Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. September 2013, Teil 1

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Filme reagieren auf dreifache Weise auf die Welt und ihre menschliche Entwicklung. Entweder sind sie ihrer Zeit voraus, spielen in der Zukunft oder anderen Planeten oder auch zurück in historischem Ambiente oder sie machen Probleme der Gegenwart zum Thema, wie es dieser merkwürdige, aber eindrückliche Film mit  dem Frankreichflüchtling Depardieu vormacht.

 

 

CHORAL DES TODES

 

In einer Pariser Kirche wird der Leiter eines Kinderchores tot aufgefunden. Der Pfarrer zieht den frisch pensionierten Polizeikommissar Lionel Kasdan (Gérard Depardieu) zu Rate, der Mitglied seiner Gemeinde ist und in seiner neuen Situation nicht weiß, wozu er auf der Welt ist, zumal seine Frau, die ihm Leben bot, gestorben ist. Kasdan bemerkt die ungewöhnliche Todesursache: Das Trommelfell des Toten ist geplatzt. Die Spurensicherung findet eine verstörende Fußspur am Tatort, die von einem Kind zu stammen scheint. Kasdan beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

 

Kurze Zeit später taucht der vom Dienst suspendierte Interpol-Agent Frank Salek (Joey Starr) in der Kirche auf. Das muß man sich mal vorstellen, als Konstruktion. Zwei eifrige Ermittler, der eine außer Dienst, der andere suspendiert. Und das aus Gründen, die wir dann mitbekommen. Salek ermittelt in einem internationalen Fall von Kinderhandel und fand sonderbarerweise den Namen des Toten im Handy eines gesuchten Menschenhändlers. Salek und Kasdan bilden von nun an eine Zweckgemeinschaft und finden immer erschreckendere Details heraus. Dabei ist Salek weitaus tiefer in den Fall verstrickt, als er zugibt. Weitere Morde geschehen und erneut entdecken die Polizisten die seltsamen Fußabdrücke, diesmal sogar eine ganze Reihe. Sie ahnen, dass die Chorknaben der Schlüssel zum Fall sind.

 

Eine Spur führt die beiden unkonventionellen Polizisten zurück in Europas dunkelste Vergangenheit. Sie stoßen auf eine Verbindung zu untergetauchten Nazis in Chile, die in der „Colonia Dignidad“ Kinder gefangen hielten und diese für Folterzwecke manipulierten. Saleks und Kasdans Leben gerät in Gefahr, als sie der grausamen Wahrheit immer näher kommen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt…

 

Was als Inhaltsangabe ziemlich krude klingt, führt auf der Leinwand durchaus zu einer realistischen Geschichte, die ziemlich viel Probleme - Kinderschänder heute, früher, Naziversuche an Menschen und womit das eine mit dem anderen zu tun hat – in einen Strang binden kann, ohne daß man das allzu sehr als aufgesetzt empfindet. Es ist die Verfilmung des verstörenden Erfolgsromans des französischen Bestsellerautors Jean-Christophe Grangé. Das ist das eine.

 

Das andere ist das völlig uneitle Zusammenspiel von Frankreichs bekanntestem Schauspielstar Gérard Depardieu (MAMMUTH, ASTERIX & OBELIX, GREEN CARD) mit dem französischen Star-Rapper Joey Starr(POLIEZEI, 22 BULLETS). Sie bilden das explosives Team zweier unkonventionellen Polizisten, die in einer rätselhaften und schockierenden Mordserie in einer Pariser Kirchengemeinde ermitteln. Eine unglaubliche Spur führt zu den Chorjungen und was sich erst einmal als Aufarbeitung heutiger Pädophiler ankündigt, führt konsequent und etwas abenteuerlich in Europas dunkle Vergangenheit hin zu einem grausamen Komplott.

 

Regie bei CHORAL DES TODES führte der Franko-Amerikaner Sylvain White (ICH WERDE IMMER WISSEN, WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST, STOMP THE YARD). In weiteren Rollen sieht man u.a. Marthe Keller (MEIN BESTER FEIND, HEREAFTER – DAS LEBEN) und Rüdiger Vogler (ALICE IN DEN STÄDTEN, LISBON STORY).

 

Man kann den Film in Grund und Boden kritisieren und wundern uns selbst, warum uns das Geschehen als leicht irrationale, aber auch absurde Geschichte gefallen hat.

 

 

THE CONGRESS

 

Das herrliche Buch von Stanislaw Lem heißt „Der futurologische Kongreß“ und spielt in Wiesbaden. Aus dem kritischen Sciences Fiction wird ein ganz anderer Film, mit einer Vorgeschichte, die als Animation Hollywood spiegelt, aber eben auch in dessen Kategorien.

 

 

MICHAEL KOHLHAAS

 

Schon stark, was hier aus dem alten starrsinnigen, aber auch gerechtigkeitserheischenden deutschen Manne wird, wenn Mads Mikkelsen ihn verkörpert und das Ganze als Euro-Western einen richtigen Actionfilm ergibt.

 

 

BOTTLED LIFE

 

Kritische Dokumentation über das, was der Nestlé Konzern mit dem Trinkwasser macht, wenn er dessen Kapitalisierung fördert. Interessant, doch nicht kritisch genug.