f emojSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. August 2017, Teil 3

Hannah Wölfel

Berlin (Weltexpresso) - Emojis? Vor einigen Jahren fragten wir uns noch: Emo...was? Mittlerweile haben die kleinen Bildchen mit den Symbolen oder eingefrorenen Wesen die Smartphones erobert, sie unterstützen die Kommunikation ihrer Besitzer oder haben sie gleich ganz übernommen.

„Emoji - Der Film“ zeigt das Leben dieser und anderer digitaler Gestalten in unseren Elektrogeräten. Darin schaffen sie zwar für uns, aber hauptsächlich sind sie wohl mit ihren eigenen Affären und Konkurrenzkämpfen beschäftigt. Das erklärt vielleicht auch die gelegentlichen Ausfälle unserer Geräte.

Aber der Reihe nach - im Phone des Schülers Alex wächst Gene heran, der Sohn cooler, gelangweilter Emojis. Er leidet darunter, dass er anders ist als die anderen Emojis, die nur ein einziges Gefühl verkörpern können. Seine überraschend vielfältigen emotionalen Ausdrucksformen kann er nicht beherrschen, ihm fehlt der Filter. In Textopolis ist das allerdings unerwünscht und gilt als Fehlfunktion. Die Chefin Smiler, Typ böse Märchenhexe, will ihn löschen lassen und jagt ihn mit ihren bösen Robotern durch das gesamte Smartphone-Universum. Dabei trifft Gene auf Hi-5, einen Freund, der ihm bei seiner Flucht hilft. Schließlich verliebt er sich in eine weitere Helferin, das Hacker-Emoji Jailbreak. Gemeinsam erleben sie schrille Abenteuer in diversen Apps, dem Papierkorb oder beim Versuch, in eine Cloud zu entkommen.

Der voll digitalisierte Film, der nur in Computern geschaffen wurde, spielt auf zwei Ebenen, hauptsächlich in den Tiefen des Smartphones sowie gelegentlich in der Menschenwelt. Hier besucht Alex eine High School und hat sich in eine Mitschülerin verliebt. Das gefühlvolle Emoji Gene hilft ihm am Ende, sie für sich zu gewinnen.

„Emoji - Der Film“ ist ein modernes Märchen: Gemeinsam mit einem Helfer flüchtet der Held und muss allerlei Prüfungen bestehen. Dabei kann er Listen anwenden, Fehler wettmachen, Holzwege gehen - bis er schließlich zu sich selbst findet und seine geliebte Jailbreak bekommt, die ihn liebt, weil er so gefühlvoll ist wie er eben ist. Alex geht es in der Menschenwelt genauso...

Kritiker werfen dem Film Klischees vor, aber Klischees wohnen auch den alten Märchen inne. Problematisch ist eher, dass er (scheinbar) unkritisch mit der reduzierten Bildsprache seiner Emojis umgeht. Aber man sollte ihn einerseits nicht kritisch überfrachten, in der Pressevorführung haben sich die kleineren Kinder und Erwachsenen - auch über die großartigen Figuren im Kindchenschema - mächtig vergnügt; nur die (befragten) Teenies fanden ihn „albern.“ Andererseits werden im Film wirkliche Gefühle ausschließlich mit deutlichen Worten ausgedrückt - dann nämlich, wenn Gene und Jailbreak endlich zusammenkommen oder in der Menschenwelt, wenn Alex’ Prinzessin es toll findet, dass ein Junge seine Gefühle zeigen kann.

„Emoji - Der Film“ ist durchaus einen fröhlichen Kinobesuch mit der ganze Familie wert, aber klar, er ist kein Arthouse-Film und hat auch nicht die humorvolle Poesie von, sagen wir, „Ice-Age“. Der unterhaltende Streifen macht, was er soll, ja, hilft uns sogar unsere Smartphones zu verstehen, weist aber auch auf die Veränderung unsere Kommunikation durch Emojis hin (siehe Info: Hintergrund).

Foto: Jailbreak, Gene, Hi5 © Sony Pictures

Info: 

„Emoji - Der Film“, USA 2017, 87 Minuten FSK 0
Regie Tony Leondis, deutsche Synchronsprecher*innen Tim Oliver Schultz, Christoph Maria Herbst, Anja Kling, Joyce Ilk
Bundesweiter Kinostart 3. August

Hinergrund:
Weltweit verwenden 90% der Benutzer von Smartphones Emojis, 60% sehr häufig. Es gibt von ihnen über 2.000, sie müssen durch die Organisation Unicode geprüft und genehmigt werden. Die Symbole stehen (noch) nicht für sich alleine, sie werden momentan immer im Sprachkontext genutzt und verstanden, dabei in Europa hauptsächlich zum Ausdrücken positiver Gefühle, hierzulande werden sie selten zum Schimpfen verwendet. Noch gibt es starke kulturelle Unterschiede bei der globalen Interpretation der Zeichen. Der weltweit oft verwendete erhobene Daumen gilt in arabischen Ländern als Beleidigung, das mit Daumen und Zeigefinger geformte O (für ok) in Südamerika als Schimpfwort.

Quelle:
Interview mit Keith Brodi Mitarbeiter im Londoner Übersetzungbüro für Emojis „Today Translations“ (Berliner Zeitung)