Die grundsätzliche Lage und was Kulturdezernentin Ina Hartwig zu einer mögliche Verlegung der Frankfurter Bühnen meint, am Sonntag in hr2-kultur

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wer in der Region FrankfurtRheinMain zu Hause ist, hat die Aufgeregtheiten um das angeblich so marode Schauspielhaus - vgl. vorangegangenen Artikel - mitbekommen, wo plötzlich nach dem Abgang des bisherigen Kulturdezernenten auf einmal die Städtischen Bühnen zusammenfallen.

Das kann ja alles sein, aber es ist ein ungeheuerlicher Vorgang, warum das nicht noch zur Amtszeit des bisherigen Amtsinhabers Semmelroth, immerhin vis zum 1. Juli zehn Jahre,  politisch und öffentlich diskutiert wurde, sondern ein solches Mammutunternehmen als faules Ei ins Nest der neuen Kulturdezernentin lgelegt wird.

Was zu allererst zu klären ist, ist - glaubwürdig - die bauliche Situation. Und wenn diese durch Stückwerk zu reparieren ist, dann muß ein Plan her, wie man Baumaßnahmen so planen kann, daß der Spielbetrieb notfalls woanders gewährleistet ist. Denn auch das Schauspiel hat demnächst einen neuen Intendanten, der zusagte, als von einem Abriß noch nicht die Rede war. Muß dagegen abgerissen werden - noch mal in Kürze: heute gibt es die Doppelanlage Schauspiel und Oper als Städtische Bühnen. Bis zum Fliegerangriff im Zweiten Weltkrieg stand dort das 1902 eingeweihte Schauspielhaus (hier ein altes Foto) und die U-Bahnstation hieß auch zuvor: Schauspielhaus. Da die Oper Frankfurt am Opernplatz durch die Bomben eine regelrechte Ruine wurde, hatte man Anfang der Fünziger Jahre ans Schauspielhaus eine Oper drangebaut, beide Gebäude wurden von einer gläsernen Galerie zu einem Gebäude zusammengefaßt. Die sehr schöne luftige 50er Jahre Oper wurde durch Brand verwüstet und Anfang der Neunziger wiederaufgebaut. Die alte Oper dagegen wurde 1981, fast vierzig Jahre nach dem Krieg, zur AltenOper, einem Konzerthaus. - muß also die gesamte bisherige Anlage abgerissen werden, dann muß an derselben Stelle wieder ein Doppelhaus für Schauspiel und Oper entstehen.

Das hat nichts mit Traditionsbewußtsein oder Bequemlichkeit zu tun, daß man seinen Weg zum Theater oder der Oper nicht gerne verändert möchte, sondern mit der gesamten Infrastruktur, die auf Theater und Oper ausgerichtet ist. Natürlich wäre auch das alte Gelände der Degussa, das dem Theater gegenüberliegt und sogar bis zum Main reicht, ideal für ein neues Schauspielhaus/Oper gewesen. Das Gelände aber wurde verkauft und hat heute langweilige, weil stereoypischische fade Hochhäuser, die sich als Areal MAIN TOR nennen oder noch hochgestochener The Riverside Financial District (wirklich peinlicht!). Das wäre ein ideales Gelände für eine neue Theateranlage gewesen, die man hätte bauen können, während im maroden Teil der Betrieb so lange hätte weitergehen können, bis alles fertig ist. Das 2012 begonnene MAIN TOR steht vor der Fertigstellung. Das wäre es gewesen.

Da diese Chance verschenkt wurde, muß - falls es unumgänglich wäre - das jetzige Areal wieder für Theater und Oper bebaut werden. Unter Infrastruktur muß man eben auch das anliegende Museumsufer verstehen, das Einwohnern wie Touristen einen kulturellen städtischen Schwerpunkt bietet. Wenn wir die letzen Jahrzehnte vorüberziehen lassen, ist es die zehnjährige Ägide des damaligen Planungsdezernenten Martin Wentz, die substantiell die sinnvollsten Bauten bescherte. Seine Meinung zur gegenwärtigen Situation würden wir gerne hören! Daß mit Mike Josef nun ein Baudezernent gewählt ist, der sich auf seinen Vorgänger beruft, müßte beinhalten, daß wir bald ein öffentliches Wort von Martin Wentz hören. 


In der Diskussion um die Sanierung und damit ins Spiel gebrachte mögliche Verlegung der Frankfurter Bühnen hat sich auch die neue Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig im Gespräch mit hr2-kultur strikt gegen einen Umzug von Schaupiel und Oper ins Gallusviertel ausgesprochen.

In einer Voraufzeichnung des Gesprächs, das am kommenden Sonntag im „hr2-Kulturfrühstück“ gesendet wird, sagte Hartwig: „Der Standort ist eine gewachsene Tradition. Da schlägt nicht nur das künstlerische, sondern auch das gesellschaftliche Herz der Stadt. Das Ensemble von Schauspiel und Oper ist angebunden an das Museumsufer, an den Main, das gehört dahin, an den Willy-Brandt-Platz. Da würde ich mich jetzt schon mal eindeutig positionieren.“

 

Foto: Altes Schauspielhaus

Info:

Das komplette Gespräch ist am Sonntag, 24. Juli, um 9.05 Uhr in der Sendung „hr2-Kulturfrühstück“ zu hören und ist weiterhin als Podcast unter www.hr2-kultur.de abrufbar.