Vorspiel 2 zur Verleihung des 9. Tourismus-Preises: das Dom-Römer-Projekt


Heinz Markert


Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Etwas von einem Touristen-Highway soll es schon abbekommen, das Dom-Römer-Projekt, ein Projekt der Stadtplanung unter Markenkerngesichtspunkten, das die Besucher aus aller Welt nach Frankfurt locken soll. Was jetzt noch ein Halbrundweg ist, soll ein vollständiger Rundweg werden. Man rechnet mit 2 Millionen Besuchern (ergäbe ein Plus von um die 500 000 für den Römerberg).


Die Animation gibt einen ersten Eindruck von dem, was in gegenwärtigen Tagen entsteht: die bedingte Rekonstruktion eines Teils des alten Stadtkerns, die viel diskutiert, belobt, aber auch kritisiert wurde. Denn die Vergangenheit zu rekonstruieren ist ein fragwürdig Ding. Etwas von Fälschung schwingt unweigerlich mit.


Die Gemarkung in unmittelbarer Nähe zum Main hat, soweit überschaubar, eine Geschichte von zweieinhalbtausend Jahren, reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. Auf ihr befand sich eine germanische Adelsburg, eine römische Niederlassung und Station, später auch eine Königspfalz. Profund ist die urkundliche Erwähnung von 794 aus der Zeit Karls des Großen. Besonders reizvoll ist der Fund der Grabstätte der 2 Kinder, die außerordentlich fein verfertigte, gut erhaltene Grabbeigaben freigab.


Touristische Glanzpunkte sind der Krönungsweg, die Goldene Waage, der Hühnermarkt und – griffig formuliert – das Haus der Tante Melber (Haus zum Esslinger) wie auch das Neue Rote Haus und das Haus Rebstock. Eindrucksvoll ist das Haus zur Goldenen Waage, im Kern ist es gotisch, ruht aber auf einem Erdgeschoß mit hohen Balken. Der Stil der Renaissance (aus dem Jahr 1619) prägt das Bauwerk auf die ganze Höhe. Es vereint die Senkrechte mit der Waagrechten. Die Goldene Waage wird im ersten Stockwerk ein Museum enthalten.


Das alte Frankfurt hatte die größte gotische Altstadt Deutschlands. Die Tendenz war, im Geviert in unmittelbarer Nähe zum Main, beim Bauen immer höher zu wachsen, bis auf 26 Meter Höhe. Das gilt als unvergleichbar. Frankfurt war nie dörflich gewesen, es war schon immer städtisch.


In den erstehenden Häusern kann gewohnt werden, Hotellerie wird sich beigesellen, verschiedene Läden wird`s geben. Fast Food, `To Go´, O2-Shops und dergleichen für eine Lage wie diese. Unterirdisches soll außen vor bleiben, kleine Geschäfte dürften überwiegen. Die Wohneinheiten der 35 Häuser sind alle schon weg, außer ein paar mit wenig Fläche. Das Wohnen wird mit dem Erleben von Exhibitionismus in Verbindung gebracht, denn das kleine Viertel dürfte bevölkert sein. Das lang umstrittene Stadthaus birgt den archäologischen Garten, eine günstige Weiträumigkeit wird ihm zugeschrieben. Das Großräumige war schon mit der Aula Regia und den Konzilen verbunden, nicht zu reden von Messen, die hier auf dem Römerberg und im Römer stattfanden.


Fertiggestellt sein wird die Rekonstruktion Ende 2017. Es war schwierig, in einem beengten Gebiet die Baulogistik organisiert zu bekommen. Es galt zu improvisieren. Der Preis wird sich bei 200 Millionen bewegen. Das Anlagevermögen, das mit der Neuerstehung verbunden ist, sei nicht zu unterschätzen. Benachbarte Häuser wurden saniert. Mit Verpachten und Vermieten legitimiert sich das Erstandene auch rein wirtschaftlich. Man spricht vom Altstadt/Dom-Römer-Marketing. Damit bleibt ein starkes Wort nicht unerwähnt. Das Projekt zieht Freunde und Gönner an. Es wird berichtet, dass ein Scheck, der versprochen war, schon nach drei Tagen eintraf.

 

Foto: Original: Frankfurt Altstadt Goldene Waage, (c) wikipedia

Info:
www.Dom-Römer-Projekt.org