Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. Januar 2013, Teil 1/2

 

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Da müssen wir uns erst einmal entschuldigen. In der letzten Woche haben wir ausführlich DIE NACHT DER GIRAFFE vorgestellt, einen Film, den wir sehr mochten. Dabei bleibt es auch. Aber er läuft wie zwei weitere erst heute an. Unten der Link zum Artikel der letzten Woche.

 

 

 

DJANGO UNCHAINED

 

Auf den neuen Tarantino freuen sich die einen so richtig – wie wir - und andere finden die Filme des Quentin Tarantino übertrieben, kitschig und furchtbar gewalttätig. Letzteres stimmt, aber die Gewalt resultiert in jedem seiner Filme aus einer gesellschaftlichen Situation, die nach Gewalt schreit. Das bedeutet aber auch, daß Tarantinos, die so komisch, nachgerade zum Lachen reizend daherkommen, in ihrem Lachgepäck immer eine gehörige moralische Botschaft haben, aber eben ohne Moralin. Das ist das eine.

 

Das andere ist, daß die USA gegenwärtig in ihren Filmen wieder einmal eine gesellschaftliche Selbstvergewisserungsphase haben, an der sie uns mittels ihrer die Geschichte aufarbeitenden Filme teilhaben lassen, was für jeden denkenden und fühlenden Menschen von Nutzen ist und - wie gesagt, geht es um Tarantino - auch noch komisch ist, wie dieser äußerst unterhaltsame Film. LINCOLN, der Film von Spielberg, läuft nächste Woche an, der historisch noch davor spielende Django am heutigen Donnerstag. Es hat sich herumgesprochen, daß es hier um die Untat der Sklaverei in den USA geht und wie einer – nämlich Django, verkörpert von Jamie Foxx – sich dagegen wehrt und siegreich davon kommt. Strafverschärfend sogar mit seiner Frau ein gutes Leben führen darf, dabei war ihre gemeinsame Flucht Ausgangspunkt der Geschichte dieses Films.

 

Der Titel, der auf Deutsch heißen könnte, der entfesselte Django oder auch Django, der seine Ketten sprengt, ist natürlich eine Reminiszenz an den Italowestern Django von 1966, aber das kann man auch gleich wieder vergessen, denn der Film führt uns mitten in die unmenschlichen Verhältnisse in den Südstaaten, wo gerade Sklaven verkauft werden. Darunter auch Django, der gerade bei der Flucht erwischt, von seiner Frau Broomhilda getrennt wurde. Nun könnte man von vorne anfangen mit Dr. King Schultz, denn der bestimmt über weite Strecken des 165 Minuten langen Filmes das Geschehen. Eine Paraderolle für Christoph Waltz, der einen deutschen Ex-Zahnarzt spielt mit einer hinreißenden wackelnden Zahnskulptur auf dem Dach seiner Kutsche, der als Kopfgeldjäger unterwegs ist und dafür solch ein Mannsbild wie diesen Django gut gebrauchen kann.

 

Allerdings nicht als Sklaven, sondern als freien Mitarbeiter, was Anlaß so vieler komischen Nummern ist, weil auch ein gelernter Sklave bei allem Freiheitswillen erst einmal seine festgelegten Reaktionen hat. Hier aber soll er helfen, Weiße dingfest zu machen, die als Verbrecher staatlicherseits gesucht werden, weshalb Dr. King die Urteile für die Fieslinge jeweils im Plakatformat dabei hat. Das bringt übrigens unglaublich viel Geld! Wie der deutsche Freund und Zahnarzt nun dieser Unholde, die sich in der Regel verstecken, habhaft wird, ist die eine Seite, in der Christoph Waltz als cleverer und bauernschlauer Typ glänzt, wie er dann aber einerseits mit einer Charme-Offensive und andererseits mit logistischen Fähigkeiten und Waffenzielsicherheit diese dingfest macht oder erschießt, wie es gerade kommt, ist die andere Seite seiner Leistung, die ihm erst einmal den Golden Globe für die Beste Nebenrolle – eigentlich hier eine Hauptrolle! - einbrachte, den Preis der ausländischen Filmkritiker.

 

Aber offiziell ist ja Django der Held, der sich, nachdem gerade die – wie gesagt staatlich abgesegnet - Verbrecher dran glauben mußten, die seine übelsten Folterer waren und so einiges erledigt ist, traut, Dr. King zu bitten, ihm beim Raub seiner Frau zu helfen, von der er inzwischen weiß, daß sie beim Plantagenbesitzer Calvin Candie – süffisant und ekelhaft bekommt ihn Leonardo DiCaprio hin – arbeitet – und zwar im Haus, was immer was Besseres ist, als Sklave bei der Feldarbeit zu sein.

 

Warum Tarantino für sein Drehbuch ebenfalls den Golden Globe erhielt, hat sicher mit den irren Erzählsträngen zu tun, die die geschichtliche Wahrheit in ein persönliches Drama tauchen. Allein, die Geschichte der Broomhilde, die so heißt, weil sie von deutschen so genannt, auch Deutsch spricht und halt einfach Brünhilde sein soll. Deren Geschichte – frei nach Wagner – interpretiert dann Geschichtenerzähler Dr. King.

 

Was dann im Haus passiert, ist ein ununterbrochener Höhepunkt an echtem Drama und echtem Klamauk und richtig vielschichtig durch die Rolle des Stephen – Samuel L. Jackson - , der als schwarzer Hausbesorger die Interessen seines Herrn verinnerlicht hat und...aber das alles sollten Sie selber sehen. Es lohnt.

 

 

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