Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. November 2012, Teil 2

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Spielt DER DEUTSCHE FREUND in Argentinien und Westdeutschland und über einen Zeitraum von über 30 Jahren, so verbringen wir mit LORE nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Mai 1945 ein gutes halbes Jahr in Westdeutschland, auf der Flucht vom Schwarzwald oben zur nördlichen Küste.

 

LORE

 

Lore ( Saskia Rosendahl) ist die Älteste der Geschwister, die von den Eltern – er ein hoher SS-Offizier, sie eine Hitleranbeterin – ein verheerendes ÜberIch mit auf den Lebensweg bekam. Zum einen ist die Fünfzehnjährige– wie das Schicksal von älteren Geschwistern immer ist – für die anderen drei verantwortlich, zum anderen hat sie das faschistische Weltbild, selber etwas Besonderes zu sein und Minderbemittelte, Dumme, Arme, Kranke und Häßliche zu verachten und insbesondere Juden zu hassen, sozusagen mit der Muttermilch eingesogen.

 

Cate Shortland, australische Filmemacherin erzählt die Flucht der Kinder vom Elternhaus im Süden zu dem der Großmutter (Eva Maria Hagen) im Norden, quer durch ein Deutschland, das von den Siegern besetzt ist, wobei die Flucht der Kinder lange durch amerikanisches Gebiet geht, dann aber in englischer Besatzungsmacht endet. Das Ende ist nur der Anfang einer neuen Lore. Denn Lore zeigt uns bei ihrer Großmutter, daß sie unterwegs etwas gelernt hat. Sich nämlich selber Gedanken zu machen und einen Reim und nie wieder sich angepaßt oder sogar unterwürfig zu verhalten.

 

So lernen wie sie nämlich kennen, als fürsorgliche und tyrannische Ältere, die unter der harschen Mutter leidet und vom Vater anderes erwartet, als sie bekommt. Sie ist eine, die um die Liebe der Eltern buhlt und vielleicht deshalb noch prädestinierter als die Geschwister ist, deren Blut-und Boden-Spektakel und deren faschistisches Gesellschaftsmodell zu übernehmen und zwar so zu verinnerlichen, daß sie es für ihre eigene Auffassung und ihre selbstgefundenen Werte hält.

 

Wir erleben diese 'starken' Eltern beim Verbrennen von Beweismaterial ihrer Nazi-Vergangenheit, was nichts hilft, weil der Vater gefaßt und die Mutter lieber gleich ins Gefängnis geht. Lore soll die Geschwister zur Großmutter führen. „Das stimmt doch vorne und hinten nicht, das war doch ganz anders“, sagte die sehr viel ältere Kollegin nach einer Pressevorführung in Berlin. Ausgesprochen wütend war sie, sie, die ja dabei gewesen ist. Abgesehen von den vielen Wirklichkeiten, die es gab, ist für diesen Film das Wesentliche, daß wir im Kopf der Lore sitzen oder auch in ihrem Herzen oder Gefühlsleben. Auf jeden Fall wird alles aus ihrer Perspektive dargestellt.

 

Die vier Kinder leisten schauspielerisch Erstaunliches und wir verfolgen über Militärkontrollen in und zwischen den Zonen, durch Wiesen und Wälder, Hügel und Täler, mit Betteln und Lebensmittelklauen die Flucht gen Norden zu Fuß, zu Wasser, zu Militärtransport und im Zug. Die Kamera ist immer ganz dicht dabei und insbesondere die Natur ist überwältigend schön auf die Leinwand gekommen. Aber so ist das auch. Sie ist schön zum Anschauen und eine Gefahr für die Kinder, dann wiederum ein Versteck. Daß die Vier unterwegs Tote und Hingeschlachtete sehen müssen, gehört dazu, wie auch, daß ein Kind unterwegs sein Leben läßt. Es ist ein eindrucksvoller Weg durch Westdeutschland im Jahre 1945 und dies ist ein Schicksal, das nicht so einzig war, wie man es heute meint, denn viele Kinder waren nach dem Kriege auf sich gestellt.

 

Der Film hat immer wieder Fallstricke eingebaut, in denen man dann doch nicht verloren geht, wie in Thomas, diesem Fremden, der Lore irgendwie anzieht und gleichzeitig abstößt. Er ist Jude und kann mit seinem Judenstern im Paß die Kinder als seine angeblichen Geschwister über die Zonengrenzen bringen. Lore verachtet ihn. Er ist ja Jude und damit der Todfeind der Eltern, ihr eigener auch – und er ist trotzdem nett und fürsorglich zu den Geschwistern. Erst spät, zu spät, bekommt sie mit, daß er gar nicht der Paßinhaber war, also auch kein Jude. Allein diese Erkenntnis und die Folgen auf dem Gesicht der jungen Schauspielerin zu sehen, lohnt LORE.

 

Der Film ist eine Koproduktion zwischen Australien und Deutschland, hatte 2012 den PUBLIKUMSPREIS beim Filmfestival von LOCARNO erhalten, den hessischen Filmpreis im Oktober und ist von Australien für den Oscar 2013 des besten fremdsprachigen Films eingereicht.

 

SAG, DASS DU MICH LIEBST

 

Eine nicht seltene Situation. Eine berühmte französische Radiomoderatorin gibt die besten Lebensratschläge, sie selbst jedoch leidet noch als Vierzigjährige an der Lieblosigkeit und Vernachlässigung durch die Mutter, die sie zur Adoption freigab. Die leibliche Mutter wohnt auf einmal nicht weit von ihr und sie geht auf sie zu und alles ändert sich.

 

VIELLEICHT LIEBER MORGEN

 

Verfilmung des eigenen Briefromans DAS ALSO IST MEIN LEBEN durch Stephen Chbosky, wo zwei Jungen und ein Mädchen alle Möglichkeiten des Zusammenseins in den Neunziger Jahren eruieren.

 

 

SKYFALL

 

Mit diesem Bond haben wir noch etwas vor. Er soll im Zusammenhang mit einer ganzen Bondserie zum 50. Jahrestag des ersten Bonds besprochen werden.