Die OBs von Aschaffenburg, Frankfurt und Mainz trumpfen regional mit stärkerer Zusammenarbeit

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das hatte schon was, als der Protokollchef der Stadt, Karlheinz Voß, im Frankfurter Römer den auf dem Weg von Aschaffenburg nach Mainz in Frankfurt haltmachenden OBs Klaus Herzog, Hausherrn Peter Feldmann und Michael Ebling die an den Wänden hängenden Ganzkörperporträts der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation vorstellte, wobei das Deutsche erst erst im Laufe des 15. Jahrhunderts hinzugefügt wurde.

 

Sicher war auch den anwesenden Journalisten einiges neu, denn für die Frankfurter sind die Kaiser ab Karl dem Großen, die hier erst nur gewählt, später auch hier gekrönt wurden, an den Wänden Gewohnheit, sie führen aber zentral auf das zu, was durch die gemeinsame Aktion der drei Oberbürgermeister wiederbelebt werden soll: die Kraft, die aus der gemeinsamen Geschichte auch für die Gegenwart erwachsen kann, besinnt man sich erst einmal auf diese. Immerhin habe in seiner Amtszeit von 14 Jahren kein Frankfurter Oberbürgermeister, ja, auch keine Oberbürgermeisterin!, den Fuß nach Aschaffenburg gesetzt, geschweige denn diesen nach Frankfurt eingeladen, betonte Klaus Herzog.

 

Das dies nun anders ist, paßt zu einem neuen Politikstil in der Region, den Peter Feldmann auch „im Kleinen“ praktiziert. Denn sein Besuch in der kleinen Stadt Neu-Isenburg, direkt nach Süden an Frankfurt angrenzend, war ebenfalls der erste eines Frankfurter Oberbürgermeisters. Es geht aber nicht um Stil allein, es geht um das politische Verständnis, daß man national und international nur mithalten kann mit den großen Metropolregionen hierzulande und in der Welt, wenn man durch Zusammenarbeit im wirtschaftlichen, logistischen, touristischen und kulturellen Sektor die rund 5 Millionen Einwohner von Rhein-Main, von Mainz bis Aschaffenburg in die Waagschale werfen kann. Und wie viel Kraft man aus der blühenden Region schöpfen kann, wenn man gemeinsam vorgeht, betonte der Frankfurter OB Peter Feldmann unter dem heftigen Nicken seiner Amtskollegen.

 

Wie sehr jedoch Stil und Politikinhalt eine Melange eingehen, hörte man dem vertrauten Gesprächston an, zeigt aber auch die Volte von Peter Feldmann, der, selber am Steuer, den Mainzer Amtschef abgeholt hatte, mit ihm nach Aschaffenburg gefahren war, dort gemeinsam die repräsentativste Erinnerung an die Kurmainzer Zeit, das Aschaffenburger Schloß, besichtigt hatte, mit den dortigen Lokalgrößen über die Intensivierung der Zusammenarbeit im Bereich Wohnen und Nahverkehr gesprochen hatte, den Aschaffenburger OB in den Wagen dazulud und nach Zwischenstation im Römer nach Mainz fuhr. Dort gab's einen Rundgang durch das Römisch-Germanische Zentralmuseum, dem sich auch der rheinland-pfälzische Finanzminister Carsten Kühl angeschlossen hatte.

 

Wie passend der Begriff „Kurmainzer Achse“ wirklich ist, wenn man im Miteinander heute die Region aufwerten, also attraktiver und den Zusammenschluß in regionalen Fördervereinen schlagkräftig machen will, zeigt die Geschichte. Denn lange saß der Mainzer Kurfürst, der in Personalunion auch Erzbischof von Mainz war, in seiner Hauptresidenz in Aschaffenburg, auf Schloß Johannisburg, von wo aus er bis an die Saale regierte. Denn dies war ein weltliches Amt, das wie Kurköln und Kurtrier im Heiligen Römischen Reich spätestens nach1356, als die Goldenen Bulle es festschrieb, das alleinige Recht besaß zusammen mit dem Pfalzgraf bei Rhein, den Markgrafen von Brandenburg, den Herzögen von Sachsen und dem König von Böhmen den römisch-deutschen König und Kaiser zu wählen. Kurmainz nahm dabei territorial eine besonders große Fläche ein. Das, was 1806 dann mit dem freiwilligen Auflösen des Reiches durch den letzten Kaiser Franz II. – aus Angst vor Napoleon, der verkündet hatte, er wolle das Heilige Römische Reich sozusagen französischer Nation fortsetzen, Mainz war längst von den Franzosen besetzt und der Kurfürst nach Aschaffenburg geflohen – als Reich endete,ist heute auf die drei Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern aufgeteilt. Wie sehr aber die jüngste Vergangenheit noch lebt, das zeigen nicht nur die Kurmainzer Wappen, von denen das Rad das auffälligste wurde, das auf Sesseln genauso prangt – wie an diesem Tag auf dem antiken Schreibtischstuhl des Frankfurter OB - wie auf vielen Gemeindewappen, wie zum Beispiel dem von Alzenau. Wer mehr darüber wissen will, sollte sich unbedingt auf nach Höchst machen, vor allem die älteste Kirche Frankfurts besuchen, die Justinuskirche, alles jahrhundertelang Kurzmainzer Gebiet.

 

Der politische Wille ist durch die drei Oberbürgermeister, alles Sozialdemokraten, ausgedrückt. Entscheidend sind nun die politischen Folgen für die vorhandenen vielfältigen regionalen Organisationen. Das gilt in erster Linie für die internationale Standortmarketinggesellschaft FrankfurtRheinMain FRM, das gilt aber auch für die beiden Kulturorganisationen Kulturfonds und KulturRegion. Während sich erstere mit einer Beteiligung von zwei Euro pro Bürger, was das Land Hessen durch Verdoppelung belohnt, um die sogenannten Leuchttürme der Kultur kümmert, also auch international Kunstinteressierte hierher lockt, versteht sich die KulturRegion, der drei Bundesländer übergreifende Zusammenschluß von rund 40 Städten und Kreisen der Region, stärker als unmittelbarer Ansprechpartner in der Region durch Organisieren gemeinsamer Aktionen wie beispielsweise der ROUTE DER INDUSTRIEKULTUR RHEIN-MAIN oder GARTENRHEINMAIN.

 

Aus Letzterer war unter anderem Mainz im vorherigen Jahr ausgetreten, was hier Unverständnis erweckte und der erst zwei Jahre im Amt befindliche OB von Mainz auch nicht so recht erklären konnte. Es herrsche außerhalb Frankfurts mehr oder weniger deutlich der Eindruck, daß „man immer nur achtspännig unterwegs sei“, sich die Stadt Frankfurt, mit dem Flughafen und der Messe, auch der Europäischen Zentralbank sowieso Magnet, von den anderen in der Region immer nur Geld und Unterstützung für sich selbst hole. Die angezielte Gemeinsamkeit sei immer von wieder von Eifersüchteleien torpediert worden. Klaus Herzog aus Aschaffenburg sprach das auch deutlich aus, daß alle Aufbruchsbemühungen um die bessere regionale Vernetzung und Vermarktung seit etwa zwei Jahren tiefe Müdigkeit befallen habe, so daß die durch Peter Feldmann ergriffene Initiative, die dem Wohnungsbau so diene wie der kulturellen Vernetzung und dem Ausbau der vorhandenen regionalen Gesellschaften, Priorität habe.

 

Am stärksten betonte dies der Oberbürgermeister, der auch am längsten im Amt sitzt: „Die Zeit drängt. Wir müssen Dampf machen!“, so Klaus Herzog. Peter Feldmann griff dies auf: „Mit den Wiedereintritten von Städten und Landkreisen in die neu strukturierte FRM haben wir eine Kettenreaktion angestoßen. Ich bin mir sicher, daß eine erfolgreiche Zusammenarbeit in wirtschaftlichen Fragen wie ein Funke auch auf andere Handlungsfelder überspringen wird.“