Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. November 2012, Teil 2/2

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zwischen Leben und Film sind so viele grundsätzlichen Unterschiede, wie es auf einmal überraschende, nicht beabsichtige, peinliche oder auch nur zufällige Übereinstimmungen gibt. Das Paar Richard Burton und Elizabeth Taylor gehört in diesen Kontext und durch den Tod auch das Paar Susanne Lothar und Ulrich Mühe, zwei wunderbare deutsche Schauspieler.

 

NEMESIS

 

Die Gänsehaut hat erst einmal nichts mit dem Film zu tun, sondern mit den beiden Hauptdarstellern, Ulrich Mühe und Susanne Lothar, die nicht alt, beide gestorben sind. Sie waren ein Paar mit zwei Kindern. Der 1953 geborene Mühe, der gerade seinen Welterfolg mit seiner Stasi-Hauptrolle in DAS LEBEN DER ANDEREN und den Oscar 2007 noch erlebte - starb schon 2007 an Krebs, Susanne Lothar beendete ihr Leben im Sommer 2012. Die Gänsehaut verstärkt dann auch der Film, der beginnt, wie Susanne Lothar als Claire sich zum Überleben die Tabletten aus dem Mieder holt und in den Rachen wirft. Der Film ist schon 2006 gedreht worden und zeigt, wie auch eine heitere sommerliche Umgebung im Ferienhaus in Italien das Grauen in den Personen nicht unterdrücken kann. Es kommt davon, daß genau hier vor zwei Jahren Claires Schwester ermordet wurde, ohne daß der Mörder gefunden wurde. Aber wie sehr dies nur das vordergründige Grauen ist, zeigt der Film.

 

Der innere Kern ist nämlich die Entfremdung des Paares, die tatsächlich in Szenen einer Ehe alles hinter sich gebracht haben, was zu sagen, zu beschimpfen, zu erleiden und nicht zu vergessen oder vergeben war. Susanne Lothar gestaltet ihre Claire so, wie man es von ihr als niemals Aufgebende kennt, die eher ihren Schmerz beibehalten wird, als von ihrem Rechthaben auch nur ein Quantum abzurücken. Er, Ulrich Mühe, der hier Robert spielt, stellt die andere Seite der Medaille dar, ohne die das Leid der Ehefrau ja nicht sein könnte. Er ist derjenige, der sich ihrer Kontrolle entzieht, heimlich alles mögliche macht, auch Verhältnisse hat, eins nach dem anderen.

 

Nun kommt aber in dem Ehemelodram des Debüts von Nicole Mosleh noch die Krimihandlung hinzu. Diese ermordete Schwester war schöner, jünger, interessanter als Claire, was Robert sofort bemerkte, was wiederum Claire bemerkte, daß Robert es bemerkte. Kammerspielartig wird nun ein Amalgam aus bisherigen Zwisten, verbunden mit den Verdächtigungen zum Mord an der Schwester. Da zerfleischen sich zwei Menschen und dies auf höchst kunstvolle gekonnte Art. Was das mit dem Privatleben beider zu tun hat, ist für den Zuschauer eine logische, psychologisch folgende Frage, die niemand beantworten kann.

 

Als Grund für die Tatsache, daß der Film, der immerhin schon 2011 in Hof Premiere hatte, so verspätet in die Kinos kommt, werden juristische Querelen angegeben, die wir weder inhaltlich kennen, noch sonst etwas dazu sagen könnten.

 

 

DREI JAHRESZEITEN IN DER HÖLLE

 

Egon Bondy ist ein tschechischer nonkonformistischer Autor, ehemals im Untergrund, dessen literarischer Renner von 2010 jetzt verfilmt wurde. Es geht um die Aufbruchstimmung in Prag nach dem 2. Weltkrieg und einen, der als Grenzgänger erst für die Kommunisten/Sozialisten, dann gegen sie agiert. Der ansprechende Film beläßt aber die genaue Charakterisierung der Personen unscharf.

 

 

IM NEBEL

 

Ein zurückhaltender Film mit kargen filmischen Mitteln, der eine Novelle des Weißrussen Wassil Bykau unter der Regie von Sergej Losnitza erzählt. Es geht um Partisanen, Verrat, Nazis, Mord. Am Schluß sind alle tot. Unter die Haut gehend.

 

 

 

ROBERT-MUGABE – MACHT UM JEDEN PREIS

 

Dieser Dokumentarfilm zeigt einen ehemalige Helden, ein Idol im Freiheitskampf der Afrikaner, wie er zum Diktator wird. Er führte Simbabwe in hartem Kampf zur Unabhängigkeit. Was dann geschah, bis er zum verhaßten Diktator wurde, davon handelt der Film.