatte ebbt nicht ab: Seit fast zwei Wochen sorgen die Verbindungen von Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger zu einem rechtsextremen Politiker in seiner österreichischen Heimat für – milde ausgedrückt – Irritationen unter den Frankfurt-Fans. Nun hat der 29-Jährige in einem Interview erneut Stellung bezogen und sich als Opfer dargestellt. Er könne nicht alles von seinen diversen Geschäftspartnern wissen und sei zu lange aus Österreich weg, um sich mit der dortigen Politiklandschaft auszukennen. Er sprach außerdem von einer medialen Hetzjagd gegen ihn – und merkte an, dass die Freiheitliche Partei Österreich (FPÖ), der Sickl angehört, weniger schlimm sei als die AfD in Deutschland. Tatsächlich wird der rechtspopulistischen FPÖ immer wieder Nähe zum Rechtsextremismus vorgeworfen.


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Eins noch...

Wenn Sie wegen des Berichts über Hetze im Netz nach den Polizisten-Morden von Kusel (zurecht) mal wieder über die sozialen Medien geschimpft haben sollten, kann ich Sie mit dieser Meldung (Warnung: Der Artikel zeigt Spinnentiere!) vielleicht etwas versöhnen. Ein österreichischer Biologe hat dank Social Media nämlich schon zum zweiten Mal eine unbekannte Milbenart entdeckt. Japanische Twitter-User hatten auf der Plattform jeweils Bilder der Spinnentiere gepostet. Forscher Tobias Pfingstl identifizierte sie in beiden Fällen als bislang unbekannte Art. Die sozialen Medien können also ab und zu auch ganz nützlich sein und einen Beitrag zur Forschung leisten.

Ab morgen übernimmt mein Kollege Sven-Oliver Schibat wieder diesen Newsletter. Haben Sie einen schönen Abend!


Foto:
Links ein Bildausschnitt des Banners, verbreitet auf Twitter vom Nutzer Thorsten Sommer. Rechts das Banner, davor Aufstellpuppen
© Taring Padi / Instagram