Wolfgang Kaus feiert am 23. Juli in Frankfurt seinen 80. Geburtstag, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nicht jedem wird diese Ehre zuteil, seinen Geburtstag und sei es auch der 80ste im schönen Römerhöfchen feiern zu dürfen. Und alle alle kamen. Daß an seinem Geburtstag derart schönes Wetter sei, wußte Wolfgang Kaus schon vorher. Aber hätte es geregnet, wäre es auch drinnen in den Römerhallen gemütlich geworden.

 

Richtig, die Römerhallen sind die Gewölbe unter dem Kaisersaal, in denen die Frankfurter Messe im Spätmittelalter und danach stattfand, wenn es draußen auf dem Römerberg regnete. Daß wir gleich historisch werden, hat nicht so sehr mit den 80 Jahren zu tun, die ja nur für uns Menschen so wichtig sind, aber nur einen Wimpernschlag in der Geschichte sind. Es hat natürlich mit der Örtlichkeit zu tun, denn im Römer seinen Geburtstag zu feiern, das hat sich der kleine Wolfgang damals in Hofheim auch nicht gedacht. Wie fern war damals für ein Kind im Taunus die Großstadt Frankfurt. Und daß er dereinst die Leute von der Bühne aus oder auch hinter ihr erfreuen würde, das wußte auch noch keiner.

 

Denn der größer gewordene Wolfgang machte erst einmal brav seine Mittlere Reife und machte seine Lehre als Industriekaufmann bei der Deutschen Philips, wo er dann, so war das früher immer, daß man übernommen wurde, in deren Schallplattenabteilung arbeitete. Längst waren seine Wünsche in eine ganz andere Richtung gegangen und tatsächlich waren – so denkt man heute – die Grenzüberschreitungen damals üblicher. Er war Mitglied der Studentenbühne der Frankfurter Universität geworden und gleichzeitig von 1958 bis 1960 an einer Schauspielschule in Wiesbaden.

 

Und dann ging die Post ab. Ab 1961 war er erst an den Städtischen Bühnen Frankfurt, dann ..ach, wir können die Stationen gar nicht aufzählen, aber zehn Jahre später hatte Liesel Christ in Frankfurt das Volkstheater gegründet und Wolfgang Kaus arbeitete mit, seit 1976 als Künstlerischer Leiter, was er 33 Jahre blieb.. Da waren die Großen: Shakespeare, Moliere, Goldoni und Beaumarchais– allerdings anders, als man sie kannte, nämlich auf Hessisch, in die Kaus sie transkribiert hatte, was bei den Aufführungen zu Lachsalven führte. Bei Goethe hatte man es leichter, den kann man gut auf Hessisch vortragen und Friedrich Stoltze ist sowieso der Frankfurter Lokaldichter schlechthin. Übrigens ein sehr guter.

 

Wir müssen viele Jahrzehnte überspringen, denn das Volkstheater schloß und seither arbeitet Wolfgang Kaus frei, mal ganz abgesehen davon, daß er seit 2000 ja eigentlich pensioniert wäre. Doch daran denkt keiner, er zuletzt. Warum auch. Im Sommer 2005 gab's einen großen Erfolg mit JEDERMANN von Hugo von Hofmannsthal. Vor dem Kaiserdom, auch eine grandiose Kulisse, kam auch Helmut Markwort, Herausgeber von FOCUS als Tod zu Wort. Zum hessischen Wort, denn der Darmstädter Markwort ist inzwischen als begnadeter Hessenbabbler zu Ehren gekommen.

 

Also war er mit seiner Lebensgefährtin Patricia Riekel, die immer noch Chefredakteurin der Bunten und damit überhaupt Leiterin aller Frauenmagazine des Burda Verlages, auch beim Geburtstag in Frankfurt dabei. Es gab noch weitere Auswärtige, aber die meisten waren hier aus der Stadt, alte Freunde, Kollegen und sonstiges Volk. Nur eine, eine fehlte. Das ist Jutta W. Thomasius, einst Kollegin der Frankfurter Neuen Presse, die inzwischen 92jährig in Wasserburg am Bodensee lebt. Dort übrigens putzmunter, denn Wolfgang Kaus erzählte, daß Jutta wie immer die Premieren der Bregenzer Festspiele besucht und schon ihre Kritiken geschrieben habe, die auch heute noch im alten Blatt erscheinen. Übrigens: Sonst trafen wir uns dort in Bregenz zu dritt: die aus Frankfurt, was nächstes Jahr wieder sein wird.

 

Wenn Leute feiern und es sich bei Wein, Weib und ohne Gesang gut gehen lassen, soll man sie in Ruhe lassen und nur erwähnen, daß es im Römerhöfchen das Stöffche gab. So sagt man in Frankfurt zum Äppelwoi und warum das erwähnenswert ist und eben nicht Eulen nach Athen Tragen ist, liegt daran, daß bei allen Empfängen der Stadt in der letzten Zeit alle möglichen Getränke ausgeschenkt wurden, aber kein Äppelwoi. Das Weingut der Stadt Frankfurt hat keinen, dafür viel Wein, der getrunken werden muß. Das Bier ist gesponsert, tja daß da noch kein Apfelweinlieferant gemerkt hat, daß er in eine Werbelücke stoßen könnte und im Römer den Äppelwoiausschenken könnte.

 

Aber, wir wollen nicht abschweifen. Um Wolfgang Kaus geht es und der hat sich was einfallen lassen, was auch nicht übel ist. Eigentlich wird ja das Geburtstagskind beschenkt und auf einer großen Theke waren die Geschenke auch alle versammelt. Aber er schenkte zurück!! Er hat eine Sonderausgabe zum 80. Geburtstag herausgebracht UND ES LOHNT SICH DOCH, die er für jeden Gast vorgesehen hatte. Eine noble Geste und wir haben gleich darin gelesen!

 

Was lohnt sich? Fragt man sofort und liest weiter: zu arbeiten, zu reisen, zu leben, seine Krankheit zu L(i)eben, seine Stadt zu mögen. Gleich am Anfang richtet er sich an die Leser, die sein erstes Buch nicht gelesen haben. MENSCH GIBT'S ALL SIN SE ANNERS. Ein Lebensbericht. Das ist im Societätsverlag erschienen und wir lesen weiter, da gibt es auch EIN LIEBESGRUSS AN FRANKFURT und – was wir überhaupt nicht wußten, auch Lesungen von Wolfgang Kaus, einmal natürlich Friedrich Stoltze, Wie er leibt und lebt und dann Karl Ettlinger, ...was des Karlche so geschriwwe hat. Beides werden wir uns besorgen und besprechen. Versprochen.

 

Zurück zu seinem Gastgeschenk, wobei uns auffällt, wie nett das Wort die Umdeutung schon mitmacht. Sonst schenkt man als Gast ein Geschenk, hier wird dem Gast ein Geschenk gemacht. Doppeldeutig dieses Wort also schon tief im Inneren. Das Buch ist interessant, weil es zum einen die Situation beschreibt, in der Wolfgang Kaus tot war. Echt. Er spricht nicht von Nahtoderfahrungen oder sonstwas. Sondern registriert erstaunt, daß die Ärzte ihm sagen, er war schon tot. Sicher lebt man danach anders. Das ist das eine. Das andere ist, daß er mehr von seiner Karriere der letzten Jahre erzählt. Denn er ist inzwischen in München mit den Inszenierungen von Texten von Daniel Glattauer ein Erfolgreicher geworden, zumal es Tourneen gibt. Aber das sollen Sie selber nachlesen in dem Buch, das über die Telefonnummer 069-98959735 oder über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

zu beziehen ist.

 

Gute Jahre, lieber Wolfgang Kaus!

 

FOTO:

Wolfgang Kaus, Regisseur und Schauspieler, © pia Stefan Maurer