Nach 2500 Passivhaus-Wohnungen ein Plus-Energiehaus der ABG Holding

 

Heinz Markert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Stadt Frankfurt hat ein neues Glanzlicht aufzuweisen. In Zeiten, in denen der Renault-Konzern eines Twingo den neuen Renault-SUV bewirbt, der für nichts und wieder nichts Ressourcen verschleudert, nur um einem winzigen Männeken ein Gefühl von Macht zu vermitteln, ist in Frankfurt eine Plus-Energie-Wohnanlage entstanden, die der im Kotau vor fossilen Interessengruppen verharrenden politischen Nation als Vorbild und schrittmachende Lösung dienen könnte.

 

Unter 36 ähnlichen bundesweiten Projekten ist es das zur Zeit am stärksten zum Optimum hin strebende. Es dürfte auch weltweit zu den wenigen - noch - 'einzigartigen' gehören.

 

Das Haus hat 74 Mietwohneinheiten und liegt über ein schmal gestrecktes Grundstück von 150 x 9 Metern. Die Gesamtwohnfläche beträgt 6750 qm. Das Projekt war im Hinblick auf die ungewöhnliche Grundstücksvorgabe eine insgesamt ästhetische und flächenökonomische Herausforderung. Es arbeitet im 'Effizienzhaus Plus'-Standard, erzeugt in der Jahresbilanz mehr Energie als es verbraucht. Es war also nicht zutreffend, dass die Wärmepumpe soviel Strom verbraucht wie die Sonnenkollektormodule einholen - ein Einwand, den ein Architekt mir einst zornig entgegenhielt, der inzwischen aber auch schon längere Zeit ohne Aufträge bleibt.

 

Die Energie erzeugende Wohnanlage hat ein Pultdach, das 780 hocheffiziente Module der Photovoltaik trägt. Die Südfassade birgt eine Bänder-Fassadenphotovoltaik mit 350 Solarpaneelen. Ebenso ist eine in Glas integrierte Photovoltaik an der Stromgewinnung beteiligt. Der jährliche Stromertrag aus der Photovoltaik beträgt ca. 300.000 kWha/a.

 

Selbstverständlich arbeitet die Anlage nach dem Grundsatz der Wärmerückgewinnung, für die Wärmetauscher und Wärmepumpe stehen. Der Clou ist, dass nicht nur der ausgehenden Luft Wärme entzogen wird, um sie in frische Zuluft zurückzuspeisen, sondern dass auch auf der Länge des Wärmetauschers von 60 Metern über Abwasser Energie gewonnen wird, um die Wohnungen mit Heizung und Warmwasser zu versorgen. Der Rückgewinnungsansatz ist umfassend und schließt auch den Aufzug mit ein, der ebenfalls überschüssige Energie zurückspeist

 

Das Erdgeschoß birgt eine ins Projekt voll integrierte, d.h. mitversorgte Car-Sharing- und Pedelecs-Station. Die Fahrzeuge werden zusätzlich als Speicher für überschüssigen Strom genutzt.

 

Ein Touchpad-Display liefert den Bewohnern des Hauses den unmittelbaren Überblick ihres Verbrauchsverhaltens und regt dazu an, den Verbrauch situationsgerecht im Hinblick auf die aktuelle Stromerzeugung abzurufen. Auch die Relation zu den anderen Wohneinheiten wird in Echtzeit angezeigt. Die Wohnungen erhalten pro Einheit 1800 kWh 'geschenkt', um die Eventualität der freien Wahl der Strom liefernden Kompanie geschickt zu umschiffen. Die Miete beträgt pro qm 13,70 Euro, Verbrauch eingerechnet.

 

70 Prozent der Heizernergie lässt sich durch hoch entwickelte Wärmedämmung einsparen. Die Projektinformation besagt: „Nur die primäre Tragstruktur des Hauses besteht aus Stahlbeton ('Geschoßdecken und Schottentrennwände'). Die gesamte Dach- sowie Außenwandkonstruktion wurde in vorgefertigten Holzrahmenelementen erstellt. So läßt sich der Wandaufbau mit KfW-40-Standard mit rund 47 cm bei der Nordfassade (Eternitverkleidung) und bei der Südfassade mit rund 55 cm (Fassadenphotovoltaik mit Hinterlüftungsebene) dünner erstellen als in einer Massivkonstruktion“. „Dieses schafft auf dem schlanken Grundstück mehr vermietbare Fläche...“.

 

Der am Ort gewonnene Strom wird in einer Li-Ionen-Batterie im Untergeschoss gespeichert. „Dieser Puffer mit rund 250 kWh Kapazität dient dem Ausgleich von Angebot und Nachfrage an Elektrizität im Gebäude“. Die Wohnungen sind mit besonders sparsamen Haushaltsgeräten ausgestattet.

 

Das Lob auf das fertige Projekt hielten ABG Frankfurt Holding Vorsitzender der Geschäftsführung Frank Junker, der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann und die Bundesbauministerin Barbara Hendricks.

 

Das Projekt wird in einem Monitoring von 2 Jahren begleitet.

 

Mit dem vollendeten Projekt wäre die Dekarbonisierung im Land der Dichter und Ingenieure überzeugend eingeläutet. Bis 2050 100 Prozent Versorgung aus erneuerbaren Energien ist möglich, wenn die Nation nicht vor der Karbonlobby einknickt.

 

 

Info:

Eröffnung war am 08.07.2015 und wir hatten allgemeiner darüber am 9. Juli berichtet

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5098:barbara-hendricks-eroeffnet-europas-groesstes-effizienzhaus-plus&catid=80&Itemid=472