Eintracht Frankfurt schmettert Bayer Leverkusen mit 2:1 ab

 

Claudia Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Dies Hexenkessel zu bezeichnen, ist fast untertrieben. Denn, was am Samstagabend im durch die DFB-Strafe für gewalttätige Eintrachtfans um über 20 000 auf nur noch 27 950 Zuschauer reduzierten Waldstadion abging, brachte eine hier schon lange nicht mehr gesehene Dynamik und Leidenschaft – und einen Sieg dazu.

 

Sicher bewirkten Fehlentscheidungen des Schiedsrichters Thorsten Kinhöfer gegenüber der Eintracht zudem, daß sich die neuzusammengewürfelte, sprich: gekaufte Mannschaft der Mainmetropole – über die Neuzugänge berichten wir nach und nach - wie ein Mann aufbäumte und tatsächlich in der ersten Halbzeit und fast vollständig in der Zweiten das Tor der Leverkusener buchstäblich belagerten. Und das Ganze unter nicht nachlassendem Lärm, sprich Anfeuerungsrufe des reduzierten Publikums. Zu sehen war auf beiden Seiten ein offener Austausch, ein derart offensives und spielstarkes Spiel, kein Mauern und Verzögern, sondern leidenschaftliches Drauflosspielen und Versuche, die anderen auszuspielen und zu gewinnen.

 

Aus den vielen Chancen auf beiden Seiten ergaben sich folgende Tore: das 0:1 durch Stefan Kießling für Leverkusen in der 30. Minute, ein Abstaubertor und durch den bärenstark abwehrenden neuen Torwart Kevin Trapp nicht zu halten; dann in der 2. Halbzeit in der 57. Minute der Ausgleich durch Stefan Aigner und in der 82. Minute das Kopfball- und Siegestor durch Martin Lanig, der gerade 5 Minuten zuvor eingewechselt worden war und frisch vom 1.FC Köln kommt.

 

Der sichtlich zufriedene und entspannte Frankfurter Trainer Armin Veh hatte beim Einwechseln auch mit Stefano Celozzi Glück. Denn dieser hatte beim 2:1 Lanig die Vorlage geliefert. Das war schön anzusehen, daß alle Frankfurter – insbesondere die Spieler – endlich einmal mit sich und ihren Leistungen zufrieden waren. Sie durften es sein, weil das kein Zufallserfolg schien, sondern bei allem Glück, den Tore immer bedeuten, doch hart erarbeitet worden war. Das Erfolgsrezept hieß heute nicht nur, nach vorne marschieren und schießen, sondern vor allem: nicht aufgeben und nicht verzagen.

 

Denn das Fußballschicksal in Form des Schiedsrichters schien nicht nur gegen die Eintracht zu sein, sondern war es in außerordentlichem Maße. Gleich zwei Fehlentscheidungen, die ein sicheres und ein potentielles Tor bedeuteten, das gibt’s auch nicht alle Tage. Und wer danach vom potentiellen 4:1 sprach, liegt zwar richtig, müßte aber fortsetzen, daß auch die ebenfalls nach vorne spielenden Bayerspieler viele Torchancen hatten. Ja, die ließ der Schiedsrichter auch zu. Was man ihm ankreiden muß, sind zweierlei. In der 23. Minute hatte Stefan Aigner den Ball ins Tor geschossen. Den Abpfiff zuvor hatte man nicht hören können. Er erfolgte, weil Paßgeber Stefan Rode den Ball aus dem Aus gespielt hätte. Wir sahen zwei Videoaufzeichnungen. Auf der einen schien dies so zu sein. Auf der anderen war der Ball noch eindeutig auf der Linie, was korrekt gewesen wäre.

 

Der zweite Vorfall ist noch eindeutiger und müßte bundesligaintern untersucht werden, weil die Maßstäbe für Rote Karten einheitlich bleiben müssen. Beim letzten Eintrachtspiel in Aue war spielentscheidend für das Aus im Pokal, daß sich Torhüter Kevin Trapp sowohl die Rote Karte wie auch einen Elfmeter einhandelte, als er einen gegnerischen Spieler berührte. In diesem Spiel säbelte der Leverkusener Schlußmann Bernd Leno dem langen Alex Maier die Beine weg, so daß dieser zu Fall kam. Es gab weder einen Elfmeter, noch eine Rote Karte. Es ging einfach durch Abstoß weiter. Das muß geklärt werden, denn solche Entscheidungen sind ja nicht nur spielentscheidend, sondern höchst irritierend.

 

Warum sich die Eintracht diesmal nicht ins Boxhorn jagen ließ, sondern wie in allerbesten Tagen – Erinnerung an den Sieg über Dortmund im Dezember 2010, bevor die Rückrunde ein Jahr lang in die Zweite Liga führte – frisch und schwungvoll und mit geradezu spielerisch herrlichen kleinen Einlagen aufspielte und einfach nicht aufgab, erklären kann man es letzten Endes nicht, sich nur daran erfreuen. Das war rundherum ein Fußballspiel, wie es sein soll. Bayer Trainer Sascha Lewandowski sah seine Mannschaft als zu eifrig an, sie habe so unbedingt gewinnen wollen, daß Ruhe und Abgeklärtheit gefehlt habe. Tatsächlich schienen die Leverkusener bei ihren Vorstößen sofort brandgefährlich, hatten aber an diesem Tag mit einer aufbegehrenden Eintracht einfach einen stärkeren Gegner, der verdient gewann.

 

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