Serie: Aus den Schatzkammern der Goethe-Universität. Jubiläumsausstellung im MUSEUM GIERSCH: präsentiert vom 19. Oktober 2014 bis 8. Februar 2015 außergewöhnliche Stücke aus 40 Sammlungen, Teil 1

Anna von Stillmark

Franfkurt am Main (Weltexpresso) - „Ich sehe wunderbare Dinge“ sagte Howard Carter, als er 1922 zum ersten Mal im Tal der Könige ins Grab von Tutenchamun blickte. Unbekannte Schatzkammern verbergen sich auch in den Depots, Büros, Archivräumen oder auf den Dachböden, wo die über 40 Sammlungen der Goethe-Universität und ihrer Kooperationspartner lagern.

Millionen Objekte aus 4,6 Milliarden Jahren sind in über 100 Jahren Forschung und Lehre entstanden und gesammelt worden. Sie lesen sich wie ein Kaleidoskop der Erd- und Menschheitsgeschichte. Erstmals gibt die Jubiläumsausstellung zur Hundertjahrfeier der Goethe-Universität Einblicke in das breite Spektrum an Sammlungen der Geistes- und Naturwissenschaften, der Medizin sowie der Universitätsbibliothek und des Universitätsarchivs. Auch Objekte der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung werden gezeigt.

Die Goethe-Universität öffnet ihre Archive und Schatzkammern und zeigt die schönsten Stücke im Rahmen der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge“, die unter der Leitung von der Ausstellungsmacherin Dr. Charlotte Trümpler und Ihrem Team (Judith Blume, Dr. Vera Hierholzer) aus Wissenschaftlern und Studierenden kuratiert wurde.

 

DIE GOETHE-UNIVERSITÄT UND IHRE SAMMLUNGEN

Gemeinsam mit dem Industriellen Wilhelm Merton sowie großbürgerlichen – darunter vielen jüdischen – Mäzenen setzte sich der Frankfurter Oberbürgermeister Franz Adickes (1846 – 1915) viele Jahre lang für die Gründung einer Universität in Frankfurt ein, die 1914 schließlich eröffnet wurde. Neben der Stadt waren unter anderen die Akademie für Social- und Handelswissenschaften, der Physikalische Verein und die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft beteiligt, die die Anatomie, den Botanischen Garten und nicht zuletzt eine umfangreiche Bibliothek als Sammlungsgut miteinbrachte.  Andere Gründungsinstitutionen stellten der jungen Universität wichtige historische Buch- und Objektbestände wie die Rothschildsche Bibliothek und die Städelsche Abguß-Sammlung zur Verfügung.

Viele dieser historischen Sammlungen wurden leider im Zweiten Weltkrieg zerstört, einige haben die Kriege jedoch wie durch ein Wunder überlebt. Sie stammen auch aus der Anfangszeit der Universität und wurden von den ersten Professoren innerhalb ihrer Forschungen zusammengetragen, so die Moulagensammlung Karl Herxheimers oder die einzigartigen Gehirnpräparate, die Ludwig Edinger als Gründer der ersten Hirnforschungsstätte Deutschlands zusammenstellte. Ein weiteres Beispiel sind die meterlangen Kopien prähistorischer Felsbilder, die Leo Frobenius in den 1920er und 1930er Jahren in Afrika anfertigen ließ.

 

Die Sammlungen stehen damit sinnbildlich für 100 Jahre Forschung und Lehre der Goethe-Universität. So finden sich je nach Fachbereich Instrumente, Modelle und Präparate, Belegmaterial, historische und persönliche Dokumente, Audio-, Bild- und Filmquellen, darunter auch so überraschende Bestände wie das Jugendkulturarchiv oder das Comic-Archiv. Sie umfassen Dinge, mit denen Wissen produziert und vermittelt wird.

 

DIE AUSSTELLUNG

Im ersten Raum ist der Besucher eingeladen, einzigartige und wertvolle, ebenso wie unscheinbare und überraschende Gegenstände selber zu entdecken und so die Sammlungsvielfalt exemplarisch kennenzulernen. So ist der älteste Nachweis eines Menschen, der 2,4 Millionen Jahre alten Unterkiefer eines Homo rudolfensis aus Malawi (Afrika) zu bewundern, ebenso wie das älteste Ziehbilderbuch der Welt aus der Kinderbuch-Sammlung Walter Benjamins von 1825 oder ein vom berühmten Popkünstler Andy Warhol handsigniertes Plakat.

Nach der Konzentration auf das Einzelne betritt der Besucher einen Raum, in dem er hinüber geleitet wird in die Atmosphäre der nun folgenden, thematisch orientierten Sammlungsräume. Ein großes Regal sowie eigens für die Ausstellung hergestellte Fotografien von den Sammlungsräumen zeigen gefüllte Depots, Tausende von Filmrollen, Objekte in meterlangen Kellerregalen und gestapelte Kisten auf Dachböden. Gläser gefüllt mit Krebsen, Dünnschnitten, Embryonen oder Gewürzproben lagern nebeneinander und geben einen Eindruck von der schieren Menge an Objekten, die in den unbekannten Schatzkammern der Universität aufbewahrt werden.

 

Die weiteren Räume sind bewusst nicht nach einzelnen Sammlungen gegliedert, sondern nach übergreifenden Themen, die relevante Aspekte des menschlichen Lebens ansprechen und in den Sammlungsobjekten aufscheinen: Neugier, Glaube, Köpfe, Idealbild, Wanderung, Bewegung, Emotionen, Protest, Gewalt, Tod, Zeit. Die überraschende Gegenüberstellung von Objekten aus den verschiedenen Fachbereichen erzeugt spannende Dialoge. Sichtbar werden dabei einerseits Unterschiede und Brüche, andererseits Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte der verschiedenen Disziplinen und regen damit zu neuen Fragestellungen an (siehe die Zusammenstellung der 13 Themenräume).

 

Der Abschluss ist dem Thema Kaffee und einem kleinen Seitenblick auf den Fachhumor an der Universität gewidmet. Dieser von Studierenden mitgestaltete Raum präsentiert Objekte, die im Zusammenhang mit Kaffee stehen sowie eine neue Sammlungen von Kaffeetassen der Universitätsangehörigen. Der Besucher hat die Möglichkeit sich bei einer Tasse Kaffee auszuruhen, im Katalog zu blättern, sich in die neue Online-Plattform zu den Sammlungen zu vertiefen oder die Filme anzuschauen.

 

FILME

Zur Ausstellung sind insgesamt 41 Filme entstanden von Sophia Edschmid und Philipp Kehm mit Musik von Nicolas Gebbe, die die spannenden Forschungen der letzten 100 Jahre lebendig lassen werden. Sie erlauben dem Betrachter einen humorvollen Blick über die Schulter der Wissenschaftler in ihre aktuellsten Untersuchungen und hinter die Kulissen der Universität. Die DVD mit allen Filmen ist dem Katalog beigegeben.

 

Foto: Die Macher und Förderer der Ausstellung

 

 INFO:

PLATTFORM (www.uni-frankfurt.de/sammlungen) An einem Terminal ist die neue Online-Plattform abrufbar, die von der Studiengruppe „sammeln, ordnen, darstellen“ im Rahmen von Lehrveranstaltungen am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt wurde. Im Mittelpunkt der Plattform, die stetig erweitert wird, stehen anschaulich geschriebene Objekterzählungen von Studierenden.

 

KATALOG

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen mit Beiträgen von 400 Seiten, 500 farbigen und s/w Abbildungen, sowie einer DVD mit den 41 Filmen zum Preis von 20 Euro. 



ÜBER DIE UNI 

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 2014 feiert sie ihren 100. Geburtstag. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto „Wissenschaft für die Gesellschaft“ in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften.“

 

Mehr Informationen unter www2.uni-frankfurt.de/gu100